Nun kommen beide Päpste aus Lateinamerika, der "weiße" und der "schwarze" - das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und der Generalobere der Jesuiten. Das Generalkapitel wählte am Freitag in Rom erstmals in der annähernd 500-jährigen Geschichte des Ordens einen Nichteuropäer zum Generaloberen: den Venezolaner Arturo Sosa Absacal (67). Künftig wird er den größte Männerorden der katholischen Kirche leiten.
Damit ist auch die letzte europäische Bastion unter den großen Männerorden genommen. Die Salesianer, der zweitgrößte Männerorden, wählten bereits 1996 einen Nichteuropäer und Lateinamerikaner an ihre Spitze. Auch Benediktiner, Franziskaner, oder Kapuziner sind seit geraumer Zeit nicht mehr auf europäische Generalobere abonniert und haben zumindest Nordamerikaner gewählt.
Neuer Generalobere spricht vier Sprachen
Der Venezolaner war zuletzt als einer der Assistenten des zurückgetretenen Generaloberen Adolfo Nicolas in der römischen Ordenszentrale tätig. Das hat den am 12. November 1948 in Caracas geborenen Jesuiten im Orden über Lateinamerika hinaus bekanntgemacht.
Seine Mehrsprachigkeit dürfte ihm hierbei zugutegekommen sein. Nach Angaben seines Ordens spricht er außer Spanisch auch Italienisch und Englisch und versteht Französisch. Zuvor leitete Pater Sosa die venezolanische Ordensprovinz sowie eine Universität. Er selbst unterrichtete politische Theorie und gilt als Fachmann für die katholische Soziallehre.
Der "schwarze Papst"
"Schwarzer Papst" wurde der Generalobere der Jesuiten früher genannt. Das war eine Anspielung auf seine Machtfülle und die Farbe seines Gewands. Innerhalb seines Ordens hat der neue Generalobere Pater Sosa auch heute noch eine im Vergleich zu anderen Orden äußerst starke Position.
Innerhalb der katholischen Kirche insgesamt ist der Einfluss der Jesuiten zweifelsohne geringer als in früheren Zeiten. Daran hat auch die Wahl des Jesuiten Jorge Mario Bergoglio zum Papst nichts Wesentliches geändert. Franziskus achtet sorgsam darauf, den Eindruck zu vermeiden, er bevorzuge seinen Orden in irgendeiner Weise. Über Besuche der örtlichen Jesuiten-Gemeinschaften während seiner Auslandsreisen hinaus lässt sich kaum eine Sonderbehandlung erkennen.
Viele Aufgaben für Pater Sosa
Pater Sosa muss die Jesuiten durch eine Zeit des Umbruchs führen. Wegen Nachwuchsmangels werden in Europa und den USA reihenweise Provinzen zusammengelegt. Die deutsche Ordensprovinz wird in Kürze nicht nur mit den Österreichern und Schweizern, sondern auch mit Ungarn und Litauen zusammengehen. Vor allem in Indien und in den jungen Kirchen der Südhalbkugel hat der Orden hingegen an Attraktivität gewonnen.
Fast jeder zehnte Jesuit ist mittlerweile Afrikaner. Die Steuerung dieses Wandels verlangt von Pater Sosa einiges diplomatisches Fingerspitzengefühl.
Bitte um Hilfe für sein neues Amt
Er sei über seine Wahl "sehr überrascht" gewesen, sagte Pater Sosa unmittelbar nach seiner Wahl dem Sender Radio Vatikan. "Ich fühle mich jetzt so, dass ich ganz viel Hilfe brauche." Zu seiner künftigen Aufgabe sagte er nur, es gehe jetzt darum, wie der Orden sich künftig ausrichten wolle. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte den Jesuiten ans Herz gelegt, der "Option für die Armen" mehr Gewicht beizumessen.
Andere wünschen sich einen stärken Akzent auf der Bildung. Pater Sosa wurde am Freitag nicht konkreter. Offenbar sieht er sich jedoch als Team-Player: "Das kann ich nicht als Einzelner tun, wir müssen das gemeinsam angehen."
Pater Sosa und der Papst
Als Franziskus am Freitag telefonisch die Wahl des neuen Generaloberen mitgeteilt wurde, hörte er einen bekannten Namen. Pater Sosa soll über einen guten Draht zum Papst verfügen. Kennengelernt haben sich beide während der Generalkongregation des Ordens im Jahr 1983 in Rom. Laut italienischen Medienberichten sollen sich Pater Sosa und Franziskus in den letzten beiden Jahren mehrfach getroffen haben.
Auch sonst verfügt der neue Generalobere über beste Kontakte im Vatikan. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin kennt er noch aus dessen Zeit als vatikanischer Botschafter in seinem Heimatland Venezuela.