Deutsche Bischöfe beenden Ad-limina-Besuche im Vatikan

Zufrieden zurück in die Heimat

 (DR)

Die deutschen Bischöfe haben ihre Ad-limina-Besuche in Vatikan beendet. Papst Benedikt XVI. empfing am Montag die Oberhirten von Aachen, Trier und Essen, Heinrich Mussinghoff, Reinhard Marx und Felix Genn mit ihren Weihbischöfen in Einzelaudienzen. Außerdem sprach er mit dem Exarchen für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und in Skandinavien, Piotr Kryk. - Am Samstag hatte Benedikt XVI. die gesamte zweite deutsche Bischofsgruppe unter Leitung der Kardinäle Friedrich Wetter, München und Freising, und Joachim Meisner, Köln, in Audienz empfangen und eine Ansprache gehalten. - Auch Bundespräsident Köhler hatte am Wochenende den Papst besucht.

Bischöfe: Gelassenheit und Offenheit
Zwischen dem 6. und 11. November hatte sich eine erste Gruppe deutscher Oberhirten im Vatikan zum alle fünf Jahre anstehenden Rom-Besuch eingefunden. Diese Gruppe, der die Bischöfe aus dem Südwesten und dem Nordosten Deutschlands angehörten, war von den Kardinälen Karl Lehmann, Mainz, und Georg Sterzinsky, Berlin, angeführt.

Die Reaktion von Seiten der deutschen Bischöfe war weit gehend positiv und zufrieden. Es habe große Gelassenheit auf beiden Seiten geherrscht, sagte Mussinghoff in Radio Vatikan: "Es war schön, es war harmonisch, wir haben uns austauschen können über die Probleme der Kirche und Deutschland und darüber hinaus." Das sei hilfreich gewesen und trage zum gegenseitigen Verstehen bei.

Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick äußerte sich zufrieden über Klima und Verlauf der Begegnungen. Die Gespräche mit den Vatikan-Kongregationen und Räten seien "sehr offen, interessant, interessiert und kooperativ" gewesen, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Benedikt XVI. sei über die Lage der Kirche in Deutschland sehr gut informiert gewesen, habe detailliert nachgefragt und seine Meinung zu den einzelnen Punkten dargelegt.

Papst würdigt geistliche Wurzeln in Deutschland
Auch Kardinal Karl Lehmann sprach in einem KNA-Interview von einem brüderlichen und sachlichen Austausch. Im Vatikan sei man an den Berichten der deutschen Bischöfe wie immer sehr interessiert gewesen.

Benedikt XVI. würdigte in seinem beiden Ansprachen die tiefen geistlichen Wurzeln der Kirche in Deutschland, ihren Beitrag für die Weltkirche, den treuen Dienst der Priester und Ordensleute und auch die Qualität des Engagements von Laien. Zugleich rief der Papst die Kirche in Deutschland auf, noch missionarischer zu werden. Das gelte etwa für die Weitergabe des Glaubens an Kinder und Jugendliche und damit an die kommende Generation.

Zu den zentralen Themen gehörte auch die Rolle der Laien, für die es in Kirche und Gesellschaft viele Betätigungsbereiche gebe, in karitativen Diensten, im Medienbereich, zum Schutz des Lebens und für soziale Gerechtigkeit. Das Laienengagement sollte sich nicht auf eine Mitarbeit in kirchlichen Leitungsgremien verengen. Insbesondere dürften Zuständigkeiten von Priestern und Laien nicht verwischt werden, so der Papst.

Ökumene nicht in gemeinsamen Papieren erschöpfen
Weiter ging es um die Bedeutung der Ökumene. Diese dürfe sich nicht nur in gemeinsamen Papieren erschöpfen dürfe, so der Papst. Wichtig sei, dass Christen verschiedener Konfessionen sich in einem zunehmend religiös entfremdeten Umfeld gemeinsam und überzeugend für Werte auf Grundlage des christlichen Glaubens einsetzten und sie in Politik und Gesellschaft einbrächten.

Auch Ehe und Familie gehörten zu den zentralen Themen. Die Bischöfe sollten alles tun, damit Ehe und Familie geformt, gefördert und ermutigt würden. Die Arbeit der kirchlichen Hilfswerke müsse ihre deutlichen Wurzeln im christlichen Glauben, in der Gottes- und Nächstenlieben haben und ohne politische Abhängigkeiten der Gerechtigkeit und der Liebe dienen, betonte der Papst.

Lanze für die neuen geistlichen Bewegungen gebrochen
Zu den konkreten Plädoyers Benedikt XVI. gehörte sein Votum für die Katholische Universität Eichstätt. Diese solle neben den bayerischen Diözesen auch von den übrigen deutschen Bistümern mitgetragen werden. Eine Lanze brach der Papst auch für die neuen geistlichen Bewegungen. Auch wenn sie dem Pfarrer oder dem Bischof mitunter etwas eigenwillig erschienen, und auch wenn sie da und dort korrigiert und in das Ganze von Bistum und Pfarrei eingepasst werden müssten: Die Oberhirten sollten froh sein, dass hier neue aktive gemeinschaftliche Formen kirchlichen Lebens entstünden.

Was die notwendige Weiterentwicklung von Kirchen- und Pfarreistrukturen infolge von Priestermangel und Rückgang an Gottesdienstbesuchern betrifft, warnte der Papst vor einer Verselbstständigung. Solche rechtlichen Strukturierungen seien niemals das Wesentliche des kirchlichen Auftrags. Im Mittelpunkt müsse stets die Verkündigung des Glaubens stehen.