Der geplante Innenumbau der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale stößt über die Bundeshauptstadt hinaus auf Interesse. Schließlich war die katholische Bischofskirche immer wieder Schauplatz von Gottesdiensten zu staatlichen Anlässen wie der Wahl des Bundespräsidenten. Nun ist das Millionen-Projekt einen wichtigen Schritt vorangekommen.
Das Erzbistum Berlin hat die Förderbescheide von Bund und Land Berlin erhalten, wie Dompropst Tobias Przytarski in einem am Freitag veröffentlichten "Brief an Unterstützer und Kritiker" bekannt gab.
Erfordert mehr Geduld als gedacht
Der Bund stellt zwölf Millionen Euro und das Land Berlin acht Millionen Euro bereit. "Damit können wir endlich die notwendigen Ausschreibungen und konkreten Planungen vornehmen", erklärte der Prälat. Zugleich räumte er ein: "Das Projekt Sankt Hedwig Mitte braucht mehr Geduld, als ich zunächst gedacht und gehofft hatte."
Veranschlagt sind Sanierung und Innenumbau der seit September nur ausnahmsweise geöffneten Bischofskirche weiterhin bis 2023. Auch der Kostenrahmen von 60 Millionen Euro soll eingehalten werden, wie Erzbischof Heiner Koch bereits versichert hatte. Davon trägt das Erzbistum ein Drittel selbst.
Jeweils 20 Millionen Euro kommen von den anderen deutschen Diözesen und - wie nun schwarz auf weiß belegt - vom Staat. Bereits im Februar hatte Berlins Oberste Denkmalschutzbehörde das Projekt unter Verweis auf das kirchliche Selbstbestimmungsrecht in Gotteshäusern bis auf kleinere Auflagen genehmigt, das Umbaukonzept zugleich aber kritisiert.
Umstritten ist vor allem, dass die rund acht Meter breite Bodenöffnung im Zentrum des Kirchenraums geschlossen wurde. Über eine Treppe war damit die Unterkirche erreichbar. Der renommierte Architekt Hans Schwippert (1899-1973) hatte sie beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt. Nach dem Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs rückt dafür nun der Altar ins Zentrum des Rundbaus.
Przytarski erklärte in seinem Schreiben, der Architekt Peter Sichau und der Künstler Leo Zogmayer hätten ihr Konzept unter Beteiligung von Erzbischof Heiner Koch und den zuständigen Bistumsgremien weiterentwickelt. So werde es weiterhin Kniebänke geben. Ursprünglich waren Stühle vorgesehen. Auch habe der Erzbischof entschieden, dass der Altar um mindestens eine Stufe erhöht werde. Überdies werde es auch künftig ein Kreuz auf der Kuppel geben. Spekulationen über eine Entfernung hatten vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt.
Weihnachtsgottesdienst soll Einblick gewähren
Der Dompropst versicherte zudem, dass die aus der Kathedrale entfernten Bänke und Kunstgegenstände "sachgerecht eingelagert" seien. Zu verstehen ist dies als Hinweis auch an die Künstler, die um 1960 am Wiederaufbau der Kathedrale beteiligt waren, oder deren Rechtsnachfolger, die vor dem Verwaltungsgericht und dem Landgericht Berlin gegen den Umbau geklagt haben. Sie sehen sich in ihren Urheberrechten verletzt. Auch das um die frühere Bodenöffnung angebrachte Geländer sei reversibel entfernt und die Öffnung zur Unterkirche zunächst provisorisch geschlossen worden, fügte Przytarski hinzu.
Es sei "faszinierend zu erleben, wie sich der Raum dadurch verändert, intimer und geschlossener wirkt", warb der Prälat für die Umgestaltung. Er verwies auf die mehrwöchige Ausstellung "Glowing Core" der Künstlerin Rebecca Horn mit ihren Nachtmusiken in der ausnahmsweise geöffneten Kathedrale. Statt der erwarteten 10.000 seien mehr als 23.000 Besucher gekommen, darunter viele zum ersten Mal in die Bischofskirche.
Als ganz andere Erfahrung mit der Kathedrale führte Przytarski den "Welttag der Armen" an. Am 18. November hatte Erzbischof Koch dort gemeinsam mit mehreren hundert Obdachlosen und Flüchtlingen gespeist. "Ich habe dieses Gastmahl als wirklichen Gottesdienst erlebt, wenn auch ganz anders als gewohnt", schrieb Przytarski.
An Heiligabend können Fernsehzuschauer selbst einen Eindruck vom gegenwärtigen Zustand der Kathedrale gewinnen. Dann überträgt die ARD von dort die Christmette mit Erzbischof Koch. Dafür wird der Kirchenraum nach Angaben des Erzbistums so gestaltet, dass seine künftige Form erkennbar ist.