Er habe etwa "große Magenschmerzen, mit dem Zentralrat der Muslime zusammenzuarbeiten", sagte der Dominikanerpater am Donnerstagabend in einer Online-Gesprächsrunde in Frankfurt. "Im Zentralrat der Muslime ist die Crème de la Crème des politischen Islam versammelt", sagte Nennstiel.
Wenn es um Menschenrechte und Grundsätze der Demokratie gehe, seien "Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit" im Dialog notwendig.
"Doppelbödigkeit" müsse entlarvt werde, sagte Nennstiel auch mit Blick auf Verbände wie Ditib oder Milli Görüs. "Wir müssen den islamischen Verbandsvertretern von Seiten der katholischen Kirche auch deutlich machen, dass wir gewisse Spielchen durchschauen", betonte Nennstiel, der Leiter des Dominikanischen Instituts für christlich-islamische Geschichte (DICIG) in Hamburg ist.
Bald "Höhepunkt des politischen Islam" erreicht
Von "politischem Islam" könne man sprechen, so Nennstiel, wenn es nicht nur darum gehe, den Glauben in die Gesellschaft einzubringen, sondern "wenn aus der spirituellen Religion des Islam eine Herrschaftsideologie wird, die andere unterdrücken will".
Zur Frage, ob diese Bewegung weltweit auf dem Vormarsch sei, sagte der Ordensmann: "Ich glaube, wir haben bald den Höhepunkt des politischen Islam erreicht, weil man eine derartige Ideologie den Menschen nicht auf Dauer aufzwingen kann." Denn sie sähen etwa durch das Internet Alternativen. Er sei da "gar nicht so pessimistisch", sagte Nennstiel. Es werde aber noch einen schwierigen Klärungsprozess geben. Muslimische Gemeinden müssten sich fragen: "Hat die Gewalt vielleicht doch etwas mit dem Islam zu tun?" Aber auch die katholische Kirche stehe vor "schmerzhaften Prozessen in der Theologie".
Pater Nennstiel äußerte sich in einer Online-Gesprächsrunde des von der Islamforscherin Susanne Schröter geleiteten Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI) an der Goethe-Universität Frankfurt.