Die CSU sucht den Schulterschluss mit der CDU

Die artige Schwester

In den vergangenen Wochen und Monaten hatten CDU und CSU oft ein Bild der Zerstrittenheit abgegeben. Horst Seehofer will das ändern. Unter dem neuen CSU-Chef soll die Zeit der "Wadenbeißerei" nun vorbei sein.

 (DR)

- --Von ddp-Korrespondent Stefan Uhlmann-- (Mit Bildern)=

Berlin (ddp). Horst Seehofer blickt müde drein. "Für die CSU hat eine neue Ära begonnen", sagt der sichtlich abgespannte 59-jährige CSU-Chef am Freitag zu Beginn seines Auftritts vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Ganz anders die neue Bundesagrarministerin Ilse Aigner, die neben Seehofer Platz genommen hat. Die 43-Jährige strahlt 90 Minuten nach Erhalt der Ernennungsurkunde zur Ministerin Freude und Energie aus. Mit neuen Gesichtern will die CSU in Bayern in die Erfolgsspur zurückfinden. Dazu gehören auch ein neuer Stil der Politik und ein neuer Umgang mit der Schwesterpartei CDU.

In den vergangenen Wochen und Monaten hatten CDU und CSU oft ein Bild der Zerstrittenheit abgegeben. Die CSU stieß mit Forderungen nach Wiederherstellung der Pendlerpauschale und steuerlichen Entlastungen bei der CDU-Spitze auf taube Ohren. CSU-Spitzenpolitiker beklagten eine mangelnde Unterstützung der Schwesterpartei im Landtagswahlkampf. Hinzu kam der Streit um die Reform der Erbschaftssteuer, der auch die Union spaltete.

"Unions-Familie"
Das soll nun vorbei sein. Seehofer spricht am Freitag gleich mehrfach von der "Unions-Familie", die nur im Schulterschluss von CDU und CSU Erfolg haben könnten. Dass sich die Spitzen beider Parteien zum Thema Erbschaftssteuer am Donnerstagabend im Kanzleramt vor neuen Verhandlungen mit der SPD trafen, war Seehofers Wunsch. Nach drei Stunden einigte man sich auf eine Linie, die am Montag in neuen Gesprächen mit der SPD vertreten werden soll. Gemeinsam habe die Union ein größeres Gewicht, betont Seehofer. Auch mit Blick auf den Bundestagswahlkampf 2009 dürfte dies angesichts der neu aufgestellten SPD wichtig sein.

Das Wort Dialog kommt auffällig oft in den Äußerungen Seehofers vor. Er lobt Aigner und den ebenfalls anwesenden künftigen CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg als dialogorientiert und wirbt für den "Wettbewerb mit dem Argument". In dem 36-jährigen Guttenberg, ein Mann des geschliffenen Wortes, hat der Parteichef dafür einen geeigneten Mitstreiter gefunden. "Das Holzende, Rumpelnde und Polternde liegt mir nur bedingt", betont der Spross einer alten Adelsfamilie, der erhoffte Wahlerfolge nicht mit "triumphalem Gehabe", sondern als Auftrag zum Handeln darstellen will. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer erklärt unter dem Gelächter der Journalisten, das Haudrauf sei ihm ohnehin wesensfremd.

"Wir bleiben hart in den Verhandlungen, beinhart"
Dennoch lässt Seehofer keinen Zweifel daran, dass die CSU ihre Positionen ungeachtet des neuen Stils weiter hart vertreten will. "Haben Sie keine Sorge, dass jetzt Friede, Freude, Eierkuchen mit der CSU verbunden wird", sagt der Parteichef. Und Guttenberg versichert, an Deutlichkeit werde es seine Partei nicht fehlen lassen. Mit Blick auf die Erbschaftssteuer betont der Parteichef: "Wir bleiben hart in den Verhandlungen, beinhart."

Für das kommende Wochenende hat Seehofer vor allem einen Wunsch. Er will nach den anstrengenden Wochen in Bayern "mal wieder ausschlafen" und lesen. Dabei bleibt der neue starke CSU-Mann aber politisch. Er wolle "Literatur von Franz Josef Strauß mal wieder inhalieren".