Der Tiroler Tischler Adi Handl bringt Benedikt XVI. in Bewegung

Ein Rollpodest für den Papst

Zu Ostern hat der Papst hat ein neues Papamobil bekommen, das ökologischste von allen: recycelbar, aus regionaler Fertigung und 100 Prozent CO2-frei. Zwei seiner Leibwachen, die ohnehin nebenherlaufen, besorgen den Antrieb. Premiere hat der Wagen bei den Osterfeiern im Vatikan. Er soll dem fast 85-jährigen Kirchenoberhaupt die Wege im Petersdom verkürzen.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Papst Benedikt XVI. an Karfreitag 2012 (KNA)
Papst Benedikt XVI. an Karfreitag 2012 / ( KNA )

Gefertigt haben das Gefährt der Tiroler Tischlermeister Adi Handl junior mit Vater Adolf und Geselle. Das Familienunternehmen in Mutters bei Innsbruck hat mit einem Barockaltar-Massivbau im Stubaier Dorf Telfes und mit dem neuen Portal für die Wiltener Michaelskapelle bereits beste kirchliche Referenzen. Adi Handl pflegt nach eigenen Angaben gute Beziehungen zu katholischen Orden seiner Heimat.



Über diese Schiene kam auch der Auftrag vom Heiligen Stuhl. Von wem genau im päpstlichen Umfeld die Initiative ausging, darüber schweigt der Schreiner. Jedenfalls klingelte vor einigen Wochen das Telefon in Mutters, und Handl, der sich laut Firmenprospekt "auf jede neue Herausforderung an die Handwerkskunst" freut, hatte einen Job vom Stellvertreter Christi.



Kirchenleitung und Konstrukteur legen Wert darauf, dass es sich nicht um eine Gehhilfe handelt, sondern um ein Rollpodest. Das klingt nicht nur freundlicher, sondern verweist auch auf den offiziellen Zweck: Es soll den Papst, der aus liturgischen Gründen oft mehrere Kilogramm Brokatstoff trägt, auf den langen Wegen durch den Petersdom entlasten und ihn für die Gläubigen besser sehen lassen.



Übernommen vom Vorgänger

Erstmals Mitte Oktober bediente sich Benedikt XVI. einer fahrbaren Plattform. Es war jene, die schon sein Vorgänger Johannes Paul II. benutzt hatte. Das ließ manche Kommentatoren an ein nahes Ende des Pontifikats denken. Das neue Modell, erläutert Tischler Handl, ist "kleiner, besser händelbar, leichter zum Runtersteigen". Und natürlich soll es sehr lange in Gebrauch bleiben.



Bei der technischen Umsetzung hatten die Meister aus Tirol weithin freie Hand. Der Vatikan gab nur ungefähre Eckdaten. "Das Grobdesign haben wir in der Werkstatt verfeinert", sagt Handl. Die Konstruktion ruht auf einem soliden Stahlunterbau, das Podest selbst und die zwei rückwärtigen Trittstufen sind aus heimischer Birke gezimmert. Als Halt dient ein dreiseitig umlaufendes, von sechs schlanken Stützen getragenes Geländer aus vergoldeter Bronze. Podium und Handlauf sind mit dunkelrotem Samt bespannt, farblich abgestimmt auf die Auslegeware um den päpstlichen Altar.



Stabil, sicher und mit einer gewissen Schwere

Mit gut 350 Kilogramm wiegt der Zeremonialwagen fast halb so viel wie ein Smart. Der Auftraggeber wollte das so. "Stabil, sicher und mit einer gewissen Schwere", lauteten die römischen Vorgaben. Das hohe Gewicht bewirkt, dass das Podest ruhig rollt, fast gleitet. Schließlich muss der Papst da oben sicher stehen und mit einer Hand noch segnen können.



Fahrproben erfolgten in der Handlschen Werkstatt. Im Vatikan nahm die Schweizergarde die abschließende Sicherheitsprüfung vor. Zum Auslieferungstermin eine Woche vor den Feiertagen ist Handl nach Rom gereist und hat privat ein paar Tage bis Ostern drangehängt. Ob Benedikt XVI. sich noch persönlich für das schöne Rollpodest bedanken will oder dem Tischlermeister wenigstens am Rand einer Generalaudienz die Hand drücken würde, davon hat Handl "keine Ahnung". Nicht einmal zur Jungfernfahrt im Petersdom hat man ihn eingeladen. "Ich werd"s mir im Fernsehen anschauen."