Der Generalvorstand des Bonifatiuswerkes besucht Schweden

Eine Kirche im Aufbruch

Der Generalvorstand des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken besuchte in diesen Tagen Schweden. Die katholischen Christen in Schweden leben ihren Glauben in einer extremen Minderheitensituation.

Monsignore Austen, Bischof Arborelius und Georg Freiherr von und zu Brenken / © Bonifatiuswerk
Monsignore Austen, Bischof Arborelius und Georg Freiherr von und zu Brenken / © Bonifatiuswerk

Das 12-köpfige Entscheidungsgremium für die Vergabe der Mittel des Spendenhilfswerkes informiert sich dort unter der Leitung seines Präsidenten Georg Freiherr von und zu Brenken über die Situation der katholischen Kirche und begutachtet Projekte. 1,5 Prozent, rund 104.000 Einwohner, des skandinavischen Landes sind offiziell als katholisch registriert. Unterstützung in dieser schwierigen Situation erfahren sie durch das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Allein in den letzten fünf Jahren konnte das Hilfswerk Spendenmittel in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro für Projekte der katholischen Kirche in Schweden weitergeben.

Der katholische Bischof von Schweden, Anders Arborelius, verwies bei einem Treffen mit dem Generalvorstand auf die großen Herausforderungen der stetig wachsenden katholischen Kirche in dem skandinavischen Land. Aufgrund zahlreicher Arbeitsmigranten und Flüchtlinge, die aus aller Welt nach Schweden kommen, nehme die Zahl der katholischen Christen kontinuierlich zu. Eine der Hauptaufgaben sei deshalb, die in Schweden eintreffenden katholischen Christen zu empfangen und ihnen einen Ort der Beheimatung anzubieten. Die Integration der hinzukommenden Katholiken in die Kirche vor Ort gestalte sich jedoch nicht immer einfach, so Bischof Arborelius. Viele nationale Gruppen grenzten sich ab, so dass die Bildung einer einheitlichen katholischen Kirche in Schweden mit einer eigenen Identität, in der Katholiken aus vielen Nationen zusammenwirken, nur schwer zu verwirklichen sei. Gleichzeitig muss die finanzschwache Kirche die katholische Infrastruktur zügig ausbauen, zum Beispiel Kirchen kaufen und Kirchen bauen, um die wachsenden Gemeinden auch auf Dauer beheimaten zu können. Hier bedankte sich Bischof Arborelius für die Hilfe aus Deutschland. Ohne die Spenden, die das Bonifatiuswerk in Deutschland für die Kirche in Schweden sammelt, könnten diese Herauforderungen nicht bewältigt werden.

Eine Kirche im Wachsen

Der Präsident des Bonifatiuswerkes, Georg Freiherr von und zu Brenken, zeigte sich erfreut über die Aufbruchstimmung in der katholischen Kirche in Schweden. "Es ist ein ermutigendes Zeichen gerade auch für katholische Christen aus Deutschland, eine Kirche im Wachsen erleben zu dürfen. Es ist großartig zu sehen, wie die langjährige Unterstützung durch das Bonifatiuswerk in Schweden Früchte trägt", sagte er in Stockholm. "Wir als Bonifatiuswerk können die Katholiken in Deutschland deshalb nur ermutigen, den lebendigen Austausch mit der Kirche hier in Schweden zu suchen und sich zu fragen, was können wir von der Diaspora-Kirche in Nordeuropa lernen." Das Bonifatiuswerk wolle weiterhin die Kirche in Schweden darin unterstützen, Glaubensorte für die wachsenden Gemeinden zu schaffen und neue Möglichkeiten der Glaubensvertiefung anzubieten, so Freiherr von und zu Brenken.

Bei der Besichtigung des Newman-Instituts in Uppsala, der seit der Reformation ersten staatlich anerkannten katholischen Hochschule in Nordeuropa, betonte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, die gesellschaftliche Bedeutung der katholischen Kirche in Schweden. "Obwohl die katholische Kirche hier nur so klein ist, wirkt sie deutlich wahrnehmbar in die Gesellschaft. Hier in Schweden zeigt sich, die katholische Kirche wird gehört und strahlt aus in die Gesellschaft", so Monsignore Austen.

158 Priester in 44 Pfarreien

Neben den Begegnungen mit Bischof Anders Arborelius und dem neuen Nuntius für Nordeuropa, Erzbischof Henryk Józef Nowacki, besuchte der Generalvorstand die Kirchengemeinden St. Nikolei in Linköping, St. Eugenia sowie die Domgemeinde in Stockholm. In Södertälje trafen sie mit Vertretern der mit der katholischen Kirche unierten chaldäischen Christen zusammen, die in großer Zahl aus dem Irak nach Schweden geflohen sind. In Uppsala informierte sich der Generalvorstand über die Arbeit der von Jesuiten betriebenen katholischen Hochschule Newman-Institut, die seit 2010 staatlich anerkannt ist. In Vadstena besuchte der Generalvorstand des Bonifatiuswerk die Abtei der Birgitten und in Djursholm das Kloster der Birgittenschwestern.

In Schweden dominiert die evangelisch-lutherische Kirche, die bis 1999 Staatskirche war. Seit 1951 haben alle Einwohner das Recht, ihre Religion frei auszuüben. Die katholische Diözese Stockholm umfasst ganz Schweden. Auf einer Fläche von 450.000 Quadratkilometer leben unter den 9,5 Millionen Einwohnern rund 104.000 registrierte Katholiken. Weitere geschätzte 60.000 Katholiken haben sich nicht mit ihrer Konfession staatlich registrieren lassen. In 44 Pfarreien sind 158 Priester tätig. Mit dem Karmeliten Anders Arborelius OCD wurde 1998 der erste Schwede seit der Reformation Bischof von Stockholm.

(Bonifatiuswerk)