Dialogbeauftragter im Erzbistum Köln: Trump nimmt Muslime in Sippenhaft

Unter Generalverdacht

Selbst für Trump ist es starker Tobak: Der wortgewaltige Polit-Milliardär fordert ein komplettes US-Einreiseverbot für Muslime. Der Dialogbeauftragte Werner Höbsch aus dem Erzbistum Köln findet den populistischen Einlass demütigend für Muslime.

Donald Trump / © Jim Lo Scalzo (dpa)
Donald Trump / © Jim Lo Scalzo ( dpa )

domradio.de: Die Terrorangst geht um in den USA. Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat gefordert die Grenzen des Landes für Muslime dicht zu machen. Können Sie solch eine Einstellung nachvollziehen?

Werner Höbsch (Beauftragter für Interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln): Ich kann eine solche Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen. Ich lehne solche Aussagen grundsätlich ab und zwar deswegen, weil sie diskriminierend sind. Sie nehmen damit eine ganze Religionsgemeinschaft und die Angehörigen einer Religionsgemeinschaft in Sippenhaft. Solche Aussagen sind populistisch und sie polarisieren und das ist beabsichtigt. Das kann ich in keiner Weise nachvollziehen und gutheißen.

domradio.de: Versuchen wir uns mal in den Kopf der Muslime hineinzuversetzen, die haben es sowieso schwer, weil sie im gewissen Sinne im Moment unter Generalverdacht stehen. Was macht das mit den Menschen?

Höbsch: Die Muslime fühlen sich durch solche Aussagen gedemütigt. Sie fühlen sich ausgegrenzt und sich dadurch ins Abseits gestellt. Ich finde, auf diese Weise schafft man in keiner Weise einen Protest gegen den Terror.  Man setzt diese Menschen stattdessen ja in ein Boot mit den Terroristen. Das halte ich für ganz gefährlich. Wir wissen, dass ein Großteil der Muslime sich gegen den Terror öffentlich ausgesprochen haben. Zudem wissen wir, dass die, die mit Islamismus sympathisieren, nur eine ganz geringe Zahl von Muslimen sind. Hier versucht man Menschen in ein Boot setzen, in das sie gar nicht gehören.

domradio.de: Ist es in diesem Zusammenhang überhaupt sinnvoll über solche Aussagen überhaupt zu diskutieren oder machen wir, dadurch dass wir darüber reden, das Ganze nur noch schlimmer?  

Höbsch: Ich denke, man muss sich deutlich davon abgrenzen und sagen, dass diese Aussagen unerträglich sind, dass sie mit der Auffassung der katholischen Kirche nicht übereinstimmen. Das muss nach außen hin deutlich gesagt werden. Vor allem muss es deswegen gesagt werden, weil wir das auch den Muslimen schuldig sind, die mit uns den einen Gott anbeten.

domradio.de: Am Kölner Dom hängt ein Plakat, welches sich deutlich gegen Diskriminierung ausspricht. Wie ist denn da der Standpunkt vom Erzbistum Köln?

Höbsch: Das Erzbistum Köln macht deutlich, dass hier keine Religionsgemeinschaft diskriminiert werden kann. Es kann keinen Generalverdacht gegen Andersgläubige geben. Das ist genau so wenig so, wie, dass man Christen einen Generalverdacht geben kann, nur, weil eben ein Christ vielleicht mal an einem Anschlag beteiligt war. Das wird, finde ich, in guter Weise durch den Aushang von Nostra Aetate am Kölner Dom deutlich gemacht. Damit distanziert sich das Erzbistum Köln genau von solchen Aussagen und Forderungen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR , dpa