Der Vatikan will Paraguays designierten Präsidenten nicht exkommunizieren

Lugo bleibt Katholik

Nach der Präsidentenwahl in Paraguay plant der Vatikan keine raschen kirchenrechtlichen Schritte gegen den Wahlsieger und ehemaligen Bischof Fernando Lugo. Eine Exkommunikation komme nicht in Frage. Zuvor hatte Lugo die katholische Kirche um Entschuldigung gebeten.

 (DR)

Das Kirchenrecht untersagt katholischen Priestern, öffentliche Ämter anzunehmen, "die eine Teilhabe an der Ausübung weltlicher Gewalt mit sich bringen", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Zuvor hatte Lugo die katholische Kirche über die Medien um Entschuldigung gebeten. Er habe ihr Schmerz zugefügt, da er dem Kirchenrecht nicht gehorcht und sich der Politik zugewandt habe, sagte der 58-Jährige am Montag (Ortszeit) in Asuncion. Er hoffe, er könne weiter der katholischen Kirche angehören und werde nicht exkommuniziert.

2007 suspendierte der Vatikan den Bischof Lugo
Lugo, der dem Orden der Steyler Missionare angehört, wurde 1977 zum Priester geweiht und 1994 zum Bischof von San Pedro ernannt. Mit Wirkung vom 11. Januar 2005 nahm der Papst den wegen der politischen Aktivitäten des Bischofs angezeigten Amtsverzicht an. Im Januar 2007 verfügte der Vatikan die Suspendierung, nachdem Lugo trotz Mahnung nicht auf seine Präsidentschaftskandidatur verzichten wollte.

Die Kirchenspitze in Paraguay und der Vatikan hatten darüber hinaus mehrfach ihre Ablehnung von Lugos politische Aktivitäten zum Ausdruck gebracht. Der Sprecher der Paraguayischen Bischofskonferenz, Adalberto Martinez, teilte am Montag (Ortszeit) mit, die Kirche erkenne Lugo offiziell als designierten Präsidenten an. Die Bischöfe wollten mithelfen, eine Lösung für die kirchenrechtliche Stellung Lugos zu finden.

Laisierung denkbar
Lombardi betonte im KNA-Gespräch, der Vatikan sehe keinen raschen Handlungsbedarf, nachdem Lugo bereits suspendiert sei. Damit könne er keine priesterlichen Aufgaben mehr wahrnehmen. Die zuständigen Vatikanbehörden prüften nun in Ruhe, ob weitere Schritte nötig seien.
Als eine mögliche Maßnahme nach der Suspendierung wäre eventuell die sogenannte Laisierung, die Rückversetzung in den Laienstand, denkbar.
Der Vatikansprecher betonte, die Beziehungen zu dem südamerikanischen Staat blieben unverändert.

Lugo hatte mit gut 40 Prozent die Präsidentschaftswahlen klar gewonnen und damit die Herrschaft der "Colorado-Partei" nach über 60 Jahren gebrochen. Er kündigte an, vor allem die Armut und die weit verbreitete Korruption im Land zu bekämpfen. Seine Amtszeit beginnt Mitte August.

Nach Einschätzung eines Ordensbruders ist der designierte Präsident seiner neuen Aufgabe gewachsen. Vom Bischof einer Diözese in der Provinz zum Spitzenpolitiker, der ein Land regiert, sei es zwar ein weiter Weg, sagte der Steyler Missionar Walter von Holzen in einem Interview aus Paraguay. Allerdings habe Lugo in den vergangenen Monaten sehr viel dazugelernt. Von zentraler Bedeutung sei nun, dass Lugo ein gutes Kabinett zusammenstelle, um seine Überzeugungen auch gegen innerparteiliche Druckversuche durchhalten und umsetzen zu können.