Deutscher Evangelischer Posaunentag in Leipzig

16.000 Bläser für ein Halleluja

Das Blech funkelt in der Sonne, als sich mehr als 16.000 Backenpaare spannen und das Leipziger Zentralstadion unter dem Klang des größten Posaunenchors der Welt erbebt. Der Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Posaunentags am Sonntag war der Höhepunkt des dreitägigen Treffens unter dem Motto "OhrenBlickmal!"

Autor/in:
Ellen Reglitz
 (DR)

"Der Klang der Posaunen bringt etwas vom besonderen Glanz des Himmels auf die Erde", so der Leitende Obmann im Evangelischen Posaunendienst Deutschland, Bernhard Silaschi. Beim Gottesdienst samt gelungenem Weltrekordversuch in der voll besetzten WM-Arena ist auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, dabei.

Mehr als 150 Konzerte haben Leipzig am Wochenende in eine Stadt der Blechklänge verwandelt. Die offizielle Eröffnungsveranstaltung am Samstag lockte bei Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen bis zu 60.000 Menschen auf den Augustusplatz im Stadtzentrum. "Das ist Gänsehautgefühl pur", ist eine Besucherin aus dem westfälischen Kierspe begeistert.

"Wir haben eine sehr aktive Nachwuchsarbeit"
Von Swing und Jazz bis Gospel reicht das Programm, jeder dritte Teilnehmer ist unter 30 Jahre alt. "Ich spiele im Posaunenchor, weil es Spaß macht", sagt der 19-Jährige Johannes Mendel aus Könnern in Sachsen-Anhalt. Mit grünen Flip-Flops, weiten Bermuda-Shorts, gegeltem Haar zieht der Trompeter durch die Stadt.

Damit entspricht er keineswegs den landläufigen Vorstellungen eines Posaunenchor-Mitglieds. Und so bringt das größte deutsche derartige Treffen der vergangenen 50 Jahre manch staubiges Image über die traditionsreiche Musik ins Wanken. Da die Bläsergemeinschaft Jung und Alt vereint, gibt es laut Obmann Silaschi auch keine Nachwuchssorgen:
"In vielen Posaunenchören haben wir eine sehr aktive Nachwuchsarbeit."

20.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland
Die kirchlichen Posaunenchöre entstanden im 19. Jahrhundert. Die Wurzeln liegen in Sachsen: Vermutlich waren es die Herrnhuter Brüder, die den ersten evangelischen Bläserchor gründeten. Der Begriff "Posaunenchor" tauchte erstmals in Aufzeichnungen der Brüdergemeine
(rpt: Brüdergemeine) von 1764 auf. Zuvor hatte bereits Martin Luther
(1483-1546) die Blasmusik in das Gotteslob einbezogen. Mit der Kirchenreformation Luthers schlug die große Stunde der Blasinstrumente in der Kirche.

"Bis heute sind die Posaunenchöre ein ganz wesentlicher Teil der Gottesdienste", erklärt der sächsische Landeskirchenmusikdirektor Markus Leidenberger. Außer im Freistaat sind die Bläserchöre besonders in Niedersachsen und Westfalen verankert.

Zum Großereignis in Leipzig kamen daher fast 20.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland. Selbst Gruppen aus Südafrika, Argentinien und Papua-Neuguinea waren dabei: Tausende Bläser für ein Halleluja. Olaf Kock, Leiter des Posaunenchores Bielefeld-Ummeln, ist begeistert: "Es ist wie ein musikalischer Kirchentag."