Deutsche Bischöfe hätten sich mehr Mut bei Synode gewünscht

Ein Doppelpunkt verheißt mehr

Den Abschluss der Familiensynode beschreiben die deutschen Bischöfe nicht als Ende, sondern als Doppelpunkt. In ihrer Erklärung bitten sie Geschiedene und ledige Mütter um Verzeihung und kündigen ein Wort zur Familie an.

Bischof Bode, Kardinal Marx und Erzbischof Koch / © Holger Hollemann (dpa)
Bischof Bode, Kardinal Marx und Erzbischof Koch / © Holger Hollemann ( dpa )

Wenn die Erziehung schwierig wird, Familienmitglieder krank sind oder Ehepaare im Streit leben oder nach einer Scheidung erneut heiraten, sei eine kirchliche Begleitung gefordert. In der Synode sei deutlich geworden, dass die Kirche in diesen Situation nachbessern sollte. Es gelte "ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu harten und unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben", heißt es wörtlich in der am Montag veröffentlichten Erklärung.

Bischöfe bitten Wiederverheiratete um Verzeihung

"Insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete." Die Bischöfe bitten sie um Verzeihung.

Vom 4.-25. Oktober 2015 hatten mehr als 270 Synodenväter über aktuelle Fragen zur Familie bei der XIV. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode unter dem Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" beraten. Die am Montag veröffentlichte Erklärung stammt von den drei Synodenteilnehmern der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), Erzbischof Heiner Koch (Berlin) und Bischof Franz-Josef Bode (Osnabrück).

Einlassen auf andere Kulturen bei Synode

Die Bischöfe loben, dass das Abschlussdokument der Synode Pauschalisierungen zum Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen vermeidet. "Im Rückblick hätten wir uns manches Mal mehr Mut gewünscht, sich intensiver mit den Realitäten zu befassen und sie als Zeichen der Zeit anzuerkennen, in denen Gott uns etwas sagen will", schreiben die deutschen Bischöfe.  Sie hätten jedoch gelernt, sich auf andere Kulturen und Erfahrungen einzulassen.

Zurzeit erarbeiteten die deutschen Bischöfe ein Wort zu Ehe und Familie. "Wichtig ist: Der synodale Weg der Kirche geht weiter. Vielleicht hat er gerade erst begonnen. Die Kirche bleibt auf dem Weg und bei den Menschen, auch in den Fragen von Ehe und Familie. Diesen Weg werden wir als Kirche in Deutschland mit Papst Franziskus fortsetzen. Wir fahren ermutigt und gestärkt in unsere Diözesen zurück.“

Koch: Alle Erwartungen sind nicht erfüllbar

Nach Ihrer Rückkehr aus Rom wandten sich die Bischöfe Marx, Koch und Bode erneut an die Öffentlichkeit. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte am Montag in München, er sei zufrieden, aber nicht euphorisch. Das Abschlussdokument sei ein großer Schritt nach vorne. Es sei gelungen, eine "möglichst hohe Einmündigkeit" zu erzielen. "Der Weg der Synode ist noch nicht zu Ende", betonte Marx.

Bischof Bode sagte in Osnabrück, bei der Synode sei deutlich geworden, "wie vielfältig und bunt Weltkirche ist". Auf den verschiedenen Kontinenten denke man unterschiedlich über Familie.

Alle wollten jedoch verlässliche Beziehungen. Mit Blick auf die Weltkirche sei die Öffnung bei Thema Ehe und Familie "ein großer Schritt", sagte Bode. Dennoch hätte er sich an manchen Stellen "mehr Mut zu klareren Worten gewünscht", sagte der Bischof.

Erzbischof Heiner Koch bat bei den deutschen Katholiken und Beobachtern um Verständnis für die Funktionsweise der weltweiten Synode. Selbst aus Deutschland habe er via E-Mail einerseits Zustimmung und Dank, aber auch Enttäuschung erfahren. Von konservativer Seite sei auch der Begriff "Verrat" gefallen.

Alle Erwartungen gleichzeitig seien nicht zu erfüllen, so Koch. Er habe bereits im Vorfeld gesagt: Wir müssen auch nachher miteinander leben können. Die Sacharbeit in einer derart "weltumspannenden Organisation" wie der katholischen Kirche sei manchmal "mühsam", aber auch ein Lernprozess, der "immer weitergeht".


Quelle:
DR , KNA