Der GEPA-Nicaragua-Kaffee aus fairem Handel wird 30 Jahre alt

Schwarz, lecker und fair

Was für immer mehr Kaffeegenießer ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist, war vor drei Jahrzehnten Sache von wenigen Engagierten, die Solidarität mit den Menschen in der dritten Welt zeigen wollten: Fair gehandelte Ware. Symbol ihrer Bemühungen für eine gerechtere Welt war der GEPA-Nicaragua-Kaffee, der in diesen Tagen 30 Jahre alt wird.

 (DR)

Als politisch korrektes Solidaritätsgetränk leitete der heute fast schon berühmte "Nica-Kaffee" die Erfolgsgeschichte des Fairen Handels ein. Als die 1975 gegründete GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) im Jahr 1979 erste Kontakte zu den Menschen in Nicaragua knüpfte, ging es vor allem darum, den Aufbau in dem von Konflikten geschüttelten Land zu stärken. Vor Ort suchten GEPA-Mitarbeiter nach konkreten Möglichkeiten, um den Menschen zu helfen. Sie fanden sie in den Kaffeeregionen. Hier hatten die Kleinbauern Nicaraguas im Zuge einer großen Landreform Grund und Boden erhalten und konnten sich damit nun ihren Lebensunterhalt verdienen. Um sie zu unterstützen, begann die GEPA mit dem Import von fair gehandeltem Kaffee aus Nicaragua. Mit dem Aufbau gerechter Handelsstrukturen sollte die Armut bekämpft werden, Bauern und Plantagenarbeiter sollten direkt vom gezahlten Kaffeepreis profitieren.

Schwierige Bedingungen
Dabei waren die Bedingungen für den fairen Handel zu dieser Zeit alles andere als gut. In den Kaffee-Anbaugebieten im Norden Nicaraguas wüteten bewaffnete Konflikte. Da Kaffee ein wichtiges Exportgut für die Regierung war, wurde um jeden Sack Kaffee erbittert gekämpft. Trotzdem konnte 1980 der erste Container mit Säcken beladen und der erste Solidaritätskaffee in Deutschland verkauft werden.

Im Juli 1980 ging das erste Päckchen GEPA-Nicaragua-Kaffee über den Verkaufstisch; das Getränk wurde zum Kassenschlager: Allein im ersten Monat wurden rund 128.000 Päckchen a 250 Gramm verkauft. Der "Soli-Kaffee" fand viele Anhänger. Und das, "obwohl er mehr nach Solidarität als nach Qualität schmeckte", erinnert sich der langjährige Leiter der GEPA-Grundsatzabteilung, Gerd Nickoleit. "Damals konnten wir uns nicht vorstellen, was durch unsere Unterstützung und die vieler Engagierter in Gang gebracht wurde", sagt Nickoleit.

Als "Nica-Dröhnung" war er ein Muss
Der Kaffee fand seine Fans unter anderem in der Alternativbewegung der 80er Jahre. Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/die Grünen, gehörte von Beginn an zu den Anhängern des solidarischen Kaffeegenusses. "Nicaragua-Kaffee ist für mich seit 30 Jahren ein fester Begriff", erinnert sie sich. "Als "Nica-Dröhnung" war er ein Muss, schon in der allerersten grünen Bundestagsfraktion." Genau wie sie kennt auch Renate Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen, den Kaffee: "Nicaragua-Kaffee war in den Achtziger Jahren der politisch korrekte Kaffee schlechthin.
Noch heute verduftet jede Bohne das Aroma einer besseren Welt", sagt sie.

Überzeugte der Kaffee zu Beginn seiner Karriere eher durch die Idee als durch den Geschmack, werden heute hochklassige Kaffeespezialitäten angeboten. "Hohe Produktqualität und politische Solidarität gehören für uns heute längst zusammen", sagt GEPA-Geschäftsführer Thomas Speck. Doch nicht nur die GEPA, immer mehr Unternehmen setzen auf Kaffeeprodukte aus fairem Handel. Tchibo, Melitta und andere Produzenten haben Kaffee im Sortiment, der mit dem Fairtrade-Siegel, vergeben von der Organisation Transfair, gekennzeichnet ist.

Fast 5.000 Tonnen fair gehandelten Kaffee kauften die Deutschen im Jahr 2008, Tendenz steigend. Das bestätigt Claudia Brück, Pressesprecherin der Organisation Transfair. "Trotz Wirtschaftskrise verzeichnen wir ein Plus im Bereich der Fairtrade-Produkte", sagt sie. "Das Bewusstsein, dass man mit Produkten aus fairem Handel sich und der Umwelt etwas Gutes tun und gleichzeitig Armut bekämpfen kann, ist beim Kunden angekommen."