Deutsche Premiere für Japan-Ausstellung

Buddha in Bonn

Erstmals ist von diesem Freitag an eine der größten buddhistischen Kunstsammlungen Japans in Deutschland zu sehen. Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn zeigt 240 heilige Texte, Malereien und Skulpturen. Mehr als ein Jahrtausend Kulturgeschichte.

 (DR)

Der Frühling taucht den heiligen Berg Daigo im Süden der ehemaligen japanischen Kaiserstadt Kyoto in ein Meer von Kirschblüten. So hell leuchtet die Blütenpracht, dass die berühmte fünfstöckige Pagode des Klosters Daigo-ji in klaren Mondnächten darin regelrecht erstrahlt. Von der Kirschblüte werden auch die Besucher der Bundeskunsthalle in Bonn gleich zu Beginn einer neuen Ausstellung über den japanischen Buddhismus empfangen.

Erstmals ist in der Bundeskunsthalle in Bonn von diesem Freitag an eine der größten buddhistischen Kunstsammlungen Japans in Deutschland zu sehen. Die Ausstellung "Tempelschätze des heiligen Berges Daigo-ji - Der Geheime Buddhismus in Japan" zeigt 240 heilige Texte des Buddhismus (Sutren), Malereien, Kultgegenstände und Skulpturen, die mehr als ein Jahrtausend überspannen. "Nie zuvor konnte eine Ausstellung außerhalb Japans mit Kunstwerken von solcher Bedeutung aufwarten", sagt der Intendant der Bundeskunsthalle, Christoph Vitali.

Die mehr als 1.100 Jahre alte Klosteranlage Daigo-ji im Süden der alten Kaiserstadt Kyoto ist bis heute eines der bedeutendsten religiösen Zentren in Japan und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Noch nie war eine so große Anzahl geschützter Kulturgüter außerhalb Japans zu sehen. Bei 16 Exponaten handelt es sich um Nationalschätze, die nur sehr selten ins Ausland verliehen werden.

Darunter befinden sich illuminierte Sutren aus dem achten Jahrhundert, bis zu drei Meter große Malereien aus dem elften bis 13. Jahrhundert sowie Handschriften der alten Kaiser. Zu sehen sind außerdem Skulpturen, Malereien von bis zu sechs Metern Höhe, große Mandalas und in Goldtusche geschriebene Schriften des Geheimen Buddhismus sowie typisch japanische Stellschirme aus dem 17. Jahrhundert mit prachtvoller Goldverzierung.

Ein große Kraft
Die religiösen Kultobjekte, Skulpturen und Malereien lebten dadurch fort, dass sie betrachtet würden, sagt der Abt des Klosters Daigo-ji, Nakada Junna. Deshalb habe sich das Kloster entschieden, die wertvollen Kunstgegenstände ins Ausland zu verleihen. "Wir hoffen, dass das eine große Kraft für die Weiterüberlieferung der Kulturgüter sein wird." Insgesamt verfüge das Kloster über rund 100.000 Kunstobjekte, von denen bislang aber erst etwa 10.000 geordnet und inventarisiert seien, erklärt der Direktor der Kloster-Schatzkammer, Fukuo Nagase. Es sei wichtig, dass nicht nur die Japaner, sondern weltweit Menschen diese Kulturschätze sehen könnten.

Die Ausstellung versucht, dem Betrachter die Grundgedanken des japanischen Shingon-Buddhismus zu vermitteln. Dieser gelangte im 9. Jahrhundert von China nach Japan. Vom tibetischen Buddhismus, der in der westlichen Welt bekannter ist, unterscheidet er sich dadurch, dass er seine Lehre nicht auf den historischen Buddha zurückführt. Im Mittelpunkt steht vielmehr der Universalbuddha der Großen Sonne.

Multimediale Vorführung
Die Denkweise des japanischen Buddhismus wird den Besuchern der Ausstellung in einem 45-minütigen Film über das Kloster Daigo-ji näher gebracht. Hörstationen bieten die Möglichkeit, auch akustisch in die Welt des Klosters einzutauchen. Hier ertönen höfische Musik oder die Klänge von Muschelhörnern. Im Zentrum der Schau ist ein buddhistischer Altar mit allen Kultobjekten wie Opferschalen, Glocken, Behältern für Räucherwerk oder Wasserbehältern für die rituelle Reinigung aufgebaut. Aus Lautsprechern dringt sanft der monotone Gesang der Mönche und sorgt für Tempelatmosphäre.

Zentrale Bedeutung im Shingon-Buddhismus haben Heilsfiguren, die der Gründervater Shobo verehrte. Dazu gehören die Fünf Könige des Wissens, die in der Ausstellung mit fünf großformatigen Gemälden auf Seide aus dem 13. Jahrhundert vertreten sind. Die Heilsfiguren werden angerufen, um Sicherheit für die Nation und den Schutz vor Naturkatastrophen zu erbitten. Die Gemälde sind in Japan ein Nationalschatz.

Ausstellung als Kulturverständnis
Abt Nakada Junna möchte mit der Herausgabe solch wertvoller Stücke nicht nur die westliche Welt an der Kunst des Buddhismus teilhaben lassen. "Ich hoffe, dass die Ausstellung beim Betrachter Verständnis für die japanische Kultur wecken wird", sagt der Mönch. Wegen der Fragilität vieler Stücke wird die Ausstellung ausschließlich in Bonn gezeigt und ist auf vier Monate begrenzt. Am 9. Juni und am 14. Juli werden einige besonders lichtempfindliche Exponate ausgetauscht.

Die Ausstellung ist bis zum 24. August zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs 10 bis 21 Uhr, donnerstags bis sonntags 10 bis 19 Uhr. Montags geschlossen. Internet: www.bundeskunsthalle.de.