Deutsche uneins bei Gottesglaube

Religiöse Grenze

Die ehemalige deutsch-deutsche Grenze trennt bis heute Glaubenswelten. Deutschland ist laut einer jetzt vorgelegten Studie in religiöser Hinsicht geteilt: Während zwei von drei Befragten aus den alten Bundesländern an einen Gott glauben (67 Prozent), sind es in den neuen nicht einmal halb so viele (25 Prozent). Der Erfurter Bischof Wanke äußerte sich überrascht.

 (DR)

Im Umkehrschluss glauben  29 Prozent der Befragten aus den alten Bundesländern nicht an einen Gott, in Ostdeutschland sind es 73 Prozent. Bundesweit glauben der repräsentativen Umfrage nach 58 Prozent der Bürger an einen Gott, wie der MDR am Mittwoch in Leipzig angab. 38 Prozent teilen diesen Glauben nicht.



Einig, wenn es um christliche Werten geht

Kaum Ost-West-Unterschiede gibt es dagegen bei der Frage nach der Bedeutung von christlichen Werten wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Von den Westdeutschen halten sie 46 Prozent für "sehr wichtig" und 45 Prozent für "wichtig", bei den Ostdeutschen sind es jeweils 43 Prozent. Auch die meisten derer, die nicht an einen Gott glauben, halten solche Werte für ihr Leben für wichtig (82 Prozent). Unter den evangelischen Christen sind es 92 Prozent und unter den katholischen 94 Prozent.



Bischof Wanke: Kirche muss christliche Werte weitertragen

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke reagierte überrascht auf die Ergebnisse der Studie. Dass Werte wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit auch für Ostdeutsche wichtig seien, sei angesichts der Geschichte dieser Region ein erstaunliches Ergebnis. Allerdings wüssten viele nicht, dass diese Wertvorstellungen etwas mit der christlichen Kultur zu tun hätten. Die Kirche müsse dafür sorgen, dass solche Werte in der Bevölkerung weiteren Zuspruch finden, betonte der Erfurter Bischof gegenüber MDR Info.



Bei den Frauen ist der Gottesglaube bundesweit stärker verankert. Zwei Drittel antworteten mit "Ja" (66 Prozent), bei den Männern war es jeder Zweite (49 Prozent). Auch mit Blick auf die Parteipräferenz gibt es deutliche Differenzen. Bei den Wählern von CDU und CSU sind es 78 Prozent. Es folgen FDP (69 Prozent), Grüne (58 Prozent), SPD (52 Prozent) und Linke (39 Prozent).



Absage: Einfluss der Kirchen auf Politik und Gesellschaft

Für einen größeren Einfluss der Kirchen auf Politik und Gesellschaft gibt es keine Mehrheit. Dafür sprechen sich nur 13 Prozent aus. 44 Prozent halten den Einfluss gerade für richtig, 39 Prozent plädieren für weniger Einfluss. Ostdeutsche (43 Prozent) votieren mehr für eine Begrenzung kirchlicher Macht als Westdeutsche (38 Prozent).



Bei den Protestanten sind 16 Prozent für mehr Einfluss der Kirchen, bei den Katholiken 13 Prozent. Mit der gegenwärtigen Situation zufrieden sind 51 Prozent der Protestanten und 47 Prozent der Katholiken. Weniger Einfluss wünschen sich 28 Prozent der Protestanten und 37 Prozent der Katholiken. Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap 1.000 Deutsche über 18 Jahre. Der MDR hat die Umfrage im Vorfeld mit Blick auf den Evangelischen Kirchentag in Dresden (1. bis 5. Juni )in Auftrag gegeben.