Deutsche Bischöfe mit Analyse zur Jugendsynode

Selbstkritische Bestandsaufnahme

Die deutschen Bischöfe präsentieren eine Analyse zum Thema Jugend und Kirche. Im Bericht zeigt sich großes Engagement, aber auch eine nachlassende kirchliche Bindung sowie Misstrauen gegenüber der Institution Kirche.

Jugendliche im Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Jugendliche im Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )

Das geht aus dem am Freitag in Bonn veröffentlichten Antwortschreiben der Deutschen Bischofskonferenz an den Vatikan hervor. Dafür wurden Fragebögen aus allen 27 Bistümern ausgewertet, aber noch nicht die Online-Umfrage des Vatikan unter Jugendlichen selbst. Die Bischöfe rufen daher auf, sich noch bis zum 30. November auf der Internetseite youth.synod2018.va zu beteiligen.

Missionarischer Aufbruch

Jugendbischof Stefan Oster betont in der Antwort, dass die verschiedenen Formen kirchlicher Jugendarbeit "mit ihrem je eigenen Profil unterschiedliche und zum Teil auch nicht-gläubige Jugendliche" erreichten: "Diesen Schatz werden wir mit nach Rom tragen. Wir müssen uns aber auch eingestehen, dass wir den von Papst Franziskus geforderten missionarischen Aufbruch intensiver umsetzen könnten."

Die Rückmeldungen zeigen laut Bischofskonferenz, dass viele Jugendliche von der Kirche "Wertvorstellungen und Sinnangebote, Authentizität und Lebensrelevanz" erwarten. Angesichts schwieriger Herausforderungen suchten viele nach Hilfe und Begleitung, die sie aber längst nicht immer in den bestehenden Angeboten fänden.

"Deutliche Distanz"

Zugleich heben die Bischöfe hervor, dass es eine hohe Bereitschaft zu gesellschaftlichem Engagement gebe, das gerade in den Jugendverbänden gefördert werde. Konkrete Fragen der Berufung zu einem christlichen Leben – vielleicht sogar als Priester oder Ordensfrau – spielten dagegen eine geringere Rolle.

Beim Thema Ehe und Familie zeige sich eine "deutliche Distanz zu kirchlichen Aussagen", stellen die Bischöfe weiterhin fest: "So sind voreheliche Lebensgemeinschaften eine nahezu flächendeckende Realität. Fast alle Paare, die um eine kirchliche Trauung bitten, leben oft schon mehrere Jahre zusammen."

Projekte

Wie von Rom gewünscht, stellen die Bischöfe auch drei deutsche Beispielprojekte vor:

Nightfever: Unter dem Eindruck des Weltjugendtags 2005 in Köln starteten zwei Studenten in Bonn die missionarische Gebetsbewegung "Nightfever", die es inzwischen in 27 Ländern der Welt gibt. Junge Christen sprechen dabei Passanten an und laden sie ein, zu Gebet, Gottesdienst, Gesang und Gespräch in die offene Kirche zu kommen. Bei den abendlichen Veranstaltungen mit Kerzenlicht und Musik stehen immer auch Priester für Beicht- und Seelsorgegespräche zur Verfügung. Christen und Nichtchristen sollen in einer besonderen Atmosphäre angeregt werden, nach der Rolle Gottes in ihrem Leben zu fragen.

72-Stunden-Aktion: Dabei engagieren sich junge Menschen in ganz Deutschland drei Tage lang in sozialen Projekten. Diese sollen aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufgreifen. Bei der ersten bundesweiten 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) haben im Juni 2013 rund 175.000 Kinder und Jugendliche mitgemacht. Vom 23. bis 26. Mai 2019 steht die nächste Aktion an, bei der wieder Tausende Kinder und Jugendliche "dem Glauben Hand und Fuß geben", wie es die Veranstalter formulieren.

Basical: Das christliche Orientierungsjahr "Basical" im Bistum Augsburg bezeichnet sich selbst als "Mischung aus Studium, Glauben, Spaß und Action", aus sozialem Engagement und geistlichem Leben. Die Teilnehmer leben von Oktober bis Juli in einer WG zusammen und bereiten sich auf ihre berufliche Zukunft vor. Mitmachen können junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren, die gerade die Schule oder eine Ausbildung abgeschlossen haben und noch nicht genau wissen, wie ihr persönlicher Lebensweg weitergeht. Das "Basical" soll Zeit und Möglichkeit geben, durchzuatmen und sich ein genaueres Bild zu machen – von sich selbst, von der Welt rundherum und von Gott. Zu dem Jahr gehören auch ein Aufenthalt im Heiligen Land sowie diverse Projekte und Praktika.


Bischof Stefan Oster  (dpa)
Bischof Stefan Oster / ( dpa )

Bischof Felix Genn im Dialog / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Felix Genn im Dialog / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA