Der Mormone Romney will nächster US-Präsident werden

Fromm und erfolgreich

Bereits vor drei Jahren trat Mitt Romney als Präsidentschaftskandidat für die Republikaner in den USA an. Der Gouverneur ist Mormone. Damals wurde sein Glaube schnell zum Thema. Diesmal auch wieder.

Autor/in:
Ronald Gerste
Mitt Romney auf dem Caver der "Newsweek" (DR)
Mitt Romney auf dem Caver der "Newsweek" / ( DR )

Mitt Romney hätte es aus Erfahrung wissen müssen. Vor einer Woche kündigte der ehemalige republikanische Gouverneur von Massachusetts an, bei der Präsidentenwahl im nächsten Jahr kandidieren zu wollen. Zu Wochenbeginn konnte er sich auf dem Titelbild des Nachrichtenmagazins "Newsweek" wiederfinden: als Fotomontage. Romneys Kopf hatte man auf die Figur eines springenden Tänzers gesetzt.



Das Bild - mit anderem Kopf - ist das Titelplakat einer erfolgreichen Broadway-Show mit dem Titel "The Book of Mormon" und relativ bekannt. Für den Geschäftsmann Mitt Romney, der im Wahlkampf als Retter der darniederliegenden US-Wirtschaft auftreten will, ist es ein Deja-vu. Schon 2008 trat er nämlich als Kandidat für die Republikaner an. Auch damals wurde seine Religion schnell zum Thema; in den republikanischen Vorwahlen unterlag er schließlich gegen den Vietnam-Veteran John McCain, der dann in der eigentlichen Wahl gegen Barack Obama verlor.



"Kann ein Mormone amerikanischer Präsident sein?"

Romney hat umgehend deutlich gemacht, dass er seinen Glauben so weit wie möglich aus dem Wahlkampf heraushalten möchte - was angesichts des Medieninteresses, einer permanenten Polit-TV-Berichterstattung sowie aktiver Blogs und Internetforen wohl ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wie 2008 wird die Frage "Kann ein Mormone amerikanischer Präsident sein?" intensiv diskutiert werden.



Dies allein zeigt den Randstatus der "Church of Jesus Christ of Latter Day Saints", abgekürzt LDS, wie die Mormonengemeinschaft offiziell heißt: In den USA, wo politische Korrektheit nach wie vor viel zählt, wäre es kaum vorstellbar, dass der Glauben beispielsweise eines jüdischen oder islamischen Kandidaten mit solcher Offenheit als Argument für mangelnde Eignung zum Amt benutzt würde - ein Umstand, auf den führende Mormonen mit Romneys Kandidatur jetzt hinweisen.



Ein Blick in die Newsweek-Ausgabe könnte trotz des Titelbildes die Zustimmung eines mormonischen Lesers und auch Romneys gewinnen. Die Mormonen werden als überdurchschnittlich erfolgreiche Bevölkerungsgruppe, geradezu als "Gewinner" gezeichnet, was eine Galerie erfolgreicher Mormonen unterstreichen soll. Zu diesen gehören Top-Geschäftsleute, aber auch Prominente wie die Autorin der Romanserie "Twilight", Stephenie Meyer, und die Schauspielerin Katherine Heigl. Die Mormonenkirche selbst ist von einer Organisationsstruktur, die an einen florierenden Konzern erinnert; dazu trägt auch bei, dass die Mitglieder 10 Prozent ihres Einkommens abgeben.



14 Millionen Mormonen weltweit

Sechs Millionen Mormonen gibt es in den USA; weltweit wird ihre Zahl auf 14 Millionen geschätzt. Einiges am Glauben der Mormonen ist für andere Christen schwer nachzuvollziehen, etwa die Doktrin des "ewigen Fortschritts", eine eigenwillige Auslegung der Botschaft von der Menschwerdung Gottes. Hinzu kommen Vorurteile wie die weit verbreitete Ansicht, die Mormonen betrieben nach wie vor Polygamie. Offiziell wurde die Vielehe 1890 gebannt - was nicht bedeutet, dass sie nicht in den LDS nahestehenden Sekten noch betrieben würde. Nach einer neuen Umfrage würden 25 Prozent der Befragten grundsätzlich keinen Mormonen wählen.



Politisch stehen viele Mormonen in der Nähe der Evangelikalen: als Gegner eines Liberalismus, wie ihn Präsident Obama verkörpert. Doch gerade bei den Evangelikalen stoßen sie nach Erhebungen des Pew Research Center auf die höchsten Ablehnungsraten; dagegen sind nur 16 Prozent der weißen Katholiken Amerikas den Mormonen gegenüber negativ eingestellt.



Möglicherweise wird Romney beim Streben nach der Präsidentschaftskandidatur Konkurrenz aus der eigenen Gemeinde erwachsen: Auch der Mormone und ehemalige US-Botschafter in China, Jon Huntsman, soll Ambitionen haben. Der politisch bislang einflussreichste Mormone hat seinen Posten indes sicher: der Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid aus Nevada, wurde erst im Herbst 2010 für weitere sechs Jahre in diese Kammer des Kongresses gewählt. Er gehört einer Minderheit unter den Mormonen an: Er ist Demokrat.