Diakoniepräsident will gerechten gesellschaftlichen Wandel

Zusammenhalt und Inklusion

Im 175. Jubiläumsjahr der Diakonie erinnert ihr Präsident, Ulrich Lilie, an die Grundüberzeugung der evangelischen Sozial- und Hilfseinrichtungen: "Gott will, dass allen Menschen geholfen wird." Wandel müsse gerecht gestaltet werden.

Autor/in:
Markus Jantzer
Ulrich Lilie / © Harald Oppitz (KNA)
Ulrich Lilie / © Harald Oppitz ( KNA )

Es komme heute in Zeiten der Klimakrise und wachsender sozialer Ungleichheiten darauf an, den Wandel und die gesellschaftliche Transformation sozial gerecht zu gestalten. "Niemand darf zurückbleiben, das bleibt der Anspruch der Diakonie", sagte Lilie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nicht immer habe sich die Diakonie in ihrer Geschichte an ihren eigenen Maßstäben orientiert, bekannte Lilie, und erinnerte an die Verstrickungen der evangelischen Wohlfahrt im Nationalsozialismus.

Für die Schwächsten eintreten 

Den Grundstein der evangelischen Wohlfahrt hat nach Lilies Worten der Hamburger Theologe Johann Hinrich Wichern im September 1848 gelegt. "Er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter erinnerten ihre Kirche an ihren vornehmsten Auftrag: zuerst und vor allem für die schwächsten Glieder der Gesellschaft einzutreten."

Auf ihre Initiative hin wurde auf dem Evangelischen Kirchentag in Wittenberg der sogenannte "Central-Ausschuss für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche" gegründet. Dieser Verein verschrieb sich der Förderung der Inneren Mission. "Mit zum Teil bis heute wegweisenden Konzepten haben die Pioniere der Diakonie Angebote für gerechte Teilhabe und bessere Chancen für benachteiligte Menschen geschaffen", hob Lilie hervor.

Kleine Anfänge 

Aus diesen Anfängen mit eher kleinen und familiären Einrichtungen entstanden über die Jahrzehnte öffentlich finanzierte Sozialunternehmen. "Es gelang der Diakonie in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens zu einem unverzichtbaren Teil der stationären sozialen Versorgung in Deutschland zu werden", erklärte Lilie. In der Weimarer Republik sei sie zu einer tragenden Säule des Sozialstaates geworden. Die NS-Herrschaft bildete laut Lilie "einen gravierenden Einschnitt. Gerade in dieser Zeit hat die Diakonie schwere Schuld auf sich geladen, wenn wir an die T4-Euthanasiemorde oder die willfährige Auslieferung jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner an die Tötungsmaschinerie der Nazis denken", sagte der Verbandspräsident.

1,3 Millionen Menschen gehören zur Diakonie

Heute stehe die Diakonie für Beteiligung und Befähigung von allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geldbeutel oder ihrem Geschlecht. Mit ihren 630.000 Beschäftigten und den rund 700.000 ehrenamtlich Engagierten sei sie ein wirksames Netzwerk für Zusammenhalt, Beteiligung und Inklusion. Diakonische Einrichtungen könnten wichtige Impulse für die Gestaltung einer sozial gerechten Gesellschaft setzen, erklärte Lilie.

Diakonie Deutschland

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Sie versteht ihren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Neben dieser Hilfe versteht sie sich als Anwältin der Schwachen und benennt öffentlich die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Diese Aufgabe nimmt sie gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege wahr.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)
Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger ( shutterstock )
Quelle:
epd