Die Bischöfe zeigen sich besorgt über die Lage von Christen weltweit

Diskriminiert, marginalisiert, angegriffen

Die Situation bedrohter Christen auf der Welt ist auch Thema bei der Herbstvollversammlung in Fulda. Die deutschen Bischöfe sorgen sich besonders um die Lage in Indien. In manchen Teilen des Milliarden-Volks ist die Lage besonders gefährlich.

 (DR)

"Christen sind dort im Visier gewaltbereiter Hindu-Fundamentalisten, die sich gegen alles vermeintliche "Nicht-Indische" wenden und deren Ziel die Errichtung eines reinen Hindu-Staates ist", heißt es in einem am Dienstag in Fulda veröffentlichten Statement des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick, dem Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der katholischen Bischöfe.



Die Situation stelle sich von Provinz zu Provinz allerdings sehr unterschiedlich dar, betonte der Erzbischof. Im Bundesstaat Kerala, wo rund zehn Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche angehörten, seien die Christen geachtete Mitglieder der Gesellschaft. Das Zusammenleben mit den Hindus verlaufe hier "in der Regel kooperativ und friedlich". "Aggression gegen Christen ist also kein gesamtindisches Phänomen", erklärte Schick weiter.



Ausschreitungen 2002 in Gujarat

In manchen Landesteilen aber sei die Lage der Christen prekär, erklärte der Erzbischof vor dem Hintergrund gewalttätiger Ausschreitungen gegen religiöse Minderheiten: "Nicht übersehen werden darf auch, dass die politischen Vertreter des Hindu-Fundamentalismus, insbesondere die Indische Volkspartei, in ganz Indien aktiv sind und in einigen Bundesstaaten die Regierung stellen."



Schick erinnerte besonders an Ausschreitungen im Bundesstaat Gujarat, in dem es 2002 zu blutigen Ausschreitungen gegen Muslime kam, und an die Gewaltwelle gegen Christen im August 2008 im indischen Bundesstaat Orissa. Schick: "Radikale Hindus zerstörten christliche Einrichtungen. 118 Menschen verloren ihr Leben, 54.000 Christen ihr Dach über dem Kopf. Auch dort waren Hindu-Nationalisten in der Regierung, sodass erst der Einsatz der Bundespolizei die Situation befrieden konnte."



Bedrohung in islamisch geprägten Ländern

Zum Thema Christenverfolgung insgesamt sagte Schick, auch nach dem Ende von Ostblock und Sowjet-System seien Diskriminierung, Marginalisierung und manches Mal sogar massive Angriffe auf Leib und Leben von Christen nicht vorüber: "Auch in unseren Tagen ist es an vielen Orten gefährlich und mit einem hohen Preis verbunden, sich zum Christentum und seinen Werten zu bekennen."



Massiv angewachsen sei in den vergangenen Jahren vor allem die Bedrohung von Kirchen und Christen in manchen islamisch geprägten Ländern. Hier mache sich ein erstarkter religiöser Fundamentalismus bemerkbar, der aus dem Wahrheitsanspruch der eigenen Religion einen alleinigen und absoluten Geltungsanspruch in Gesellschaft und Staat ableitet, so Schick.