Der Kölner Zentralfriedhof Melaten wurde am 29. Juni 1810 eingeweiht

200 Jahre Tod, Trauer und Leben

Sigmar Polke gesellte sich erst vor wenigen Tagen hinzu. Zu den Prominenten und weniger Bekannten, die auf Melaten ihre letzte Ruhe finden. Seit seiner Einweihung vor 200 Jahren ist der Kölner Zentralfriedhof ein besonderer Ort deutscher Begräbniskultur.

 (DR)

Am 29. Juni 1810 wurde die Grabstätte, die heute als herausragendes Denkmal der Friedhofskultur in Deutschland gilt, eröffnet, wie die Stadt Köln mitteilte. Im Jubiläumsjahr erinnern Vorträge, Ausstellungen, Lesungen, Führungen und Konzerte an die kunst- und kulturhistorische Bedeutung Melatens.

Der Name Melaten verweist auf das französische Wort "malade", krank, und erinnert an das ehemalige Leprosenasyl, das sich einst auf dem Gelände befand. Die Kölner Stadtverwaltung erwarb Anfang des 19. Jahrhunderts das Gelände und ließ die Gebäude abreißen. Nach jahrelangen Verzögerungen entstand der erste zentrale Friedhof für die Bürger der Stadt. Innerhalb der Stadtmauern gelegene Grabstätten wurden geschlossen.

Hintergrund war eine Reform des Begräbniswesens, die mit der französischen Besatzung 1794 eingeleitet wurde. 1804 erließ Napoleon das "Décret sur les sépultures", das Beerdigungen in Städten, Dörfern und geschlossenen Gebäuden verbot. Die Zeit der Bestattung in Kirchen und auf dem Kirchhof hatte in Köln ein Ende. Die stieß auf Widerstand in der Bevölkerung, denn die Nähe zum Altar bedeutete Nähe zu Gott sowie eine hohe Position in der sozialen Hierarchie.

1810 schließlich wurde der Melatenfriedhof durch den Dompfarrer Michael Joseph Dumont eingeweiht. Bis 1829 durften nur Katholiken dort bestattet werden. Die Protestanten wurden bis dahin auf dem alten Geusenfriedhof im Weyertal vor den Stadtmauern begraben. Auch die jüdischen Mitbürger blieben Melaten lange fern. Sie wurden bis zur Anlage des jüdischen Friedhofs 1899 direkt bei Melaten in Deutz, ebenfalls vor den Stadtmauern, bestattet.

Mehr als Grabes- und Trauerstätte
Heute reicht die Bedeutung Melatens über den einer Grabes- und Trauerstätte hinaus. In Sachen Grabgestaltung, Skulpturen und auch aufgrund der zahlreichen Prominenten und prominenten Familien, die hier eine Ruhestätte fanden, ist Melaten zu einer bedeutsamen Kultur- und Geschichtsstätte geworden. Am 21. Juni wurde etwa der Maler und Grafiker Sigmar Polke auf Melaten bestattet.

Ebenfalls auf Melaten ruhen unter anderem der Maler Anton Räderscheidt (1892-1956), der Fotograf August Sander (1876-1964), der Architekt Wilhelm Riphahn (1889-1963), der Kunstmäzen Josef Haubrich (1889-1961), die Schriftsteller Heinz Günther Konsalik (1921-1999) und Irmgard Keun (1905-1982) sowie die Schauspieler Willy Birgel (1891-1973) und René Deltgen (1909-1979).

Breites Veranstaltungsprogramm
Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums bieten das Kölner Domforum und das Kath. Bildungswerk Köln ein breites Veranstaltungsprogramm, das sich mit Sterben, Trauer und Bestattungskultur auseinandersetzt. Mit Führungen nicht nur über den Melatenfriedhof können sich Interessierte mit der Begräbniskultur quer durch die Jahrhunderte vertraut machen oder in Lesungen die Verarbeitung von Tod und Trauer in der Literatur erfahren.

Zwei Ausstellungen - eine mit Fotografien von Engelsskulpturen im Domforum und eine mit Fotografien von Verstorbenen unter persönlicher Begleitung in der Kapelle St. Maria-Magdalena auf Melaten - geben visuelle Impulse. Außerdem finden Vortrags- und Gesprächsreihen sowie Gedächtnisgottesdienste statt. Die Programmhefte sind im Domforum und in den Kölner Pfarreien erhältlich.