Gestiegen sei im Vatikan die Bereitschaft, bei aus seiner Sicht sensiblen Themen "dazwischenzugehen und Grenzen zu ziehen", schreibt der Trierer Bischof in einem Beitrag für die Freiburger "Herder Korrespondenz" (November). Zugleich sei in Deutschland trotz des Ansehens von Papst Franziskus Unzufriedenheit gegenüber Rom zu spüren.
Gründung einer Nationalkirche "wirklich abwegig"
Ackermann hält "bestimmte Kreise" für interessiert, die Konfrontation zu schüren. Den Verdacht, dass in der Bundesrepublik an die Gründung einer Nationalkirche gedacht sei, nennt er "wirklich abwegig". Bei Gesprächen in der römischen Kurie spürten Deutsche "nicht selten unterschwellig die Frage, ob die Katholiken, die aus dem Stammland der Reformation kommen, wirklich hundert Prozent katholisch sind".
Umgekehrt hörten Kurienmitarbeiter aus deutschen Äußerungen die Frage heraus, ob man in Rom wirklich das Zeug habe, eine Weltkirche zu regieren.
Römische Interventionen sind nach Einschätzung Ackermanns "nicht selten auch Reaktionen auf bestimmte Hilferufe, die aus Deutschland selbst kommen". Dadurch werde Rom in die Schiedsrichterrolle gerufen, die oft mit der Rolle als Neinsager und Bremser zusammenfalle. Diese Rollenverteilung sorge auch in Rom für Verdruss, weil sie die römischen Akteure zwinge, öffentlich schlecht dazustehen.
Ackermann für "proaktive Kommunikation"
In der Situation spricht sich der Bischof für "proaktive Kommunikation" aus. Der Dialog müsse bewusster gesucht und stärker strukturiert werden. Auch der Vatikan könnte die Möglichkeit zum Austausch anbieten und suchen. Als "offenbar gelungenes Beispiel vernetzter und direkter Kommunikation" nennt Ackermann ein Treffen aus dem Jahr 2006, bei dem Papst Benedikt XVI. mit den Leitern mehrerer römischer Behörden die Schweizer Bischöfe zum Gespräch empfangen habe.
Ackermann verweist zugleich auf die Enzyklika "Fratelli tutti", in der der Papst Dialog als zentrales Instrument der Gemeinschaftsstiftung beschreibe.