Der Tag im Rückblick

Papst Benedikt: Köln hat eine fröhliche Gläubigkeit

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag seinen Deutschlandbesuch begonnen. Nach dem Empfang auf dem Köln/Bonner Flughafen durch Bundespräsident Horst Köhler unternahm er am Nachmittag eine Schifffahrt auf dem Rhein, die am Kölner Dom endete. Dort betete er am Schrein der heiligen drei Könige. Vor seiner Fahrt mit dem Papamobil durch die Innenstadt hatte er bei strahlendem Sonnenschein in zwei Ansprachen hundertausende jubelnde Jugendliche ermuntert, sich auf Christus einzulassen.

Der Papst war um 11.53 Uhr gelandet und wurde mit militärischen Ehren begrüßt. Köhler hieß ihn herzlich willkommen. Begeisterte Jugendliche skandierten "Benedetto"-Rufe, als er das mit der deutschen und vatikanischen Fahne geschmückte Flugzeug verließ.
In seiner ersten Rede rief er die Deutschen zu einem lebendigen Glauben und Engagement für eine solidarische Entwicklung in Europa auf. Das Weltjugendtags-Treffen mit 400.000 Jugendlichen aus 197 Ländern lasse Grenzen zwischen Rassen und Kulturen verschwinden und sei von friedensstiftender Kraft. Den Deutschen dankte der Papst für die große Gastfreundschaft beim Weltjugendtag. Diese "Urtugend der Menschheit" scheine ansonsten zu verschwinden.

Köhler begrüßte den Papst mit den Worten: "Es bewegt uns besonders, dass ein Deutscher, also einer von uns, Papst geworden ist." In der Person von Benedikt XVI. verbänden sich Gelehrsamkeit und Weisheit. Außer Köhler waren auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), die Spitzen der katholischen Kirche in Deutschland und weitere Vertreter aus Politik und Gesellschaft zur Begrüßung gekommen.

170.000 jubeln am Rheinufer

Unter dem Jubel von 170.000 Jugendlichen am Rheinufer unternahm das Kirchenoberhaupt am Nachmittag seine Schifffahrt. Dabei sagte Benedikt XVI. in fünf Sprachen, nur Jesus gebe die Fülle des Lebens. Wer ihn in sein Leben treten lasse, verliere "nichts, absolut nichts von dem, was das Leben frei, schön und groß macht." Die Jugend müsse entscheiden, ob sie den Weg einer lustorientierten Spaßgesellschaft oder den des Gewissens gehe.

Nach dem Verlassen des Schiffes trug sich Benedikt XVI. am Rheinufer in das Goldene Buch der Stadt Köln ein. Unter "Benedetto"-Rufen ging er durch ein Fahnenmeer zum Dom hinauf.
Jugendliche führten die Prozession mit dem Weltjugendtagskreuz und der Marienikone an, die der verstorbene Papst Johannes Paul II. der Jugend der Welt übergeben hatte. Einen kleinen Teil des Weges zur Kathedrale legte der Papst im gepanzerten Papamobil zurück, begleitet vom Kölner Kardinal Joachim Meisner.

In der leer geräumten Kathedrale segnete Benedikt XVI. behinderte Jugendliche. Am Schrein der heiligen drei Könige kniete er zum Gebet nieder, für das er sich mehrere Minuten Zeit nahm. Danach setzte sich Benedikt XVI. auf seinen Platz im Chorgestühl. Seit dem Mittelalter ist jeder Papst geborenes Mitglied des Domkapitels. In der Krypta besuchte Benedikt XVI. später die Gräber der Kölner Kardinäle Josef Frings und Joseph Höffner.

Vom Dom aus ging es im Papamobil auf eine Pilgerfahrt durch die Innenstadt zum Erzbischöflichen Haus, wo er bis Sonntag wohnt.
Höhepunkte der Reise sind am Freitag ein Besuch in der Kölner Synagoge, die Teilnahme des Papstes am Abendgebet des Jugendtreffens am Samstag sowie die sonntägliche Messfeier auf dem Marienfeld bei Köln mit bis zu einer Million Gläubigen. Die Reise des Papstes in seine Heimat wird international mit großer Spannung erwartet. Beobachter erhoffen sich Aufschluss über das Pontifikat.