Der Klosterweltladen der Pallottinerinnen

Fair gehandelter Tee und Babystrampler im Krankenhaus

Der Klosterweltladen im Vinzenz Pallotti Hospital in Bergisch Gladbach erfreut sich steigender Beliebtheit. Aber er ist viel mehr als nur ein Krankenhausbüdchen: die Schwestern kochen auch Marmelade stricken Strümpfe. Ein Besuch.

Autor/in:
Birgitta Negel-Täuber
Sr. Ingrid Schuler im Klosterladen  (KNA)
Sr. Ingrid Schuler im Klosterladen / ( KNA )

Glückwunschkarten gehen immer. Ob zu Geburtstag oder Hochzeit, zur Geburt eines Kindes oder zur Kommunion: Die Kunden haben Bedarf, und so bleiben viele gleich am Postkartenständer im Eingangsbereich stehen. Schwester Ingrid Schuler kennt das schon. Die Pallottinerin ist Leiterin des Klosterweltladens im Vinzenz Pallotti Hospital in Bergisch Gladbach. Viele kommen regelmäßig, und so kennt Schwester Ingrid von den meisten Kunden nicht nur die Namen, sondern auch Familienverhältnisse und Lebensumstände.

Pünktlich um elf Uhr morgens - der Laden hat gerade erst geöffnet - steht schon die erste Kundin vor der Tür. Dagmar Jaksch arbeitet im Vinzenz Pallotti Hospital am Empfang und braucht eine Karte für eine Familienfeier. Wenig später kommt Eva Schwamborn, die auf der Palliativstation arbeitet. Sie kauft im Laden regelmäßig kleine Geschenke für die Patienten auf ihrer Station. Patienten kommen ebenfalls. Nicht unbedingt, weil sie einkaufen wollen, sondern auf der Suche nach jemandem, mit dem sie sich unterhalten können. Für Schwester Ingrid ist das in Ordnung. "Wir haben den Laden aufgebaut als Dienst an den Patienten," sagt sie.

Zusammen mit drei Mitschwestern und acht ehrenamtlichen Mitarbeitern betreibt sie ein Geschäft, das in dieser Form ungewöhnlich ist. Der Name verweist auf das Programm: Die Schwestern haben einerseits das für Klosterläden typische Warensortiment - Bücher, Kunstgewerbliches und eben Postkarten vorwiegend religiösen Inhalts. Andererseits verkaufen sie zusätzlich fair gehandelte Waren, Kaffee und Tee, Schmuck und Schokolade. Und weil das Krankenhaus eine große Entbindungsabteilung hat, gibt es außerdem eine Auswahl an Badehandtüchern, Lätzchen und winzigen Stramplern und Bodys für Neugeborene zu kaufen.

Die Mitarbeiter rekrutieren sich auch aus dem Klinikpersonal. Auch Margret Malling, die an diesem Morgen an der Kasse steht, hat bis zur Rente hauptamtlich im Krankenhaus gearbeitet und ist seitdem ehrenamtlich im Klosterweltladen tätig. Schwester Ingrid war ebenfalls früher im Krankenhaus beschäftigt; in die Geschäftsführung musste sie sich erst einfinden. "Ich habe Kurse in Altenberg besucht", erzählt sie. Die werden von einer Unternehmensberatung durchgeführt, die sich unter anderem auf den Betrieb von Klosterläden spezialisiert hat. Denn alle Tätigkeiten, die im Einzelhandel anfallen, gelten natürlich auch im Klosterladen: Ein- und Verkauf, Buchführung und nicht zuletzt die Steuererklärung müssen auch in Bensberg bewältigt werden.

Wirkung über das Krankenhaus hinaus

Für den Einkauf ist hauptsächlich Schwester Ingrid zuständig. El Puente und die Gepa, Butzon und Bercker sowie andere Anbieter religiöser Kunst gehören zu ihren Lieferanten - und natürlich tragen ihre Mitschwestern und Helferinnen auch selbst zum Sortiment bei, indem sie Marmelade kochen und Strümpfe stricken. Der Reinerlös geht an Missionsprojekte des Ordens, unter anderem in Brasilien und Indien. Diese Zuwendungen sind keine Einbahnstraße. "Durch den Ankauf von Artikeln aus Projekten erfahren die einzelnen Gruppen vor Ort unmittelbar Hilfe zur Selbsthilfe," unterstreicht die Geschäftsführerin das Anliegen des Ordens.

Von den rund sechzig Pallottinerinnen, die zu Hochzeiten im Krankenhaus tätig waren, sind nur drei übrig geblieben. Die Trägerschaft hat inzwischen eine Stiftung übernommen, in der die Ordensgemeinschaft Hauptgesellschafter ist. Sie prägt deshalb auch weiterhin den Geist der Klinik - und so fügt sich der Klosterweltladen zwanglos ein. Im Oktober 2006, am Weltmissions-Sonntag, eröffneten die Pallottinerinnen den Laden; seitdem ist er fester Bestandteil des Krankenhauses. Die Öffnungszeiten sind lang und richten sich nach den Bedürfnissen von Krankenhaus und Gottesdienstbesuchern. Denn der Klosterweltladen ist unmittelbar neben der Krankenhauskapelle angesiedelt. Jeden Tag wird hier die Messe gefeiert. Zur Vorabendmesse und am Sonntag kommen auch viele Gottesdienstbesucher aus Bensberg und Moitzfeld, zwei Stadtteilen von Bergisch Gladbach. Auch sie nutzen das Angebot des Klosterweltladens. Und da auch die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen überwiegend aus der näheren Umgebung kommen, wirkt der Laden über das Krankenhaus hinaus.


Quelle:
KNA