Von Null auf Hundert: Der Synodale Weg wechselt auf die Überholspur, zumindest was die Zahl der inzwischen vorliegenden Papiere anbelangt. Bei der zweiten Synodalversammlung, die Ende September in Frankfurt beginnt, soll nach einer coronabedingten Verzögerung von eineinhalb Jahren erstmals an Beschlussvorlagen gearbeitet werden.
Aus den Foren zu den vier zentralen Themen des Dialogs zur Zukunft der Kirche in Deutschland kommen dazu 14 Dokumente. Das Präsidium steuert darüber hinaus eine Präambel und einen Orientierungstext bei.
Hunderte Änderungswünsche
Viel Arbeit für die 230 Synodalen, die bis zum "Sendeschluss" am Montag noch Eingaben "im unteren dreistelligen Bereich" machten. Eine genaue Zahl nannte die Pressestelle des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) nicht. Eingereicht wurde auf elektronischem Wege über ein System namens Antragsgrün. Ein Zeichen dafür, dass der in Corona-Zeiten allgemein zu beobachtende Digitalisierungsschub auch beim Synodalen Weg angekommen ist.
Vom Synodenpräsidium eingesetzte Antragskommissionen wollen die Änderungswünsche für die Versammlung aufbereiten. Die Organisatoren betonen indes, dass es nicht um ein kleinteiliges Arbeiten an einzelnen Textzeilen geht, sondern um deren grundsätzliche Stoßrichtung.
Die Debatte über die weitere Marschrichtung beim Synodalen Weg hat längst begonnen - spätestens, seitdem der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und einige andere konservative Vertreter eine eigene Homepage mit alternativen Texten freigeschaltet haben. Eine spannende Frage mit Blick auf Frankfurt wird nun sein, ob die Kritik auch auf offiziellem Wege in den Dialog einfließt.
Spannung in der Luft
Ein Thema werden die Einlassungen auf jeden Fall bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda sein. Dabei haben Voderholzer und seine Amtsbrüder ein Problem. Zwar können sie sich noch einmal über die Papiere austauschen, haben aber keine Möglichkeit mehr, im Anschluss noch Vorschläge zur Überarbeitung einzubringen.
Insgesamt liegt eine gewisse Spannung in der Luft, wie Frankfurts katholischer Stadtdekan Johannes zu Eltz im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) andeutet. Zugleich plädiert er für Gelassenheit: "Es müssten sich alle noch einmal darauf verständigen, dass wir bei den vier Feldern des Synodalen Weges - Macht, Frauen, Zölibat und Sexualität - über Themen reden, bei denen es nicht gleich um letzte Wahrheiten geht."
Mögliche Verlängerung
Davon unabhängig stellt sich die Frage, wie die Synodalen in zweieinhalb Tagen die Fülle an Material samt den dazugehörigen Änderungswünschen diskutieren und gewichten wollen. Nach der Ersten Lesung der vorhandenen Texte können laut Satzung noch zwei weitere Lesungen folgen.
Bei zwei noch ausstehenden Syondalversammlungen und der Vermutung, dass aus allen Foren noch weitere Papiere zu erwarten sind, richtet sich manch einer bereits auf eine Verlängerung der Initiative ein. Er könne sich das "gut vorstellen", sagte etwa der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, der KNA.
Papst-Vorhaben
Und dann wäre da noch die eigene Dynamik, die Papst Franziskus ins Spiel gebracht hat. Er will auf Ebene der Weltkirche einen synodalen Prozess anstoßen, der im Oktober 2023 in eine Weltbischofssynode münden soll.
Wie lassen sich beide Projekte miteinander verbinden? Noch gibt es darauf keine Antwort. Die Idee, den Chef des vatikanischen Synodenbüros in Frankfurt dabei zu haben, scheint sich vorerst nicht zu realisieren. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte Kardinal Mario Grech eigens nach Frankfurt zur Vollversammlung eingeladen. Dem Vernehmen nach kommt er jedoch nicht. Aber der Plan ist noch nicht ganz vom Tisch. Wenn wenigstens jemand aus Grechs Behörde käme, könnte das dazu beitragen, die synodalen Bemühungen in Deutschland auch weltkirchlich besser einzubinden.
Das Tempo auf dem Synodalen Weg bleibt trotz vermeintlicher oder tatsächlicher Stopp-Schilder aus dem Vatikan hoch. Behält der Weg seine Spur? Auch dafür wird die Versammlung in Frankfurt erste Hinweise liefern.