Künftig arbeiten der Päpstliche Medienrat, der Pressesaal des Heiligen Stuhles, der vatikanische Internet-Service, Radio Vatikan, das Vatikan-Fernsehen CTV, die Zeitung "L'Osservatore Romano" mit ihrem Fotodienst, die vatikanische Druckerei und der Verlag Libreria Editrice Vaticana unter der Regie eines "Sekretariats für Kommunikation". Die bisher selbstständigen Einrichtungen sind weiter tätig wie zuvor, erhalten ihre Weisungen aber ab Montag von dem neuen Dikasterium.
Franziskus drückt damit aufs Tempo: Erst vor gut zwei Wochen hatte der für die Kurienreform zuständige Kardinalsrat dem Papst die Bildung einer zentralen Medienbehörde "in den nächsten Monaten" empfohlen. Grundlage war der Bericht einer Reformkommission unter dem früheren BBC-Aufsichtsratschef Lord Chris Patten, die Franziskus vor rund einem Jahr ins Leben gerufen hatte. Ein zweites, mit geistlichen Medienexperten besetztes Gremium hatte deren Ergebnisse ausgewertet.
Gründliche Neustrukturierung und Umgewichtung
Das Konzept der Patten-Kommission, der auch die deutsche Kommunikationswissenschaftlerin Daniela Frank angehörte, sieht eine gründliche Neustrukturierung und Umgewichtung der vatikanischen Medienarbeit vor. Synergiemöglichkeiten würden zu wenig genutzt und zu viel Doppelarbeit geleistet. Zu den Vorschlägen zählen eine Stärkung des überlasteten Presseamts, mehr Gewicht auf Online-Medien und die Vernetzung mit katholischen Medien und Pressestellen. Die Experten wandten sich gegen Kürzungen im vatikanischen Medienbudget von knapp 70 Millionen Euro, plädierten aber für eine strategischere Verteilung dieser Summe unter zentraler Lenkung. 85 Prozent des Geldes flossen bisher in den Sender Radio Vatikan und den "Osservatore Romano". Den vatikanischen Fernsehdienst und die sozialen Medien bezeichnete Patten dagegen als unterfinanziert.
Über strategische und finanzielle Details findet sich im päpstlichen Erlass nichts. Auch die genauen Aufgaben und Kompetenzen des neuen Informationsministeriums bleiben noch ungenannt. Es heißt lediglich, die Behörde übernehme in Abstimmung mit dem Staatssekretariat die Verantwortung für die offizielle Vatikan-Webseite und den Twitter-Auftritt des Papstes. Fraglich bleibt vor allem, ob der Päpstliche Medienrat - unter Erzbischof Claudio Maria Celli bisher ein eigenes Dikasterium - Kompetenzen verlieren könnte. Er koordiniert die Verbreitung des Glaubens über die sozialen Kommunikationsmittel.
Schwerpunkt auf soziale Medien
Der Patten-Bericht hatte die sozialen Netzwerke als eine der wichtigsten Baustellen der vatikanischen Medienpolitik hervorgehoben. Den Anfang machte kurz vor seinem Rücktritt erst Benedikt XVI. mit dem Twitter-Account @Pontifex. Offenbar soll das neu geschaffene Sekretariat - das zeigt schon sein Name - gerade auf diesem Feld aktiv werden und neue Formate entwickeln, die mehr Möglichkeiten für Dialog, Fragen und Kritik eröffnen. Franziskus spricht in seinem Erlass von der Notwendigkeit, bessere Antworten auf die digitale Entwicklung und die wachsende medialer Interaktion zu finden.
An die Spitze der Behörde berief er Praktiker der vatikanischen und kirchlichen Medienarbeit: Dario Edoardo Vigano ist Leiter von CTV und promovierter Kommunikationswissenschaftler. Im Rang eines Präfekten steht der italienische Priester rein titular gesehen über Erzbischof Celli, der als Chef des Medienrats nur Präsident ist. Zum Sekretär und damit zur Schlüsselfigur der Behörde hat der Papst einen Landsmann ernannt: Der Argentinier Lucio Adrian Ruiz leitet den vatikanischen Internetdienst. Als Generaldirektor und dessen Stellvertreter berief der Papst zwei italienische Laien: Paolo Nusiner, Generaldirektor der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz "Avvenire", und Giacomo Ghisani, Büroleiter für internationale und juristische Fragen bei Radio Vatikan.
Die mediale Zusammenführung, die aus einem Flickenteppich ein einheitliches Gewebe machen soll, könnte vier Jahre dauern, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi im Juni. Und versprach, Entlassungen solle es nicht geben.