domradio.de: Wie haben Sie denn die Nachricht empfangen?
Msgr. Stefan Heße: Per Telefon, Freitagsabends nach den Nachrichten. Ich war gerade dabei, etwas zu essen, und dann haben der Administrator von Hamburg und ich miteinander telefoniert. Wir kennen uns, er war ja vorher auch Generalvikar, so begegnet man sich bei bestimmten Konferenzen. Und dann fing er einfach irgendwie an zu parlieren, und auf einmal erzählte er etwas über das schöne Wetter in Hamburg, seit langem hätte die Sonne mal wieder gestrahlt. Da habe ich mich gefragt: Was soll das denn jetzt? Und dann kam der Satz: "Ach übrigens, wir haben dich heute Nachmittag zum neuen Bischof gewählt." Dann war ich erstmal sprachlos. Dann habe ich ihn gefragt, ob sie sich das denn gut überlegt hätten, ob sie denn keinen anderen hätten? Sie wüssten doch, wie jung ich bin. Er sagte nur, sie hätten gewählt und würden mich gerne jetzt besuchen kommen. Zwei Tage später waren dann der Dompropst und der Administrator hier bei mir in der Wohnung in Köln.
domradio.de: Kennen Sie das Bistum Hamburg schon?
Msgr. Stefan Heße: Kennen wäre viel zu viel gesagt. Ich weiß, wo Hamburg liegt, ich bin da auch schon mit dem Zug durchgefahren. Und ich war vor ein paar Jahren dort auf einer Personaldezernentenkonferenz. Da habe ich im Ansgarhaus nahe des Domes übernachtet. Wir haben uns in der Hafenstadt einiges angeschaut, ansonsten haben wir getagt. Das ist das einzige, was ich von Hamburg kenne. Ich kenne ein bisschen vom Bistum, dadurch, dass ich als Kind mal auf Helgoland war. Ich kann mich erinnern, wie ich mit meinen Eltern dorthin mit dem Schiff gefahren bin. Dann bin ich vor einigen Jahren mal in Mecklenburg in Urlaub gewesen an der Seenplatte, das fand ich sehr schön. Also, ich darf jetzt als Erzbischof dahin gehen, wo ich bisher Urlaub gemacht habe.
domradio.de: Worauf freuen Sie sich besonders?
Msgr. Stefan Heße: Ich freue mich darauf, in eine Großstadt zu kommen. Hamburg ist ja die Mitte des Bistums, aber es gehört natürlich auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg auch noch dazu. Es ist ein säkulares Umfeld, es ist eine Kirche in der Diaspora. Das wird sicher ein großer Unterschied zu Köln sein. Da muss ich mich umstellen, aber ich glaube, dass das auch manches vereinfacht. Weil ich die Hoffnung habe, auf diese Art und Weise schneller mit den Gemeinden, mit den Priestern und anderen hauptamtlichen pastoralen Kräften in Kontakt zu kommen. 151 aktive Priester sind im Dienst, das sind natürlich viel weniger als hier in Köln. Aber 151 Priester kann man schnell kennenlernen, genauso die anderen pastoralen Dienste, die Diakone, Gemeindereferenten und sicherlich auch die Menschen in den Gemeinden. Also auf diese Begegnungen freue ich mich sehr. Ich bin gespannt, wie die Menschen da ticken.
domradio.de: Worauf können sich die Menschen freuen?
Msgr. Stefan Heße: Die dürfen sich auf einen Rheinländer freuen, der aus Köln kommt. Ich mache da keinen Hehl draus, ich bin Kölner und bin das auch gerne, auch wenn ich nicht der Ober-Karnevalist bin. Ich hoffe, sie können sich freuen auf einen aufgeschlossenen Menschen, der gerne in Begegnung ist. Ich bin gespannt, wie das klappt mit dem Rheinländer und den Hanseaten. Ob das schnell geht, ob das viel Zeit braucht. Sie können sich freuen auf jemanden, der Freude hat an geistlichen Dingen. Mir ist es ein großes Anliegen, nicht nur als Verwalter oder Manager nach Hamburg zu gehen, sondern wirklich als ein geistlicher Mensch. Ich versuche das seit meiner Priesterweihe, und das ist für mich ganz wesentlich, so dass ich sagen kann: Ich kann nur das weitergeben, was ich selber empfangen habe. Das gibt mir aber auch Zutrauen, weil ich jetzt nicht nach Hamburg komme mit allen Rezepten im Koffer und mit der Ausrüstung für die nächsten 27 Jahre, das ist lang. Sondern ich komme mit der geistlichen Aufgeschlossenheit, mit Gott in Kontakt zu bleiben, und das, was ich da spüre und erlebe an die Menschen weiterzugeben. Das ist ein Weg, und auf diesen Weg breche ich jetzt hier von Köln Richtung Norden auf. Der Heilige Ansgar hat das vor ein paar hundert Jahren auch mal gemacht. Von daher dachte ich mir, befinde ich mich in guter Gesellschaft. Wir haben hier in Köln die Heiligen Drei Könige, denen ist es ähnlich gegangen. Das gehört zum Glauben dazu.
domradio.de: Was sagen Sie denn den Kölnerinnen und Kölnern zum Abschied?
Msgr. Stefan Heße: Ich habe das natürlich gespürt, als ich Vertrauten aus dem Generalvikar diese Nachricht vorab unter dem Siegel des Stillschweigens gesagt habe. Die waren schon in gewisser Weise geplättet und ein bisschen enttäuscht und traurig, dass ich jetzt das Bistum verlasse. Weil es offenbar so ist, dass zwischen vielen Menschen im Bistum und mir eine Beziehung gewachsen ist. Ich glaube, auch die Zeit als Administrator hat dazu einiges beigetragen. Ich kann denen einfach nur sagen: Gott geht mit uns durch die Zeit, und da geht immer mal der ein oder andere weg, es kommen aber auch immer wieder Menschen dazu. Wichtig ist, dass wir immer so sensibel sind, dass wir Gottes Wirken in der jeweiligen Gegenwart erspüren. Ob wir dann viele oder wenige sind, in Köln oder in Hamburg sind, ist dann einerlei. Wir sind miteinander auf diesem Weg unterwegs.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.