DOMRADIO.DE: Sie haben alles rund um die Wallfahrt in Kevelaer im Blick. Wie macht sich die Entspannung der Corona-Lage denn jetzt schon bemerkbar?
Bastian Rütten (Pastoralreferent im Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein): Ja, man merkt das. Wir hatten ja ständig, auch über die ganzen Lockdowns, immer wieder Menschen da, die das Bedürfnis hatten, die Trösterin zu besuchen. Aber jetzt, wo Gastronomie und Hotellerie wieder auf haben, merkt man doch: Es geht wieder los. Es kommen wieder Leute, und nicht nur aus touristischen Gründen. Ich finde, die Grenze ist sowieso immer fließend und das freut uns eigentlich auch. Wir haben wieder mehr Leute da, natürlich auf Abstand und mit Vorsicht.
DOMRADIO.DE: Welche Rückmeldungen bekommen Sie denn von den Pilgern, die wieder nach Kevelaer kommen können?
Rütten: Wir haben sehr viele treue Pilgerinnen und Pilger, die nicht nur mit ihren Gruppen kommen, sondern auch immer mal wieder die kleine Wallfahrt zwischendurch machen - gerade aus dem Ballungsgebiet Köln, Aachen, Düsseldorf und aus den Niederlanden. Die sind total erleichtert, weil das für die wirklich so eine Art Alltags-Tankstelle ist, die jetzt wieder aufhat und wo man vorher haushalten musste, dass man mit seinem Benzin auskommt. Da fließen auch schon mal Tränchen, dass man wieder kommen darf. Das bekommen wir auch rückgemeldet.
DOMRADIO.DE: Am ersten Juli-Wochenende soll es auch die Motorrad-Wallfahrt geben. Die wird vermutlich ein bisschen anders sein als vor der Pandemie. Wie sind da die Planungen?
Rütten: Natürlich geht das nicht mehr mit großem Zeltcamp und großen Ausfahrten. Besonders, weil natürlich auch dann Publikum angezogen wird, bei dem man auch wieder aufpassen muss. Wir werden ein abgespecktes, aber trotzdem schönes Format fahren. Wir haben das Forum Pax Christi. Damit sind wir in der großen und glücklichen Lage, dass wir unter freiem Himmel trotzdem überdacht und durchlüftet feiern können. Und dort wird eine Lichtfeier, eine abendliche Vigil, stattfinden, die beginnt um 20 Uhr.
Danach gibt es eben kein großes Hupkonzert auf dem Kapellenplatz, sondern eine Vorbeifahrt an der Gnadenkapelle mit Segnung der Fahrer und der Fahrzeuge. Es freut uns total, dass das möglich ist und ich glaube, das Sicherheitskonzept weist da keine großen Lücken auf. Da sind wir relativ sicher, dass das coronakonform funktionieren wird.
DOMRADIO.DE: Also ein Programm, angepasst an die aktuelle Lage. Welche Bedeutung hat denn die Motorrad-Wallfahrt generell für Kevelaer?
Rütten: Das ist einer der großen Wallfahrtstage, auch gerade weil Motorradfahrer gemerkt haben: Das ist genau unser Thema. Motorradfahren heißt ja zum einen, sich mal frei den Wind um die Ohren blasen lassen. Aber man ist gleichzeitig der Gefahr eines Unfalles ausgesetzt. Direkter geht es nicht. Das gilt positiv wie negativ. Und das ist, glaube ich, immer ein Punkt, wo man merkte: Da kommt eine Community zusammen. Das heißt, die Biker treffen sich, haben einen Austausch. Aber es kommt auch der Segen Gottes noch mit ins Spiel und die Gottesmutter.
Das ist nie frömmelnd. Das ist so ehrlich und das mag ich an diesem Wallfahrtstag einfach. Da sind die harten Kerle genauso dabei wie der Rentner, der sich mit der Harley seinen Lebenstraum erfüllt hat. Da ist auch der Mopedfahrer dabei, der das kleine Mofa fährt. Das macht keinen Unterschied. Also, der Wallfahrtstag sagt hinter der Fassade noch viel mehr aus, als dass da Motorradfahrer kommen.
DOMRADIO.DE: Die Motorradfahrer kommen dann also Anfang Juli. Was ist mit anderen größeren Pilgergruppen, die das Ziel Kevelaer haben?
Rütten: Man muss immer auf zwei Dinge gucken: auf die Inzidenz im Kreis Kleve, wo Kevelaer liegt, und dann auf die Inzidenz der Orte, wo die Pilger herkommen und wo sie durchgehen. Vieles geht da vielleicht noch nicht. Übernachtungen in Turnhallen, das muss man immer abwägen. Aber man kann kommen. Unser Pilger- und Gästehaus darf beherbergen und darf auch verköstigen. Die Gastronomie darf das tun. Gottesdienste in der Basilika sind jetzt mit 150 Plätzen mit Sicherheitsabstand die ganze Zeit ja auch möglich gewesen.
Das heißt, wir ermutigen alle, die es wollen und verantworten können, zu kommen, um einfach auch das Licht der Wallfahrt von Jahr zu Jahr weiterzugeben. Das ist möglich und dazu laden wir ein. Und viele unserer Traditionsgruppen waren da letztes Jahr im Sommer schon kreativ und sind es dieses Jahr noch mehr, hab ich im Gefühl.
Das Interview führte Julia Reck.