Der Widerstand von Dresden gegen rechtsextreme Entwicklungen

"Wir müssen einfach etwas tun"

In Dresden wurde am Montag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg gedacht – und gegen Neonazi-Aufmärsche protestiert. Friedemann Bringt von der "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus" im domradio.de-Interview über die Bedeutung des Widerstands - auch über die Elbstadt hinaus.

 (DR)

domradio.de: Warum ist es wichtig, dass es eine solche Gegendemonstration gegen den Neonaziaufmarsch gibt?

Bringt: Wichtig ist es besonders deswegen, weil wir als Demokraten einen solchen Neonazi-Auflauf - mit Fackelzug erinnernd an die SA in den 1930er Jahren - nicht hinnehmen können. Wir müssen einfach etwas tun.



domradio.de: Auch grundsätzlich gegen Rechtsextremismus?

Bringt: Wir überlegen ja in diesen Tagen, wohin diese Ideologie führt. Wir haben zehn Neonazi-Morde mehr zu verzeichnen, als wir bisher auf unseren ohnehin schon viel zu langen Listen hatten. Wir rechnen derzeit mit 150 ermordeten Menschen seit 1990 aufgrund rechtsextremer Gewalt. Das ist für unsere Gesellschaft so nicht hinnehmbar.



domradio.de: In Dresden ist es umstritten, an diesem Tag eine Gegendemonstration gegen den Neonaziaufmarsch zu setzen. Warum sagen Sie, es ist richtig?

Bringt: Wir sagen, dass das stille Gedenken, das viele Dresdner als die geeignetste der Auseinandersetzung an diesem Tag halten, schon lange nicht mehr gegeben ist. Seit mehr als zehn Jahren mobilisieren Neonazis sich - bis zu 8.000 waren am 13. Februar schon in der Stadt. Wir müssen uns dem als Demokraten entgegenstellen.



domradio.de: Ihr Symbol ist die weiße Rose, als Symbol für Frieden und Toleranz. Warum gerade die weiße Rose?

Bringt: Sie erinnert an die Bewegung der Weißen Rose im Raum München in den 1930er und 40er Jahren. Diese Widerstandsgruppe aus studentischen Kreisen hat ja sehr bürgerlich und mit einem christlichen Bezugspunkt argumentiert. Deshalb ist es für uns als Bundesarbeitsgemeinschaft auch ein wichtiges Symbol, das wir am 13. Februar in Dresden benutzen möchten.



Das Gespräch führte Monika Weiß.



Hintergrund: Das Bündnis "Dresden Nazifrei" hatte im Vorfeld dazu aufgerufen, den Aufmarsch von etwa 2.000 Rechtsextremen zu blockieren. Rund 6.000 Polizisten aus mehreren Bundesländern und von der Bundespolizei sollen für Sicherheit sorgen. Bei alliierten Bombardements am 13. und 14. Februar 1945 wurde Dresden stark zerstört, bis zu 25.000 Menschen starben.