"Das Malen ist für mich wie Luftholen", sagt Markus Lüpertz. "Ich brauche es täglich". Am 25. April wird der Maler, Bildhauer und langjährige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie 75 Jahre alt. Lüpertz zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlern des 20.
Jahrhunderts, ist bekannt für seine großformatigen expressiven Bilder und Skulpturen, aber auch für Kirchenfenster. Mit breitkrempigem Hut, Gehstock, großen Ringen an den Fingern und schwarzem Jackett liebt er nach wie vor die Selbstdarstellung und betreibt mit Lust den eigenen Genie-Kult.
Nach dem Perfekten strebend
Das ihm angehängte Wort "Malerfürst" aber finde er "widerlich", sagte Lüpertz vor kurzem anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Kunst, die im Wege steht" im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg. Er habe es nicht erfunden.
"Das eine Bild kommt immer aus dem anderen. Die Arbeit in ihrem Scheitern bringt das nächste Werk hervor", beschreibt er sein Schaffen. Dadurch, dass der Künstler immer nach dem Besonderen und Perfekten strebe, sei das Scheitern seiner Kunst vorprogrammiert - und er bleibe somit "auch dazu verdammt, Kunst zu machen. Das ist sozusagen ein Fluch".
Personenkult
An dem 1941 in Reichenberg (heute: Liberec) im damaligen Böhmen geborenen Lüpertz scheiden sich die Geister. Seine großen Gesten und nicht zuletzt sein von ihm selbst betriebener Personenkult machten ihn berühmt und berüchtigt. Vor allem seine als Kunst im öffentlichen Raum platzierten Skulpturen sind für nicht wenige eine Zumutung. In Salzburg etwa wurde seine Mozart-Statue - ein weiblicher Torso mit Mozart-Büste - beschmiert und verschrien.
In Gelsenkirchen steht eine 18 Meter hohe Herkules-Skulptur von Lüpertz auf dem Förderturm einer ehemaligen Zeche. In Bonn wurde 2014 seine rund 2,70 Meter hohe Beethoven-Skulptur enthüllt, ein leidender Koloss ohne Arme und mit nur einem Bein. Sie wird viel geschmäht von den Bonnern, doch der Direktor des Duisburger MKM-Museums, Walter Smerling, ist sich sicher: "Wenn die Statue nicht mehr in Bonn stehen würde, gäbe es einen Sturm der Entrüstung."
Immer neue Techniken im Visier
Lüpertz übersiedelte mit seinen Eltern 1948 ins Rheinland, wo er zunächst in Krefeld und danach in Düsseldorf an der Kunstakademie studierte. Zwischen 1988 und 2009 war er ihr Rektor. Immer hat er sich mit neuen, verschiedenen Techniken auseinandergesetzt. Neben der Malerei und den Skulpturen hat Lüpertz auch Bühnenbilder für Theater und Opernhäuser geschaffen. Er schreibt Gedichte und musiziert als Free-Jazz-Pianist.
Zwischen 2006 und 2010 schuf der konvertierte Katholik Fenster für die St.-Andreas-Kirche in Köln. Als sie eingeweiht wurden, bekam er vom damaligen Erzbischof Joachim Meisner höchstes Lob. "Das heilige Köln ist nun um ein Heiligtum reicher", sagte Meisner, der auch für seine kunstkritischen und manchmal -scheltenden Worte bekannt ist.
Die Kirchenfenster
Der Kardinal dankte Lüpertz dafür, dass er "uns die Welt Gottes und damit die Ewigkeit durch seine Fenster berühren lässt". Kirchenfenster seien für ihn "ein Tor zum Himmel", sagte Lüpertz einmal. Er bezeichnet sich als "bibelfest". Lüpertz-Fenster finden sich auch in der Lübecker Marienkirche, der Krankenhauskapelle St. Martin in Koblenz oder in der kleinen Dorfkirche in Gütz bei Halle.
Einen Tag vor seinem Geburtstag wird im Deutschen Glasmalereimuseum in Linnich in Nordrhein-Westfalen die Ausstellung "Ein Geschenk für das Rheinland" eröffnet, die Lüpertz als Glasmaler zeigt.