Die Bischöfe Wanke und Schraml gehen in den Ruhestand

Doppelter Rücktritt

Papst Benedikt XVI. hat am Montag den Rücktritt von zwei deutschen Bischöfen angenommen. Der Erfurter Oberhirte Joachim Wanke scheidet aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt, sein Passauer Amtskollege Wilhelm Schraml altersbedingt.

 (DR)

Gleichzeitig ernannte der Papst Schraml zum Apostolischen Administrator, wie die Diözese mitteilte. Als solcher leitet er "mit allen bischöflichen Rechten und Pflichten" weiter die Geschicke des Bistums. Schraml hatte bereits zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2010 wie bei Bischöfen üblich seinen Rücktritt eingereicht, doch wurde seine Amtszeit vom Papst überraschend bis auf weiteres verlängert.



Bis ein Nachfolger für Schraml installiert ist, kommt es nun auch in Passau zu einer ungewöhnlichen Lösung, die zuletzt 2007 nach dem Rücktritt von Kardinal Friedrich Wetter als Münchner Erzbischof praktiziert wurde. Normalerweise wählt in solchen Fällen das Domkapitel einen Diözesanadministrator zum Übergangsverwalter. Dieser besitzt zwar die Gewalt eines Diözesanbischofs. Er darf aber keine Entscheidungen größerer Tragweite fällen, wenn dadurch bischöfliche Rechte berührt sind. So ist ihm die Ernennung von Pfarrern untersagt.



Schraml war mehr als zehn Jahre Bischof von Passau. Er wurde am 26. Juni 1935 im oberpfälzischen Erbendorf geboren und 1961 zum Priester des Bistums Regensburg geweiht. 1986 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Regensburg, im Dezember 2001 zum Bischof von Passau. In der Deutschen Bischofskonferenz ist Schraml aktuell stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie. Er gehört auch der Kommission für Liturgie an.



Große Veränderungen stieß Schraml noch in diesem Jahr an, indem er die Pfarrseelsorge neu strukturierte. Die bisher 285 Pfarreien und

20 Exposituren werden von derzeit 117 auf künftig 86 Pfarrverbände zusammengefasst. Zugleich betonte Schraml stets, dass trotz dieser größeren Seelsorgeräume keine einzige Pfarrei aufgelöst werden solle.



Erster Diözesanbischof des Bistums

Bischof Wanke stand mehr als 31 Jahre an der Spitze des heutigen Bistums Erfurt. Er wurde am 4. Mai 1941 in Breslau geboren und wuchs nach der Vertreibung aus Schlesien in Thüringen auf. Er studierte Theologie in Erfurt und wurde dort 1966 von Bischof Hugo Aufderbeck zum Priester geweiht. Mit 39 Jahren wurde er 1980 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Erfurt ernannt. Wenige Wochen später trat Wanke nach dem Tod Aufderbecks dessen Nachfolge als Apostolischer Administrator des Bischöflichen Amts Erfurt-Meiningen an.



Mit der Gründung des Bistums Erfurt 1994 wurde Wanke dessen erster Diözesanbischof. Von 1995 bis 2001 leitete er die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, von

1998 bis 2010 die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Als Erfurter Bischof entwickelte und förderte er neue seelsorgliche Angebote auch für Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit, die auch bundesweit aufgegriffen wurden.



Zwei ostdeutsche Diözesen ohne Bischof

Mit Wankes Rücktritt sind nun zwei ostdeutsche Diözesen ohne Bischof. Nach dem Amtsverzicht von Joachim Reinelt (75) im Februar wartet auch das Bistum Dresden-Meißen, das Gebietsanteile im Osten Thüringens hat, auf die Ernennung eines Nachfolgers. In der Zwischenzeit werden die Bistümer von einem Diözesanadministrator kommissarisch geleitet.



Für die Diözese Erfurt erfolgt dessen Wahl bereits an diesem Dienstag. Dafür ist das Domkapitel zuständig, das Leitungsgremium des Bistums mit acht Mitgliedern unter Vorsitz von Dompropst Gregor Arndt.