Die Bonner Münsterbasilika muss von Grund auf saniert werden

"Schlimmer als gedacht"

Das Münster in Bonn muss von Grund auf saniert werden. Ein unerwarteter Millionenbetrag ist fällig. Deshalb startet nun eine große Spendenkampagne "Mein Bonner Münster".

Autor/in:
Samuel Dekempe
Schäden am Bonner Münster (KNA)
Schäden am Bonner Münster / ( KNA )

Eigentlich sollte eine zentrale Stadtkirche für Besucher jederzeit geöffnet sein. In den letzten Wochen war der Zugang zum Münster in Bonn jedoch zeitweise gesperrt. Grund dafür waren vom Gewölbe herabfallende Putzteile und dringende Reparaturen, die nicht auf sich warten lassen konnten. Jetzt aber ist klar: Kleinere Ausbesserungen reichen nicht, das aus dem 11. Jahrhundert stammende Gebäude muss von Grund auf saniert werden.

Im September wurden erstmals Risse im Gewölbe gefunden. Dies hatte eine sofortige Schließung zur Folge, da die Tragfähigkeit analysiert werden musste. Dazu wurde Ägidius Strack vom Büro für Bauwerksanierung in Rösrath beauftragt. Seine überraschende Diagnose: In fast jedem Teil der Kirche finden sich Bereiche, die repariert oder komplett erneuert werden müssen.

An vielen Stellen zeigten sich Risse unterschiedlicher Ausprägung, "von Putzrissen bis hin zu Rissen im statischen Gefüge", berichtet Strack. Im Westen der Kirche fänden sich die breitesten Spalten. Hier könnten  immer noch vorhandene Kriegsschäden eine Rolle spielen. "In manchen Mauerwerkspartien sind sie besorgniserregend", so der Baufachmann. Besonders auffallend, wenn auch nicht gefährlich, sind die Feuchtschäden. Hier seien die ersten Ursachen bereits bekannt: Durch defekte Anschlüsse in den Entwässerungsanlagen dringt bei jedem stärkeren Regen Wasser ein.

Aber nicht nur Putz, Fassade und Gewölbe sind betroffen. Auch die elektrotechnischen Anlagen entsprächen längst nicht mehr den Sicherheitsanforderungen und dem Stand der Technik, heißt es im Bericht. Viele Anlagenteile und Kabelnetze seien überaltert. Das heißt: Die gesamte Stromversorgung muss erneuert werden. "Bereits jetzt gibt es im südlichen Seitenschiff keinen Strom mehr", berichtet Pressesprecher Reinhard Sentis. Mit einer neuen Elektroinstallation soll auch gleich eine Mikrofonanlage mit Induktionsschleife eingebaut werden. "Damit können Gottesdienstbesucher mit Hörgeräten das Signal direkt empfangen."

"Bei der Dokumentation des Zustandes wurden fast 10.000 Fotos von allen zugänglichen und einsehbaren Bauteilen gemacht", erklärt Strack. Parallel dazu seien insbesondere Baudokumente aus der Nachkriegszeit gesichtet worden. Da diese Pläne jedoch nicht für die Sanierung genügen, muss eine umfassende Vermessung durchgeführt werden. "Eine dringende Voraussetzung für die anstehende Renovierung", erklärt Sentis.

Die Grundsteinlegung der Münsterbasilika liegt über 950 Jahren zurück. "Da der Bau nur erweitert wurde, stammt vieles noch aus der Mitte des 11. Jahrhunderts", so der Sprecher. Daher geht er zum jetzigen Zeitpunkt auch davon aus, dass das Münster demnächst für ein bis zwei Jahre geschlossen werden muss. "Bei laufendem Betrieb wird es nicht möglich sein, die Arbeiten durchzuführen."

Das Münster wird immer wieder vorrübergehend schließen müssen

Um dies alles zu begleiten, ist am Donnerstag die Kampagne "Mein Bonner Münster" gestartet. "Es ist keine klassische Spendenkampagne, sondern ein Fundraisingprojekt", sagt Michael Schleiner, Chef der beauftragten Werbeagentur "Schleiner + Partner" in Freiburg. So soll unter anderem eine Homepage mit Spendenfunktion eingerichtet, "Fan"-Artikel zum Münster verkauft werden und einmal im Jahr eine außergewöhnliche Aktion stattfinden. "Schon bei der Kampagne zur Sanierung des Freiburger Münsterturms hatten wir damit großen Erfolg." Dadurch sollen sich nicht nur Gottesdienstbesucher angesprochen fühlen, sondern auch Architektur- und Kulturinteressierte.

Im Laufe der Analyse, die voraussichtlich erst im kommenden Frühjahr beendet sein wird, sollen schon nach und nach gefundene Schäden repariert werden. "Deswegen muss das Gotteshaus auch in nächster Zeit immer wieder geschlossen werden", sagt Sentis. "Denn es ist schlimmer als wir anfangs gedacht haben."


Quelle:
KNA