Der Kardinalsrat strukturiert seine bisherigen Ergebnisse

Kurienreform geht in eine neue Phase

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet der Vatikan an einer Kurienreform. Der zuständige Kardinalsrat fasst jetzt seine bisherigen Ergebnisse zusammen. Eine Ende ist aber noch nicht absehbar.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Kardinalsrat tagt mit Papst Franziskus / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinalsrat tagt mit Papst Franziskus / © Romano Siciliani ( KNA )

Die Arbeit an der vatikanischen Kurienreform ist in eine neue Phase getreten. Bei seiner am Mittwoch zu Ende gegangenen 14. Konferenzrunde begann der zuständige Kardinalsrat ("K9-Rat"), die Dossiers und Ergebnisse seiner bislang zweieinhalbjährigen Beratungen zusammenzufassen. Wann die neun Kardinäle aus aller Welt dem Papst einen Vorschlag für eine neue Kurienverfassung zuleiten, ist aber noch nicht absehbar.

Auch diesmal setzte der "K9-Rat", dem für Europa auch der Münchner Kardinal und Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE Reinhard Marx angehört, seine Beratungen über einzelne Kurienbehörden fort. Dabei ging es erneut um die Glaubens-, die Ordens-, die Heiligsprechungs- und die Gottesdienstkongregation.

Befassung mit geplanten Großbehörden

Wie bereits bei den vorigen beiden Sitzungen befasste sich das Gremium zudem "abschließend" mit den beiden neuen Großbehörden: der für "Laien, Familie und Leben", in der der Laienrat, der Familienrat und die Akademie für das Leben zusammengefasst werden sollen, und der Behörde für "Gerechtigkeit, Frieden und Migration". Sie soll auch die Zuständigkeit für Caritas und Krankenseelsorge erhalten. In diese neue Einheit sollen vier bisherige Räte Eingang finden: "Iustitia et pax", Migrantenrat, "Cor unum" und Krankenrat.

Der K9-Rat, der inzwischen wichtigstes Beratergremium des Papstes ist, ist nicht nur für die Kurienreform zuständig, sondern auch für weitere Fragen der Kirchenleitung. So erörterte Franziskus mit ihm das Prozedere bei Bischofsernennungen. Konkret ging es um den sogenannten Informativprozess, also das Sammeln von Informationen im Vorfeld von Ernennungen. Weiter befasste sich die Gruppe mit der Bedeutung und Rolle der Nuntien - nicht nur bei Bischofsernennungen, sondern generell als Papstbotschafter in den einzelnen Staaten.

Beratungen über "Ministerien" immer wieder unterbrochen

Bei der nächsten Sitzung vom 6. bis 8. Juni dürfte der K9-Rat die Bündelung seiner bisherigen Arbeiten fortsetzen. Der Prozess ist insofern bedeutsam, als bislang ein strenges Arbeitskonzept des Gremiums zumindest nach außen nicht erkennbar wurde. Die Beratungen über die einzelnen "Ministerien" - die Kongregationen und Räte - wurden immer wieder durch besondere Projekte unterbrochen.

Am Anfang ging es schwerpunktmäßig um die Bischofssynode, ihre Arbeit und ihre Bedeutung. Dann rückten die Vatikanfinanzen in den Vordergrund. Konkrete Ergebnisse waren hier die Gründung eines Wirtschaftsrates und eines Wirtschaftssekretariats, die die Zuständigkeit für die Finanzbelange aller Vatikanstellen übernehmen sollen. Weiter ging aus den Beratungen die Kinderschutzkommission hervor. Und 2015 gründete der Papst aufgrund von K9-Empfehlungen ein neues Kommunikationssekretariat.

Vatikanische Medienstellen zusammenfassen

Darin sollen binnen vier Jahren alle neun vatikanischen Medienstellen wie etwa Radio Vatikan, die Zeitung "Osservatore Romano", das Presseamt und der Medienrat, organisatorisch zusammengefasst werden. Dann kamen in den Beratungen auch immer wieder einzelne Behörden in zweiter Lesung auf die Tagesordnung, etwa die Ostkirchenkongregation, der Kulturrat oder das Staatssekretariat.

Zusätzliche Vorschläge für die Kurienreform holte sich der Papst auch noch von mehreren Expertenkommissionen, aber auch von den Betroffenen selbst: so von den Leitern der Kurienbehörden, die er zu einer Versammlung einlud. Zudem befasste sich eine Vollversammlung des Kardinalskollegiums, ein sogenanntes Konsistorium, mit der Kurienreform.

Neue Mentalität

Inzwischen scheint klar, dass es Franziskus nicht nur um neue Strukturen, Zuständigkeiten und Arbeitsabläufe geht, sondern um eine neue Mentalität. Mehrfach unterstrich er, dass die Kurie im Dienst der Weltkirche stehe und die Ortskirchen nicht reglementieren solle.

Wiederholt forderte der Papst eine stärkere Dezentralisierung in der Kirche: Nicht alles müsse in Rom entschieden werden; für vieles seien die Ortskirchen selbst zuständig. Daher dürfte das Spannendste einer künftigen neuen Kurienverfassung in der Einleitung stehen. Dort dürfte Franziskus die Kriterien benennen und die Mentalitäten beschreiben, die er von seinen römischen Mitarbeitern erwartet.


Quelle:
KNA