Die Beziehungen zwischen Vietnam und dem Vatikan im Überblick

Von der Verfolgung zum Tauwetter

Fast sechs Millionen Katholiken leben in Vietnam, dennoch gibt es seit dem Ende Südvietnams keine offiziellen Beziehungen zum Heiligen Stuhl. Seit dem Fall des Kommunismus in Europa bemüht sich der Vatikan um eine Normalisierung des Verhältnisses und um Erleichterungen für den Alltag der Christen in dem südostasiatischen Land. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert wichtige Etappen.

 (DR)

30. April 1975: Mit dem Fall Saigons und dem Abzug der US-Truppen endet der Vietnamkrieg.

Juni: Abbruch der diplomatischen Beziehungen, nachdem der Vatikanvertreter in Vietnam Saigon verlässt. Zuvor hatte es antivatikanische Demonstrationen gegeben.

2. Juli 1976: Wiedervereinigung des Landes als "Sozialistische Republik Vietnam". Wie zuvor in Nordvietnam werden Regimegegner und Christen verfolgt, Tausende ermordet und Umerziehungslager eingerichtet.

70er und 80er Jahre: Priester werden inhaftiert, Kirchen und theologische Seminare geschlossen. Hunderttausende "boat people"
versuchen vor dem kommunistischen Regime übers Meer zu fliehen.

Späte 80er: Priester werden aus Umerziehungslagern entlassen. Die Zahl der Priesterweihen nimmt zu, die Priesterausbildung wird jedoch weiterhin vom Staat behindert. Beginn von Gesprächen zwischen dem Vatikan und Hanoi auf halboffizieller Ebene.

7. bis 13. November 1990: Erste hochrangige Vatikan-Delegation unter Leitung von Kurienkardinal Roger Etchegaray zu Regierungsgesprächen in Vietnam. Nachher ist von "Wiedergeburt der Hoffnung nach einem Winter für die Kirche" die Rede. Der Vatikan kritisiert anhaltende Probleme, weitere Arbeitstreffen werden vereinbart.

1991: Erstmals seit zehn Jahren können zwei Bischofssitze im Norden Vietnams neu besetzt werden.

1992 bis 94: Priesterweihen und Bischofsernennungen bleiben schwierig und erfolgen nur nach langen Verhandlungen zwischen den Behörden und dem Vatikan. In landesweit vier Seminaren studieren mehr als 300 Priesteramtskandidaten.

November 2002: Vietnams stellvertretender Ministerpräsident zu Gast im Vatikan.

12. Juli 2004: Die sozialistische Führung verkündet das "Bürgerrecht auf Glauben und freie Religionsausübung".

November 2005: Kurienkardinal Crescenzio Sepe bereist eine Woche lang Vietnam und nimmt mit Zehntausenden Katholiken an einer großen Priesterweihe teil. Teile des Besuchs werden im vietnamesischen Fernsehen übertragen.

23. Januar 2007: Der vietnamesische Kardinal Pham Minh Man betont, der Moment für eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen sei gekommen. Die Regierung habe zugesagt, den Erwartungen der Kirche bei Religionsfreiheit und Entwicklung Vietnams entgegenzukommen.

25. Januar: Nguyen Tan Dung als erster vietnamesischer Ministerpräsident beim Papst.