Der Papst besucht das antike Ephesus und das "Haus Mariens"

Ephesus - bedeutende Stadt des frühen Christentums

Bei seiner Türkei-Reise besucht Papst Benedikt XVI. am Mittwoch das antike Ephesus (türkisch Efes). Nur wenige Städte haben für das Christentum eine so große Bedeutung wie die einstige Hafenstadt an der Ägäis, etwa 80 Kilometer südlich von Izmir.
Möglicherweise lautete der ursprüngliche Name Apasa. Dies würde auf einen Kult der Bienenkönigin hindeuten. Jedenfalls wurde um 1.000 vor Christus eine weibliche Gottheit verehrt, aus der später die griechische Artemis wurde. Sie galt als Jungfrau und Mutter, der ein Fruchtbarkeitskult großen Stils gewidmet war. In den Vatikanischen Museen steht eine Statue, die sie als die "Vielbrüstige" zeigt. In Wahrheit wurde die heilige Statue mit Stierhoden als Symbol des Lebens behängt.

 (DR)

Weltgeltung bekam die Stadt im ersten nachchristlichen Jahrhundert - nicht zuletzt durch ein Wirtschaftszentrum im Artemis-Tempel, der als eines der Sieben Weltwunder angesehen wurde. In einer so bedeutenden Metropole entstand sehr bald eine Christengemeinde, gegründet durch die erfolgreiche Predigt des Apostels Paulus. Sie zog so viele Menschen in den Bann, dass die Devotionalienhändler rund um den Artemis-Tempel wegen "Geschäftsschädigung" eine Großdemonstration gegen ihn anzettelten (Apg 19,21-40). Zum Neuen Testament gehört auch ein Paulus zugeschriebener "Brief an die Epheser". Er dürfte Ende des ersten Jahrhunderts entstanden sein. In der Offenbarung des Johannes ist ein "Sendschreiben" an die Christen von Ephesus überliefert, in dem ihnen vorgeworfen wird, "von der ersten Liebe" abgefallen zu sein (Offb 2,1-7).

In der Stadt wird das Grab des Evangelisten Johannes verehrt.
Ende des zweiten oder Anfang des dritten Jahrhunderts wird ihm zu Ehren eine Kirche errichtet. Um 250 spielt in der Stadt die Siebenschläfer-Legende. Sie entstand Anfang des vierten Jahrhunderts im Zusammenhang mit theologischen Anfechtungen der Auferstehung von den Toten. Eine Grabstätte erinnert noch heute daran. Vielleicht nicht ohne einen - freilich kaum im einzelnen nachweisbaren - Zusammenhang mit der in Ephesus verbundenen Hochschätzung des Mütterlichen ist die Bedeutung, die die Stadt für Marienlehre und Marienverehrung bekam. Auf Betreiben des oströmischen Kaisers Theodosius II. wurde hier 431 das Dritte Ökumenische Konzil gegen Nestorius, den Patriarchen von Konstantinopel, abgehalten. Dieser hatte behauptet, die Mutter Jesu könne allenfalls als "Christus-Gebärerin" (christotokos), das heißt letztlich nur als Menschen-Mutter bezeichnet werden.
(KNA, Wolfgang Beinert)