Deutschlandbesuch von Bartholomaios I. zu Ende

"Sichtbare Fortschritte" für die Ökumene

Zehn Tage hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., Deutschland besucht. Heute hat er seine Reise mit einem Gebet im Konzentrationslager Dachau beendet.

Bartholomaios I. und Charlotte Knobloch in Dachau (dpa)
Bartholomaios I. und Charlotte Knobloch in Dachau / ( dpa )

Mit dem Besuch des Konzentrationslagers Dachau ist am Montag der zehntägige Deutschlandaufenthalt des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., zu Ende gegangen.

In einem Gebet gedachte der Patriarch aller, "die ihr irdisches Leben in den Konzentrationslagern und Gefängnissen gelassen haben".

Bartholomaios I. rief dazu auf, das Versprechen zu erneuern, "mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all unserer Kraft und all unseren Gedanken für das geschundene Bild Gottes, unseren Mitmenschen, einzutreten". Am Nachmittag fliegt der Patriarch von München zurück nach Istanbul.

Erinnerung an ermordete orthodoxe Christen

Der Patriarch besuchte die jüdische Gedenkstätte, die römisch-katholische Todesangst-Christi-Kapelle, die evangelische Versöhnungskirche und die orthodoxe Auferstehungskirche in Dachau.

Dabei erinnerte er auch an drei orthodoxe Christen, die in verschiedenen deutschen Konzentrationslagern der Nationalsozialisten gestorben waren.

An der letzten Besuchsstation des Patriarchen in Deutschland nahmen hohe Vertreter anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften teil, darunter Charlotte Knobloch,  Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde von München und Oberbayern, der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Münchner Weihbischof Bernhard Haßlberger.

Gegenbesuch von Kardinal Marx angekündigt

Bereits am Wochenende hatte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Besuch des Ehrenoberhaupts der Weltorthodoxie einen wichtigen Impuls für die Ökumene in Deutschland genannt. Er kündigte zudem einen Gegenbesuch beim Patriarchen an, voraussichtlich zum Andreasfest Ende November 2014.

Die Reise sei ein wichtiger Impuls für die Ökumene gewesen, sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende weiter. "Das ökumenische Miteinander lebt und wird von den Gemeinden getragen." Es gebe "sichtbare Fortschritte", gerade was die Herausgabe der Texte über die Feste der Kirche in Ost und West angehe. "Dieser Dialog und das Suchen nach gemeinsamen theologischen Positionen ermutigen mich", so Marx.

"Langes Hineinwirken in die Geschichte"

Zur bevorstehenden Heilig-Land-Reise von Papst Franziskus und dessen angekündigter Begegnung mit Bartholomaios I. in der Jerusalemer Grabeskirche betonte der Kardinal, dieses Treffen als Zentrum der Reise werde "länger in die Geschichte hineinwirken". Gerade in Israel und Palästina, wo Christen weniger als zwei Prozent der Bevölkerung ausmachten, "ist das gemeinsame Auftreten der Kirche eine Ermutigung für die Christen vor Ort".

Marx traf mehrfach mit dem Patriarchen zusammen und nahm ebenso wie Kardinal Friedrich Wetter am Sonntag an der Feier in der Allerheiligenkirche teil. Die beiden hatten das Geld für zwei Malereien gestiftet, die nach dem Gottesdienst im Inneren der Kirche an der Nordwand enthüllt wurden. In seiner Ansprache beklagte der Patriarch, dass immer mehr Gläubige die Vorstellung eines persönlichen Gottes verloren hätten. "Unglücklicherweise" sehe man Gott oft nur noch als eine unpersönliche höhere Macht an, "die sich nicht in die menschlichen Dinge einmischt, sondern irgendwo weit weg ist".

Preis für Ökumene-Engagement

Für sein Engagement für die weltweite Ökumene hatte der Patriarch am Samstag den "Tutzinger Löwen" der Evangelischen Akademie Tutzing erhalten. Mit der undotierten Auszeichnung soll auch sein Einsatz zum Schutz der Schöpfung gewürdigt werden. In seiner Dankesrede hob Bartholomaios I. hervor, dass die Überwindung von Vorurteilen und Ressentiments zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion "Mühe und Zeit und einen Wechsel der Denkweise erfordert".

Der interreligiöse Dialog sei aber wichtig, "damit die religiösen Unterschiede aufhören, Ursache für Konflikte und Kriege zu sein".


Quelle:
KNA