Der Siebenschläfertag und sein Namen

Wetterexperten aus Kleinasien

Heute ist Siebenschläfertag. Was die Wenigsten wissen - der Tag ist ein katholischer Gedenktag. Er verdankt seinen Namen den Sieben Schläfern von Ephesus. Nach der Legende wurden sieben Brüder, die sich zum Christentum bekannten, in einer Hütte, in der sie sich versteckt hatten, eingemauert.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
 (DR)

Der Siebenschläfer, mit etwa 30 Zentimeter Körperlänge die größte einheimische Schlafmaus, hält bis zu 7 Monate Winterschlaf. Wovon so mancher Morgenmuffel nur träumen kann, weckt bei den "echten", den heiligen Siebenschläfern nur ein müdes Lächeln: Knapp 200 Jahre, so die Legende, hatten sie geschlafen. 200 Jahre ehe sie, von der vielen Ruhe erquickt, den Bewohnern der kleinasiatischen Stadt Ephesus im fünften Jahrhundert Zeugnis für die Auferstehung der Toten ablegten. Sie gaben dem Siebenschläfertag, der an diesem Samstag begangen wird, den Namen. Was aber macht sieben junge Männer, die ihr ganzes Leben verschlafen, zu Heiligen?



So soll es gewesen sein: Während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Decius Mitte des dritten Jahrhunderts verweigerten die sieben Brüder, die getauft waren, das geforderte Götteropfer und versteckten sich in einer Höhle. Von den Kaiserlichen bei lebendigem Leibe eingemauert, beteten sie um Schutz gegen den mordgierigen Kaiser - und schliefen ein. Als 193 Jahre später - das Christentum war längst Staatsreligion - nahe der Höhle ein Viehstall errichtet wurde, wurden auch die Steine verwendet, mit denen die Schläfer eingesperrt worden waren. Darauf erwachten sie und glaubten, nur eine Nacht geschlafen zu haben. Einer von ihnen, Malchus, ging in die Stadt einkaufen. Als er mit 200 Jahre alten Münzen bezahlen wollte, wurde er aufgegriffen und dem Bischof vorgeführt.



Die Siebenschläferlegende fand rasch Verbreitung

Er erzählte seine Geschichte und war verwundert, dass sich überall das Zeichen des Kreuzes fand. Auch Kaiser Theodosios II. überzeugte sich laut Legende von der Wahrheit der Geschichte und dankte Gott für dieses Zeichen der Auferstehung der Toten. Es kam wohl zur rechten Zeit, denn inzwischen gab es viele "Irrlehrer", die die Auferstehung leugneten. Kurz danach entschliefen die 200-jährigen Jünglinge - endgültig.



Die Siebenschläferlegende fand rasch Verbreitung, im Abendland ebenso wie im Orient. In abgewandelter Form ist sie auch in den Koran eingegangen. In der 18., der sogenannten "Höhlen"-Sure, allerdings durften die sieben Männer sogar ganze 309 Jahre in ihrer Höhle schlafen. Jeden Freitag werden die ursprünglich christlichen Märtyrer in allen Moscheen der Welt verehrt.



Eigentlich der 7. Juli

Vor allem in der Kreuzzugs- und der Barockzeit war der Siebenschläferkult im Abendland beliebt. Trotzdem gibt es in ganz Europa nur drei Kirchen zu den "Heiligen Siebenschläfern", zwei davon in Bayern. Im niederbayrischen Rotthof südlich von Passau findet sich die wohl schönste plastische Darstellung der sieben Patrone gegen die Schlaflosigkeit. Das bretonische Vieux Marche bei Plouaret ist sogar Ziel gemeinsamer Wallfahrten von Muslimen und Christen. Die meisten Pilger beider Religionen aber besuchen den vermeintlichen Ort des Geschehens selbst, den erst 1926 entdeckten Bestattungsort der Siebenschläfer bei Ephesus.



Hätte Kaiser Theodosios die sieben braven Kleinasiaten auch zum westeuropäischen Wetter befragt, sie hätten wohl nur mit den Schultern gezuckt. Dennoch: Der Siebenschläfertag fällt auf den 27. Juni und wurde früher vor allem von der bäuerlichen Bevölkerung mit Argwohn beobachtet. Regnet es nämlich an diesem Tag, so die Bauernregel, regnet es weitere sieben Wochen. Allerdings: Der 27. Juni ist nicht der eigentliche Siebenschläfertag, weil nach der Kalenderreform von 1582 genau 10 Tage gestrichen wurden, so dass der Zeitpunkt, auf den sich die Regel bezieht, eigentlich auf den 7. Juli fällt. Daher nehmen die Meteorologen häufig den Zeitraum der ersten Julitage, um das voraussichtliche Sommerwetter etwas genauer zu prognostizieren. Erfahrungsgemäß stabilisiert sich dann die Großwetterlage über Mitteleuropa.