Der Papst beendet seinen Sommerurlaub

Gebet, Arbeit und Erholung

Braungebrannt und sichtlich erholt hat Papst Benedikt XVI. am Montag seinen Urlaub in Brixen beendet. Vor dem für den Abend geplanten Abflug nach Rom bedankte er sich bei der Kirchenleitung und den staatlichen Behörden Südtirols, die ihm 15 Tage lang Ruhe und Entspannung in einer herrlichen Umgebung ermöglicht hätten.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Anders als die traditionellen päpstlichen Besuchsorte im Aosta-Tal und im Cadore war Brixen für Benedikt XVI. ein persönliches Wunschziel. Hier hatte Joseph Ratzinger schon als Professor und Kardinal regelmäßig mit seinen Geschwistern die freien Wochen des Jahres verbracht. Jetzt kehrte er als Papst zurück - und versetzte den Touristenort in einen Ausnahmezustand mit diplomatischem Protokoll und Alarmplänen, mit Straßensperren und Scharfschützen.

Trotzdem war Benedikt XVI. in Brixen fast ein unauffälliger Gast.
Einheimische und Touristen merkten weniger von ihm, als ihnen vielleicht lieb war. Nur zweimal traf er sich mit Bewohnern und Touristen: Zum Angelus-Gebet jeweils am Sonntag auf dem Domplatz.  Die 9.000 Platzkarten waren im Nu ausgegeben. Die meiste Zeit verbrachte der Papst im weitläufigen Gelände des Priesterseminars.

Erholung beim Lesen und Klavierspielen
Er erholte sich beim Lesen und Klavierspielen, bei Gebet, Spaziergängen im Garten und im Gespräch mit seinem Bruder Georg Ratzinger. Die vatikanische Gendarmerie sorgte für seine Sicherheit im Inneren des Seminars, das für diese Zeit zur exterritorialen Zone erklärt worden war. Außen schützten drei Meter hohe Sichtblenden und effiziente italienische Sicherheitskräfte die Privatsphäre des Gastes.

Aber auch im Urlaub war der Papst nicht nur Privatmann. China, Olympiade, Kaukasus: Das vatikanische Staatssekretariat und Medienchef Pater Federico Lombardi sorgten dafür, dass Benedikt XVI. auch in Brixen über die aktuelle Weltlage informiert war. Nach wenigen Tagen traf Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone mit einem Aktenkoffer am Urlaubsort ein - und blieb sechs Stunden. Aus dem sonnigen Brixen richtete der Papst dann einen Gruß an die Olympischen Spiele in Peking und wünschte einen friedlichen Verlauf. Um das zu untermauern, fuhr er nach Oies, dem Geburtsort des einzigen Heiligen Südtirols, des China-Missionars Josef Freinademetz. Beispielhaft und überzeugend habe dieser sich und den christlichen Glauben in seiner neuen Heimat integriert, sagte Benedikt XVI. vor mehreren tausend Gläubigen.

Auf einmal Weltpolitik
Beim zweiten Sonntagsgebet auf dem Brixener Domplatz beschäftigte der plötzlich entflammte Konflikt um die abtrünnige georgische Provinz Südossetien die Welt. Benedikt XVI. forderte die Konfliktparteien zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. Er appellierte an die Großmächte, einen Flächenbrand wie in Tschetschenien oder Berg-Karabach zu vermeiden. Und er beschwor die orthodoxen Ökumene-Partner in Georgien wie in Moskau, sich für eine Verhandlungslösung einzusetzen.

Neben aktuellen Fragen hat sich Benedikt XVI. während seines Urlaubs aber auch mit längerfristigen Projekten befasst: Mit den Ansprachen für seine Frankreichreise Mitte September, aber auch mit der nächsten Weltbischofssynode im Oktober. Es traf sich gut, dass der Sondersekretär der Synode, Wilhelm Egger, als Bischof von Bozen-Brixen schon aus Protokoll-Gründen immer wieder in der Nähe des Papstes zu sehen war. Aber das Kirchenoberhaupt arbeitete laut Lombardi auch am zweiten Band seines Jesus-Buches sowie an der geplanten Sozial-Enzyklika.

Seine Gastgeber in Südtirol haben jedenfalls alles unternommen, damit Benedikt XVI. sich in seiner ihm vertrauten Umgebung wohlfühlen und entspannen konnte. Ob sie sich damit bereits für eine Rückkehr 2009 empfohlen haben, ist offen. Sprecher Lombardi:  "Darüber entscheidet allein der Papst."