Diakon Karl Hamacher feiert an diesem Sonntag 105. Geburtstag

"Entscheidend war für mich der Dienst am Altar"

Gute Gene? Viel Sport? Oder gottgefällig gelebt? Egal. Wichtig ist, erfüllt gelebt zu haben, findet Karl Hamacher. Und das habe er, gibt der Seelsorger zu verstehen. Er wohnt in Bensberg und ist der älteste Diakon des Erzbistums Köln.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Diakon Karl Hamacher / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Diakon Karl Hamacher / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Gehet hin in Frieden!" Das letzte Wort in der sonntäglichen Messfeier, ausgesprochen mit seiner unverkennbar markanten und durchdringend tiefen Stimme, war viele Jahre Karl Hamacher vorbehalten. Fast wurde es zu seinem "Markenzeichen", als er noch qua Amt die Eucharistie mitfeierte und als Diakon im aktiven Dienst zum Seelsorgerteam der Bensberger Kirchengemeinde St. Nikolaus zählte. Das war noch bis vor ungefähr zehn Jahren der Fall. Doch mittlerweile ist dem Hochbetagten selbst außerhalb dieser offiziellen Funktion, die er rund drei Jahrzehnte lang nebenberuflich ausgeübt hat, der regelmäßige Gottesdienstbesuch beschwerlich geworden, der Weg zu seiner Pfarrkirche auf dem Berg zu weit. Trotzdem ist der Kontakt zur Gemeinde, zu seinem ehemaligen seelsorglichen Wirkungsort, geblieben, auch wenn er bislang fast alle Gemeindemitglieder seiner Generation überlebt hat. 

In Köln geboren

"Trotz zunehmenden Alters habe ich diese Verbindung gehalten. Sie war mir wichtig. Denn ich habe für die Kirche gelebt", betont der 1913 in Köln geborene Jubilar, der kurz nach dem Krieg 1946 seine Frau Inge heiratete und 1954 mit ihr in Bensberg heimisch wurde. Zufrieden und dankbar blickt er auf das zurück, was an Erinnerungen noch lebendig geblieben ist. Nach besten Kräften nimmt Hamacher auch nach wie vor noch Anteil an innerkirchlichen Entwicklungen. Was aktuell in der Kirche geschieht und welche Akzente Erzbischof Woelki setzt, liest er im Internet. Dort schaut er sich auch die Fernsehgottesdienste aus dem Kölner Dom oder vorzugsweise aus Rom an. Denn das Diakonenamt, das ist in der persönlichen Begegnung mit dem zugewandten alten Herrn deutlich spürbar, bleibt ein bedeutsamer Teil seiner Biografie – trotz mancher Erinnerungslücke.

"Ich bin aus Überzeugung Diakon geworden", betont er, "weil ich auch nach meiner Pensionierung noch eine sinnvolle Aufgabe ausüben wollte." Und weil er sich nicht vorstellen konnte, untätig alt zu werden, ergänzt seine Frau, mit der er vor zwei Jahren die Gnadenhochzeit feierte und die ihm bei der Ausübung dieses Ehrenamtes immer den Rücken gestärkt hat, auch wenn das für sie bedeutete, oft allein zu sein. "Eine solche Entscheidung muss der Partner mittragen", ist Inge Hamacher überzeugt. "Aber ich wusste ja damals, was auf mich zukommen würde."

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Die Menschen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch die Glaubensweitergabe lagen Diakon Hamacher, der selbst aus einer durch und durch katholischen Familie stammt und schon immer als der Frommste unter fünf Geschwistern galt, am Herzen. Diese Neigung macht er an seiner Kirchenverbundenheit und seiner grundsätzlich sozialen Einstellung, wie er sagt, fest. Jedenfalls ist es diese Haltung, die ihn dazu motiviert hat, sich im Alter von 62 Jahren gerade dieses Ehrenamt zu suchen und sich – neben dem kirchlichen Arbeitsfeld – zusätzlich noch als langjähriger Vorsitzender im Behindertensport von Bergisch Gladbach zu engagieren.

Schon während der letzten Berufsjahre als Beamter am Sozialgericht in Köln absolviert er Ende der 70er Jahre auf Anregung von Pfarrer Hans Rump, dem damaligen Bensberger Pastor, eine Ausbildung am Kölner Diakoneninstitut. Die Weihe nimmt 1980 der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner in St. Aposteln vor. Und schon bald widmet sich Hamacher mit ganzer Hingabe den für einen Diakon üblichen Aufgaben: Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Besonders für seine persönlichen Ansprachen bei Traueranlässen wird er von den Bensbergern geschätzt. Eng arbeitet er bald mit Pfarrer Heinz-Peter Janßen, dem Nachfolger Rumps, zusammen und übernimmt noch bis ins hohe Alter Krankenbesuche, um auch anderen die für ihn selbst so wichtige Anbindung an die Kirchengemeinde zu ermöglichen. Was das Schönste an diesem besonderen Dienst ist? „Entscheidend war für mich der Dienst am Altar“, sucht Hamacher nicht lange nach einer Antwort.

Positive Weitsicht

Sein inzwischen biblisches Alter mit den üblichen Gebrechen auch als Bürde zu empfinden oder gar mit mancher körperlichen Einschränkung zu hadern, kommt ihm nicht in den Sinn. Auch Sterben macht er nicht zum Thema. "Mein Mann hat von Natur aus eine positive Weltsicht", erklärt Inge Hamacher. „"Seine Haltung beruht auf einer Grundgelassenheit; er besitzt die Fähigkeit, alles von der guten Seite aus zu sehen." Wozu neben tiefer Gläubigkeit auch Humor gehöre. So sind seine Karnevalsauftritte als Heiliger Vater noch bis vor wenigen Jahren in der eigenen Gemeinde – stets sicherte ihm sein Alter innerhalb des Pastoralteams die mit Abstand würdevollste Rolle – legendär.

Am Sonntag feiert der älteste Diakon im Erzbistum Köln seinen 105. Geburtstag.


Quelle:
DR