Armutsforscher: Corona hat Kluft von Arm und Reich verschärft

"Die Armen sind zahlreicher geworden"

Der Armutsforscher Christoph Butterwegge sieht eine zunehmende Ungerechtigkeit in Deutschland durch die Corona-Pandemie. In Deutschland treffe die "zynische Grundregel zu: Wer arm ist, muss früher sterben", so der Politikwissenschaftler.

Symbolbild Armut und Reichtum / © N.Pipat (shutterstock)
Symbolbild Armut und Reichtum / © N.Pipat ( shutterstock )

Durch Corona, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdown und die verteilungspolitische Schieflage der meisten Hilfsmaßnahmen des Staates habe sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertieft, erklärt Butterwegge in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch).

Ohnehin umsatzstarke Konzerne und Discounter hätten von der Krise profitiert, so der Armutsforscher. Die am härtesten von der Pandemie betroffenen Gruppen seien hingegen "im Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket nur ganz am Rande bedacht" worden, wenn überhaupt.

Arme Menschen haben ein höheres Infektionsrisiko

Zu den Hauptleidtragenden zählt Butterwege Wohnungslose, Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften, Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftige, Suchtkranke, Prostituierte oder Arbeitslosengeldempfänger. Das bedrückende Fazit laute: "Die Reichen sind in der Corona-Krise reicher und die Armen zahlreicher geworden", so der Wissenschaftler. Auch gesundheitlich seien Arme von der Pandemie stärker betroffen.

Das Infektionsrisiko von Arbeitslosen, Armen und sozial Abgehängten sei deutlich höher als das von Reichen. Sozial bedingte Vorerkrankungen wie Fettleibigkeit, Asthma, Diabetes, Rheuma oder Raucherlunge erhöhten das Risiko ebenso wie "katastrophale Arbeitsbedingungen etwa in der Fleischindustrie" oder beengte und hygienisch bedenkliche Wohnverhältnisse.


Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler und Armutsforscher / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler und Armutsforscher / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA