Passgenau zum 100. Vereinsjubiläum gelang den Kiezkickern am 9. Mai der fünfte Aufstieg in die Liga Nummer eins. Eine der ersten Gratulantinnen war denn auch Hamburgs evangelische Bischöfin Maria Jepsen, die sich wiederholt als St. Pauli-Fan geoutet hatte. Sie zog die Verbindung zwischen dem Apostel, dem Verein und der St. Pauli-Kirche, die zur Fußball-WM 2006 unter dem Motto «Balleluja» zur Public-Viewing-Arena wurde. Pastor Martin Paulekun ist selbst echter Fan, mit Stammplatz in der Südkurve.
Engagement für ein friedliches Zusammenleben
Die Bischöfin trägt in ihrem Portemonnaie schon länger das Abzeichen «St. Pauli-Fans gegen Rechts», auf dem ein Hakenkreuz in den Papierkorb gekickt wird. Ihr imponiert vor allem das Engagement des Vereins für den Stadtteil und für ein friedliches Zusammenleben in Hamburg. «Toleranz und Weltoffenheit verbinden sich bei diesem Verein mit Unangepasstheit und Prinzipientreue», stellte sie fest.
Sie wünsche dem FC St. Pauli, dass er seiner Linie treu bleibe - und noch lange in der ersten Liga spielt.
Im legendären Millerntorstadion, das die St. Pauli-Fans in den vergangenen Jahrzehnten mit ihrer Treue und Euphorie zum «Freudenhaus der Liga» machten, werden künftig also wieder Top-Mannschaften wie der FC Bayern München, Schalke 04 oder Werder Bremen erwartet. Auch der Erzrivale Hamburger SV wird sich hier dem Derby stellen - Hamburg ist in der kommenden Saison die einzige deutsche Stadt mit zwei Erstligisten.
«Weltpokalsiegerbesieger»
Selbst Bayern-Präsident Uli Hoeneß outete sich zum Vereinsjubiläum als St. Pauli-Fan. Als der Verein 2003 in finanzielle Turbulenzen geraten war, habe er sofort ein Benefizspiel zugesagt: «Wir wollten etwas tun, damit dieser facettenreiche und multikulturelle Verein überlebt», schreibt Hoeneß in dem frisch erschienenen Taschenbuch des Rowohlt-Verlages «St. Pauli Unser». Ihm habe «unheimlich gefallen», wie die St. Pauli-Fans dieses Engagement honoriert hätten.
Mit den Bayern hängt auch der beinahe größte Erfolg der Vereinsgeschichte zusammen: In der Bundesligasaison 2001/2002 gelang dem Tabellenletzten St. Pauli im eigenen Stadion ein 2:1 gegen den FC Bayern, der kurz zuvor gerade Weltpokalsieger geworden war. Damals wurde vom Kiez-Club der Begriff «Weltpokalsiegerbesieger» geprägt.
Den ersten Meistertitel seiner Nachkriegsgeschichte holte St.
Pauli bereits 1947 - in der damaligen «Stadtliga Hamburg». Das Endspiel gegen den HSV wurde am Rothenbaum 3:2 gewonnen - zur Kiez-Elf gehörte auch Helmut Schön, der spätere Bundestrainer. Und am Spielfeldrand stand damals ein zehnjähriger «Buttje» namens Uwe Seeler.
Wochenlange Feiern
Nach den Aufstiegsfeiern vom vergangenen Wochenende beginnt das wochenlange Vereinsjubiläum am Samstag mit einem Spiel der St.
Pauli-Altstars gegen den englischen Fan-Verein «FC United of Manchester». Am Dienstag kommt mit Celtic Glasgow ein schottischer Premier-League-Club zum Benefizkick. Am 23. Mai lädt der Verein die ganze Stadt Hamburg in das «St. Pauli-Dorf» auf dem Heiligengeistfeld ein. Ausstellungen zur Vereinsgeschichte sind ebenso geplant wie Musik und Straßenfußballturniere.
Der FC St. Pauli feiert 100-jähriges Bestehen
Das Freudenhaus und der Apostel
An allen Spieltagen der ersten Bundesliga wird in der kommenden Saison stets vom christlichen Apostel Paulus die Rede sein. Denn der heilige Paulus gab nicht nur Hamburgs sündigstem Viertel rund um die Reeperbahn seinen Namen, sondern auch dem Fußballclub FC St. Pauli, der hier 1910 gegründet wurde.
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