Erinnern Sie sich an Alan Kurdi? Ein Foto hat 2015 mehr gesagt als alle Debatten und Auseinandersetzungen um die immer stärker werdenden Flüchtlingsströme nach Europa. Dieser kleine dreijährige Junge lag tot am Strand. Mit blauer Hose und rotem T-Shirt bekleidet. Er war mit seinen Eltern und seinem Bruder geflohen und versuchte, mit einem Boot vom türkischen Ufer nach Griechenland, nach Europa zu kommen. Bei diesem Bootsdrama im Mittelmeer mit untauglichen Rettungswesten und überfüllten Schlauchboot hat nur der Vater der Familie überlebt. Diesen noch immer tief betroffenen Mann hat Papst Franziskus nach der Heiligen Messe in Erbil während seines Irak-Besuches getroffen und sich lange mit ihm unterhalten. Man konnte dem Papst sein Mitleiden ansehen und anhören. Aber dabei bleibt es ja nicht.
Seit Jahren setzt sich Franziskus für die Möglichkeit einer sicheren, legalen und geordneten Einwanderung nach Europa ein. Wenn Menschen eine gefahrvolle Flucht auf sich nehmen, weil ihr Leben in ihrem Land unerträglich geworden ist, ist unser Mitleiden und Anteil nehmen an ihrem Schicksal der erste Schritt. Der nächste Schritt ist unsere christliche Verantwortung für unsere Mitmenschen, die unser Mitfühlen brauchen, aber dann darüber hinaus auch unsere tatkräftige Hilfe. Ein Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye trägt seit 2019 den Namen Alan Kurdi. Vom Papstbesuch im Irak in den letzten Tagen bleiben viele wichtige Botschaften und ein Aufruf zur Geschwisterlichkeit gegen religiös motivierten Hass und zum friedlichen Zusammenleben aller Kulturen und Religionen. Das Foto vom Gespräch mit dem traurigen Abdullah Kurdi und dem mitfühlenden Papst bleibt mir als starkes Zeichen und Aufforderung zum Handeln für uns im Hinterkopf.