Diakonie-Präsident mahnt zum Widerspruch gegen Rechtspopulismus

"Schuldgeschichte" verpflichtet uns

Der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, fordert anlässlich des Holocaust-Gedenktags ein klares Eintreten gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. "Diese Entwicklungen erfordern unseren entschiedenen Widerspruch".

Symbolbild Rassismus / © TheVisualsYouNeed (shutterstock)

Das sagte Schuch laut Redemanuskript bei einer Buchvorstellung am Montagabend in Berlin. Der "wachsende Zuspruch" für derartige Positionen, "die Polemik gegen Bürgergeldbeziehende, der alltägliche Rassismus, die Abwertung von Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen, der wachsende Antisemitismus", dagegen müsse man seine Stimme erheben. 

 © Wilfried Meyer (epd)

Er verwies dabei auch auf die "Schuldgeschichte" der Diakonie und der evangelischen Kirche. "Sie verpflichtet uns, heute für Menschen einzutreten, die von Ausgrenzung und Abwertung betroffen sind", sagte der Diakonie-Präsident am Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus.

"Erschütternder Einblick in das Innenleben der Diakonie"

Schuch sprach bei der Vorstellung des Buchs "Biologiepolitik und Evangelische Kirche", das die Verstrickung der Kirche in die Verfolgung von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen zur Zeit des Nationalsozialismus beleuchtet. Die Herausgeber Jochen-Christoph Kaiser und Uwe Kaminsky dokumentieren auf rund 700 Seiten, wie zwischen 1931 und 1938 in einem innerkirchlichen Fachausschuss über angeblich "lebensunwertes" Leben diskutiert wurde.

Die Sammlung der Originaldokumente gibt Schuch zufolge einen "erschütternden Einblick in das Innenleben der damaligen Diakonie". Das Lesen der Wortprotokolle könne "einem schon den Atem nehmen". 

Diakonie Deutschland

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Sie versteht ihren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Neben dieser Hilfe versteht sie sich als Anwältin der Schwachen und benennt öffentlich die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Diese Aufgabe nimmt sie gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege wahr.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)