Erstmals seit dem historischen Abkommen mit dem Vatikan ist in der Volksrepublik China ein katholischer Bischof geweiht worden. Es handelt sich um den 54-jährigen Liturgieexperten Antonio Yao Shun, neuer Bischof von Jining im Norden Chinas, wie der vatikanische Pressedienst Asianews am Montag meldete. Er wurde demnach in der Kathedrale von Jining von Paul Meng Qinglu geweiht, Erzbischof von Suiyüan (Hohot). Das Bistum Jining, auch als Ulanqab bekannt, liegt im Autonomen Gebiet Innere Mongolei. Es war seit dem Tod von Bischof John Liu Shigong 2017 vakant.
Die Weihe Yaos könnte ein Ergebnis des vorläufigen Abkommens zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China zur Regelung über die Ernennung von Bischöfen sein, so Asianews. Einige Gläubige gingen jedoch davon aus, dass Yao schon vor dem Abkommen von Papst Franziskus ernannt worden sei. Laut der italienischen Zeitung Avvenire (Dienstag) soll schon bald die nächste chinesische Personalie folgen. Demnach wird Xu Hong Wei neuer Bischof von Shanxi (Changzhi).
Vorläufiges Abkommen zur Regelung von Bischofsernennungen
Im September 2018 hatte der Vatikan mit Peking ein vorläufiges Abkommen zur Regelung von Bischofsernennungen geschlossen. In dem Zusammenhang hob der Papst die Exkommunikation mehrerer ohne seine Zustimmung geweihter Bischöfe auf, die allerdings von den chinesischen Behörden anerkannt sind. Umgekehrt erkennt Peking bislang nur wenige sogenannte Untergrundbischöfe an.
Yao wurde 1965 in Ulanqab geboren und nach dem Studium am nationalen Seminar in Peking 1991 zum Priester geweiht. Von 1994 bis 1998 spezialisierte er sich in den USA im Bereich Liturgie. Er war laut Asianews auch in der chinesischen Liturgiekommission tätig, etwa von 1998 bis 2004 als Sekretär. Danach wurde er Vizedirektor des Gremiums, das von der Patriotischen Vereinigung und dem Rat der chinesischen Bischöfe abhängt.
Teilung in zwei Gruppierungen
Schätzungen zufolge sind neu bis zehn Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch offiziell lediglich gut sechs Millionen. Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in erklärter Gemeinschaft mit dem Papst.
Der Vatikan hat in den vergangenen Jahren wiederholt Angebote formuliert, um die Beziehungen zu verbessern. Teile der chinesischen Katholiken warnen jedoch, der Vatikan drohe sich von Peking über den Tisch ziehen zu lassen.