Der Queen-Trauergottesdienst betont die christliche Hoffnung

Viel Gottvertrauen und Musik

Auch wem die britische Monarchie mit ihrer Tradition fremd ist, dürfte sich der besonderen Atmosphäre beim Trauergottesdienst für die Queen in der Westminister Abbey kaum entzogen haben können. Überraschend war vor allem ein Aspekt.

Autor/in:
Mathias Peter
Der Sarg von Königin Elizabeth II. gefolgt von König Charles III. und Königsgemahlin Camilla wird nach der Trauerfeier vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. aus der Westminster Abbey herausgetragen / © Danny Lawson (dpa)
Der Sarg von Königin Elizabeth II. gefolgt von König Charles III. und Königsgemahlin Camilla wird nach der Trauerfeier vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. aus der Westminster Abbey herausgetragen / © Danny Lawson ( dpa )

Der Sarg mit Flagge und Blumen geschmückt, darauf die Krone der verstorbenen Königin. Alle Blicke gingen zum Sarg vor dem Hochalter in der Westminister Abbey, der in einer feierlichen Prozession in die Kirche gebracht worden war und gen Osten und damit Richtung der aufgehenden Sonne als Symbol für Christus ausgerichtet war.

Gesang prägt den Gottesdienst

Den Trauergottesdienst mit zahllosen Staatsoberhäuptern und der königlichen Familie leitete der Dekan von Westminster, David Hoyle. Und doch prägte vor allem die Musik den Gottesdienst – sei es durch Gesänge wie Psalm 23, der schon bei der Trauung der Queen an gleicher Stelle erklang oder eine Neuvertonung von Psalm 42, die extra für den Trauergottesdienst komponiert wurde.  Die Chöre von Westminster Abbey und der Chapel Royal, St James’s Palace, beeindruckten durch ihren klaren und zugleich kraftvollen Gesang.

Trauerfeier vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. in der Westminster Abbey / © Dominic Lipinski (dpa)
Trauerfeier vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. in der Westminster Abbey / © Dominic Lipinski ( dpa )

Immer wieder gab es musikalische Bezugspunkte zur Vergangenheit und Gegenwart. Das Lied "Love divine" wurde nach dem Vaterunser gesungen. Das erklang 2011 ebenfalls bei der Hochzeit von Prinz William und Kate, der der direkte Thronfolger auf König Charles III. ist.

Blechbläser und Orgel ertönten in voller Pracht. Bei aller Trauer drückte auch die Musik das aus, was sich sehr deutlich durch den gesamten anglikanischen Gottesdienst zog: die Hoffnung auf die Auferstehung.

Fast ein normaler Gottesdienst

Auch wenn in Großbritannien die Säkularisierung wie in anderen europäischen Ländern stark voranschreitet und London schon lange eine multinationale wie multireligiöse Metropole ist: der Trauergottesdienst im Herzen der britischen Hauptstadt folgte im Großen und Ganzen dem Ablauf eines anglikanischen Gottesdienstes, so wie er bei Trauerfeiern üblich ist.

Der in die königliche Standarte gehüllte Sarg von Königin Elizabeth II. / © Daniel Leal (dpa)
Der in die königliche Standarte gehüllte Sarg von Königin Elizabeth II. / © Daniel Leal ( dpa )

So gab es Lesungen und viele "Hymns" und "Anthems", also Lieder und Motetten, meist gesungen von der Gemeinde oder Chören. Eine Messe - wie das katholische Requiem - ist bei der anglikanischen Kirche zu diesem Anlass nicht vorgesehen, auch beim Trauergottesdienst für die Queen nicht.

Fester Glaube der Queen

In seiner Predigt sprach der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, nicht über das lange Wirken der Queen oder zählte ihre wichtigsten Lebensdaten auf. Er stellte stattdessen ihren festen Glauben ins Zentrum seiner Ansprache, ihr Pflichtbewusstsein, das sie aus einem christlichen Verständnis heraus erfüllt habe: "Die Königin begann ihre Krönung mit einem stillen Gebet genau an diesem Orte", erinnerte Welby an die Krönung vor 70 Jahren.

Justin Welby (vorne), Erzbischof von Canterbury / © Paul Childs (dpa)
Justin Welby (vorne), Erzbischof von Canterbury / © Paul Childs ( dpa )

Über allem stand ihr Treuebekenntnis zu Gott, dieses Verständnis habe Großbritannien, den Ländern des Commonwealth gedient, so Welby. Die Familie der Königin trauere jetzt wie jede andere Familie auf der Welt, wenn sie ein Mitglied verliert. Am Ende seiner nur fünf Minuten langen Predigt erinnerte Welby erneut an die christliche Hoffnung auf die Überwindung des Todes, an die Elisabeth II. fest geglaubt habe. So könnten alle mit der Queen sagen: "Ja, wir werden uns wiedersehen!"

Auch bei den neukomponierten Werken herrschte ein optimistischer, hoffnungsvoller Tonfall vor: James MacMillan komponierte extra für den Trauergottesdienst beispielsweise die Motette "Who shall separate us from the love of Christ" unmittelbar vor dem Schlusssegen. Auch hier sang der Chor kräftig und mit Inbrunst, endete mit Halleluja-Rufen.

Zeichen der Ökumene

Ein Zeichen der Ökumene gab es bei den Fürbitten; verschiedene Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen christlichen Konfessionen trugen die Bitten vor, auch die Katholische Kirche war durch Vincent Kardinal Nichols, Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, vertreten.

Kardinal Vincent Nichols / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Vincent Nichols / © Romano Siciliani ( KNA )

Dass es dann doch ein sozusagen staatlicher Gottesdienst mit zahllosen Gästen aus dem In- und Ausland war, wurde mit dem Singen der Nationalhymne am Ende deutlich. Aber statt "God save the Queen" hieß es nun "God save our gracious King" – nach 70 Jahren Regentschaft der Queen auf den ersten Eindruck hin ungewöhnlich, aber Großbritannien hat nun mit Charles III. einen König.

So war es ein mehr als würdiger, dabei kurzweiliger Trauergottesdienst – mit einem zuversichtlichen Unterton, beeindruckender Musik mit Chor, Orgel, Dudelsackpfeifer und einem überraschend klaren Bekenntnis zur christlichen Hoffnung auf die Auferstehung der Toten.

Die Queen - Daten zum Leben der Monarchin

Queen Elizabeth II. (96) ist tot. Nun ist ihr Sohn Charles (73), Prince of Wales, neues Oberhaupt des Vereinigten Königreichs. Einige Daten zur mehr als 70 Jahre dauernden Herrschaft der britischen Königin:

Die Queen absolvierte mit mehr als 70,5 Jahren die längste Regentschaft Großbritanniens - vor Königin Victoria (1837-1901) mit gut 63 Jahren. Während ihrer Regentschaft hat Elizabeth II. 16 Premierminister empfangen und 7 Erzbischöfe von Canterbury miterlebt, die geistlichen Oberhäupter der anglikanischen Kirche.

Queen Elizabeth II. lebte zwischen 1947 und 1951 auf Malta / © McCarthy's PhotoWorks (shutterstock)
Queen Elizabeth II. lebte zwischen 1947 und 1951 auf Malta / © McCarthy's PhotoWorks ( shutterstock )
Quelle:
DR