Der Schriftsteller Mario Vargas Llosa wird 75 Jahre alt

Literat aus Leidenschaft

Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Nicht nur wegen seines politischen Engagements gehört er zu den bekanntesten Stimmen Lateinamerikas. Erst im vergangenen Jahr wurde dem bereits viel Geehrten eine weitere hohe Auszeichnung zuteil: der Literaturnobelpreis.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Dieser Mann hat etwas zu erzählen. Fast 700 Seiten umfasst sein autobiographisches Werk "Der Fisch im Wasser" - und reicht doch nur bis zu seiner Präsidentschaftskandidatur in Peru im Jahr 1990. Eigentlich wäre es Zeit für einen zweiten Band aus der Feder von Mario Vargas Llosa.



Erste Gehversuche als Schriftsteller machte Vargas Llosa bereits in jungen Jahren. Ein Resultat war das 1951 entstandene Theaterstück "Die Flucht des Inka", das, wie sich der Autor erinnert, so entstand wie die meisten späteren Werke: "Immer wieder neu ansetzend und korrigierend, tausendmal einen völlig wirren Entwurf umarbeitend, der ganz allmählich, nach endlosen Abänderungen, seine endgültige Form annahm." Ein Hinweis auf die kreative Urgewalt des Peruaners - aber bisweilen auch, so monieren manche Kritiker, auf eine gewisse Beliebigkeit.



Längst nicht alles, was Vargas Llosa zu Papier brachte, konnte an den Erfolg seiner frühen Romane "Die Stadt und die Hunde" (1963) oder "Das grüne Haus" (1965) anknüpfen. Ein Grundmotiv aber schimmert immer wieder durch: die kritische Auseinandersetzung mit Macht und Autorität vor dem Hintergrund der vielfältigen gesellschaftlichen Spannungen in seinem Heimatland Peru. Vieles davon hat Vargas Llosas am eigenen Leib erfahren. Er durchlebte eine bewegte dun schwierige Kindheit mit zahlreichen Umzügen, in deren Verlauf er erst im Alter von zehn Jahren seinen leiblichen Vater kennenlernte.



Flucht in die Welt der Bücher

Vor dessen Jähzorn flüchtet sich der junge Mario in die Welt der Bücher. Vor allem die Abenteuerromane des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas hatten es ihm damals angetan, bekennt er in "Der Fisch im Wasser". Die heldenhaften Kämpfe eines Graf von Monte Christo oder der drei Musketiere - vielleicht ist darin auch eine Antriebsfeder für den politischen Einsatz Vargas Llosas zu sehen. Eine gewisse Form von Eitelkeit macht schließlich einen charismatischen Charakter wie den seinen aus. Es gehört freilich zu den Verdiensten des Schriftstellers, dass er diese Fähigkeit immer wieder in den Dienst der Menschenrechte stellte.



Ob als Mitglied der Widerstandsgruppe "Cahuide" im Kampf gegen die Militärherrschaft unter Manuel Odria in der ersten Hälfte der 1950er Jahre, oder Mitte der 1980er Jahre als Vorsitzender einer Untersuchungskommission, die die Morde an acht Journalisten in dem von der Rebellenorganisation "Leuchtender Pfad" beherrschten Gebiet um das Andendorf Uchuraccay aufklären sollte. In diese Linie passt auch seine Kritik an der vom damaligen - und aktuell wieder amtierenden - Staatschef Alan Garcia Ende der 1980er Jahre betriebenen Verstaatlichung des Bankensektors. Es war dieser zeitweilig ungeheuer populäre Protest, der Vargas Llosa das Präsidentenamt bei den Wahlen 1990 anstreben ließ.



Dass er bei diesem Urnengang einem Quereinsteiger, dem japanischstämmigen Agraringenieur Alberto Fujimori, unterlag, hat der erfolgsverwöhnte Schriftsteller anfangs nur schwer verwunden.

Seiner Lust an der politischen Debatte konnte die Niederlage freilich wenig anhaben. Immer noch meldet sich Vargas Llosa, der seine berufliche Karriere als Journalist begann, zu aktuellen Themen zu Wort. Die Literatur bleibt gleichwohl eine der größten Leidenschaften des Weltbürgers, der einen Teil seines Lebens in Europa verbrachte. Im September kommt sein neuester Roman auf den

Markt: "Der Traum des Kelten". Wie sagte der Autor selbst bei der Verleihung des Nobelpreises? Die Kunst des Lesens sei "das wichtigste, was mir in meinem Leben passiert ist".