Katholische Landjugend für ökologische Alternativen

Der Traum von einer Welt ohne Plastik

Für die Katholische Landjugendbewegung ist plastikfreier Konsum nicht nur eine Idee. Sie fordert ein Ende der Plastikzeit und eine größere politische Förderung ökologischer Alternativen. Auch die Kirche könne einen Beitrag leisten. 

Der Traum von einer Welt ohne Plastik / © Christoph Schmidt (dpa)
Der Traum von einer Welt ohne Plastik / © Christoph Schmidt ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade mit mehr als 1.000 Delegierten im Haus Altenberg auf der Bundesvollversammlung der Katholischen Landjugendbewegung und ganz oben auf der Agenda steht der Umgang mit Plastik. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Stephan Barthelme​ (Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung / KLJB): Uns als Katholischer Landjugendbewegung liegt die Bewahrung der Schöpfung, der sorgsame Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und eine weltweit nachhaltige Entwicklung besonders am Herzen. Auch Papst Franziskus hat uns Christinnen und Christen in seiner Umweltenzyklika "Laudatio si" aufgefordert, die eigene Lebens- und Wirtschaftsweise zu überdenken und uns ganz im Sinne der Schöpfung für die Bewahrung unseres gemeinsamen Hauses einzusetzen.

Deswegen müssen wir den Fokus auch auf unseren weltweiten Plastikverbrauch legen. Denn es wird unwahrscheinlich viel Plastikmüll produziert, von dem vieles irgendwann im Meer landet und ganze Müll-Inseln bildet, weil Plastik eben erst nach vielen Jahren abgebaut wird. Andererseits reichert sich das sogenannte Mikroplastik über die Nahrungskette letztlich auch im Menschen an und wird zu einer echten Gefahr für die Gesundheit.

Deswegen müssen wir jetzt handeln und wir als Katholische Landjugendbewegung fordern ganz klar ein Ende der Plastikzeit. 

DOMRADIO.DE: Was kann denn jeder einzelne von uns dazu beitragen, um den Plastikkonsum einzudämmen?

Barthelme: Das fängt natürlich schon in der persönlichen Kaufentscheidung an. Man sollte immer erst einmal überprüfen, ob das, was man kaufen möchte, auch wirklich gebraucht wird oder ob es vielleicht auch plastikfreie Alternativen gibt. Wichtig ist beispielsweise, dass man auf Plastiktüten verzichtet - wo wir auch schon gut vorangekommen sind -, aber auch auf alle anderen Verpackungsmaterialien. Da gibt es ganz gute Lösungen, beispielsweise die Unverpacktläden, die jetzt nach und nach eröffnet werden, in denen komplett auf Einwegverpackungen verzichtet und stattdessen auf Mehrwegbehältnisse gesetzt wird.

Es hilft also immer, wenn man den eigenen Konsum kritisch hinterfragt und sich an den Kriterien regional, ökologisch und fair orientiert. Auch die katholische Kirche kann da einen großen Beitrag leisten. Denn wir haben in der katholischen Kirche viele Kindergärten, Schulen, Tagungshäuser. Und wenn wir es da schaffen sollten, die Beschaffung nach plastikfreien Alternativen auszurichten, dann glaube ich, haben wir eine große Macht, um hier ein Umdenken zu bewirken.

DOMRADIO.DE: Sind denn nicht auch strukturelle Veränderungen nötig?

Barthelme: Wichtig ist uns ein ordnungspolitischer Rahmen, der einerseits den Einsatz von Einwegplastik grundsätzlich verbietet und stattdessen den Fokus auf die Forschung an ökologischen Alternativen ausrichtet. Darüber hinaus brauchen wir auch eine Kennzeichnung, damit Verbraucherinnen und Verbraucher auf einen Blick erkennen, wie recyclebar das jeweilige Produkt auch wirklich ist.

Man muss in dem Kontext wissen, dass Plastik nicht gleich Plastik ist. Eine Plastiktüte zersetzt sich beispielsweise nach 20 Jahren, eine PET-Flasche erst nach 450 Jahren.

DOMRADIO.DE: Seit den Fridays for Future-Protesten haben Politiker den Klimaschutz sehr viel stärker im Blick. In der Folge hat sich der Konflikt zwischen Landwirten und Politik um den Umweltschutz verschärft. Wo stehen Sie da als katholische Landjugendbewegung?

Barthelme: Wir als KJLB setzen uns seit vielen Jahren für zukunftsfähige ländliche Räume - die in der Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag leisten können - ein, aber auch für die Bewahrung der Schöpfung und damit für den Klimaschutz. Wir vereinen quasi beide Themen in unserem Verband.

Die Landwirte stecken gerade in einer Zwickmühle. Sie sollen einerseits möglichst billig produzieren, werden aber auf der anderen Seite durch viele neue Herausforderungen sehr stark gefordert. Das fängt bei der neuen Düngemittel-Verordnung an, geht über die Reduzierung von Glyphosat bis hin zu mehr Tierwohl und zum Insektenschutz. Durch die neuen Anforderungen kommen auch höhere Kosten auf die Landwirtschaft zu.

Unsere jungen Landwirtinnen und Landwirte sind durchaus bereit, einen noch größeren Beitrag für den Klimaschutz zu leisten und die eigene Wirtschaftsweise zu ändern. Das muss sich dann allerdings auch in höheren Preisen niederschlagen, da die Marktmacht von Landwirtinnen und Landwirten im Vergleich zu den großen Einzelhandelsketten geringer ausgeprägt ist. Deswegen sagen wir ganz klar: Die Politik muss hier handeln und einen Rahmen für eine auskömmliche Entlohnung setzen.

DOMRADIO.DE: Sie selbst werden in Altenberg als Bundesvorsitzender verabschiedet. Was wünschen Sie sich, wie soll es weitergehen mit der Katholischen Landjugendbewegung?

Barthelme: Nach meinen sechs Jahren als Bundesvorsitzender der KJLB mache ich mir, ehrlich gesagt, überhaupt keine Sorgen um meinen Verband. Die KJLB ist auf allen Ebenen lebendig wie eh und je. Wir sind aktiv in unseren Ortsgruppen und gestalten unsere Dörfer mit. Und wir haben ganz klare Positionen in Bereichen wie ländliche Entwicklung, Ökologie, Jugend- aber auch Kirchenpolitik, die wir in den politischen und kirchlichen Raum hineintragen.

Wir haben in der KJLB 70.000 Mitglieder. Wir merken, dass unser Verband gebraucht wird. Das zeigt sich nicht zuletzt auch in unseren steigenden Mitgliederzahlen. Und ich bin mir total sicher: Wenn die KJLB mit ihren vielen jungen aktiven Mitgliedern weiterhin offen für Neues bleibt und auch immer wieder die Zeichen der Zeit erkennt, wird sie auch noch in vielen Jahren und Jahrzehnten das Land bewegen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR
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