Deutsche Bischöfe beenden ihre Frühjahrssitzung mit Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen

Auf Wiedersehen Würzburg

Es waren denkwürdige Tage im alten Kloster Himmelspforten in Würzburg. In dieser Woche haben sich dort alle katholischen Kardinäle und Bischöfe aus den deutschen Bistümern getroffen, um auf ihrer Frühjahrsvollversammlung einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Nach fast 21 Jahren ist Kardinal Lehmann aus Gesundheitsgründen zurück getreten. Sein Nachfolger ist nun der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Beide - Erzbischof Zollitsch und Kardinal Lehmann zeigten sich heute gut gelaunt der Presse, um zum Abschluss der Bischofskonferenz ein Resumee der Tage zu ziehen.

 (DR)

Die katholische Kirche in Deutschland sucht eine klarere theologische Abgrenzung von Islam und Judentum. Die Bischöfe seien sich einig, dass "nicht gemeinsam mit Vertretern anderer Religionen gebetet werden solle", sagte der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, am Donnerstag in Würzburg zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung. Die Bischöfe warnten erneut vor einer Liberalisierung der Stammzellforschung. Der künftige Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, appellierte an die Türkei, die volle Religionsfreiheit zu gewähren. Andernfalls könne das Land nicht der Europäischen Union beitreten. Er selber bezeichnete sich als "im guten Sinne konservativ".

Lehmann sagte, in einer neuen Richtlinie der Bischofskonferenz werde künftig nicht mehr von "multireligiösen Feiern" die Rede sein. Auch über die Einrichtung von Gebetsräumen für unterschiedliche Religionen solle demnächst gesondert beraten werden. Solche Gebetsräume gibt es unter anderem an Flughäfen, in Autobahnkirchen und in Krankenhäusern.

Der Kardinal betonte, die verschiedenen Gottesbilder sowie die Unterschiede des Betens zwischen Juden, Christen und Muslimen sollten stärker herausgehoben werden. Dennoch könne jeder im Beisein des Andersgläubigen in seiner eigenen Tradition beten. Vor jedem Gebetstreffen, an dem Gläubige der unterschiedlichen Religionen teilnehmen, müsse der Ortsbischof gefragt werden.

Anlass der theologischen Klarstellung ist die anstehende Neufassung von "Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Juden und Muslimen" aus dem Jahr 2003. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte im November 2006 eine heftige Debatte ausgelöst, nachdem er mit einer Richtlinie multireligiöse Feiern an katholischen Schulen untersagte. Wenig zuvor hatte die Evangelische Kirche eine Handreichung zum christlich-islamischen Verhältnis veröffentlicht und sich deutlicher von den Muslimen abgegrenzt als zuvor.

Nach der Bundestagsdebatte zur Liberalisierung des Stammzellgesetzes am Donnerstag warnten die Bischöfe vor einer Ausweitung der Forschung mit embryonalen Stammzellen. Sie wiesen den Vorwurf der Wissenschaftsfeindlichkeit zurück. "Menschliches Leben ist nicht verfügbar, es ist kein Verbrauchsgut, das einer Güterabwägung unterliegt", unterstrichen sie. "Die Tötung embryonaler Menschen kann und darf nicht Mittel und Voraussetzung für eine mögliche Therapie anderer Menschen sein."

Mit Blick auf lateinische Messen kritisierte Lehmann Versuche von Lobbygruppen, solche Gottesdienste nach der außerordentlichen Form von 1962 mit Druck durchzusetzen. Sechs Monate nach Inkrafttreten der vom Vatikan erlassenen Regeln habe sich gezeigt, dass es in den deutschen Bistümern keinen nennenswert gestiegenen Bedarf an weiteren Angeboten gebe, sagte der Kardinal. Entsprechende Unterschriftenlisten von Initiativen, "die sich einen Vertretungsanspruch anmaßen", hätten einer Überprüfung nicht standhalten können. Häufig seien dort Namen mehrfach aufgetaucht, oder es hätten Kinder unterschrieben. Am Ende seien nicht mehr viele "echte Wünsche" übrig geblieben.