domradio.de: Haben Sie mit so einem schnellen und deutlichen Wahlausgang gerechnet?
Richard Schenk: Ich wusste zwar, dass das im Rahmen des Möglichen war, aber ich war erfreut und dankbar für dieses Votum.
domradio.de: Ihre Vorfahren kommen aus Deutschland, sie selbst haben in München im Fach Systematische Theologie promoviert, haben jetzt zuletzt in Berkeley gelehrt, wo sie seit 1990 eine Professur innehaben. Fällt Ihnen da der Abschied schwer?
Schenk: Ja sicher, aber die neuen Aufgaben werden das ausgleichen und ich kenne hier sehr viele Menschen. Ich war ja bereits 23 Jahre hier in Deutschland. Deswegen habe ich im Grunde beide Orte sehr gerne. Das macht es leichter. Es ist kein fremdes Land.
domradio.de: Sie haben viele Erfahrungen in der Universitätsausbildung. Wird die katholische Uni Eichstätt-Ingolstadt davon profitieren?
Schenk: Ich glaube schon. Gerade in dieser Zeit der Bologna-Reform, das war ein weitgehend amerikanisches Bild von der Universität und das hat Stärken und Schwächen. Ich glaube, dass ich die Stärken und Schwächen von diesem System kenne. Ich habe in den Staaten mein Bachelor- und Magisterstudium gemacht, aber in Deutschland meine Promotion. Ich habe Forschungszentren in beiden Ländern geführt, in beiden Ländern unterrichtet und in der Verwaltung mitgewirkt. Deswegen glaube ich, dass ich beide Systeme gut kenne. Ich kann sie miteinander vergleichen und wir können dann versuchen, das Gute zu übernehmen ohne das Schlechte mitzuschleppen.
domradio.de: Was ist Ihnen persönlich denn das größte Herzensanliegen bei Ihrer neuen Aufgabe?
Schenk: Mir geht es darum, das Gute hier in Eichstätt zu verknüpfen und zu vertiefen. Das sind wirklich ganz großartige Ansätze. Und ich möchte in diesen fünf Jahren ein bisschen einen Beitrag leisten, wie das in der Zukunft aussehen könnte.
domradio.de: Was ist für Sie genau das Großartige an der katholischen Uni?
Schenk: Das Beste ist im Moment die Lehre und zwar zeigen die Rankings, dass die Studenten und Studentinnen für diese sehr intensiven Betreuungen, die es hier gibt, sehr dankbar sind. Das merkt man auch, wenn man hier mit den Leuten zu tun hat. Sie strahlen einen Idealismus und auch eine Freude aus. Und es geht darum, dass diese ganz guten Ansätze, die in der Lehre da sind, dass man das entsprechend auch in der Forschung vorwärts bringt und dann, dass man die Lehre und Forschung an der Uni Eichstätt noch einmal vernetzt mit der Außenwelt. Das ist meine Aufgabe.
domradio.de: Auf die Frage, was Sie am ersten Tag als neuer Präsident tun werden, da haben Sie geantwortet, meine Espressomaschine aufstellen. Was kommt denn danach?
Schenk: Das ist eher die Frage, das stimmt. Was danach kommt, ist, dass ich versuchen würde von Innen, also von der Universitätsleitung, dann in weiteren Kreisen zunächst einmal hinzuhören. Wir haben alle vielleicht aus Stuttgart 21 etwas gelernt und das ist, dass man hinhören sollte, bevor man zu viel handelt. Deswegen ist nach der Espressomaschine gleich das Gespräch angesagt und zwar in diesen Kreisen. Ausgehend von der Universitätsleitung gibt es die sogenannte erweiterte Universitätsleitung, also die Dekanate kommen dazu und mit den Professoren möchte man sprechen, mit den Trägern und der Stiftung reden, mit den Studenten und den verschiedenen Kräften in der Verwaltung, also zunächst einmal möchte ich hinhören, was hier gedacht wird und wo insbesondere die Professoren ihre Forschungsschwerpunkte sehen.
Der neue Präsident der katholischen Uni Eichstätt über seine Pläne
Hinhören kommt zuerst
Mit einer Phase des Hinhörens will Richard Schenk, der neugewählte Präsident der Uni Eichstätt, sein Amt beginnen. "Wir haben alle vielleicht aus Stuttgart 21 etwas gelernt und das ist, dass man hinhören sollte, bevor man zu viel handelt", erklärte der US-Wissenschaftler mit deutschen Wurzeln im domradio.de-Interview.
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