DOMRADIO.DE: Warum machen die Kirchen bei dieser Bewegung jetzt mit?
Chris Böer (Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit): "Churches for future" ist ein Aufruf eines Zusammenschlusses verschiedener kirchlicher Organisationen und Kirchen und Initiativen, die sich im ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit zusammengefunden haben. Wir wollen uns beteiligen, insofern dass wir die Idee "Fridays for future" und die Schüler und Schülerinnen unterstützen wollen. Wir wollen mit Ihnen solidarisieren.
DOMRADIO.DE: Wie sieht denn Ihre Unterstützung ganz konkret aus?
Böer: Wir denken, dass diese jungen Menschen auf dem richtigen Weg sind und für die richtige Sache einstehen. Wir sind als Kirchen auch der Meinung, dass der Handlungsbedarf massiv ist - insbesondere bei den Anstrengungen zur Begrenzung der Erderwärmung. Wir bitten unsere Gemeinden, die Anliegen der jungen Menschen in ihre Gebete mit einzuschließen und natürlich vor Ort die Aktivitäten zu unterstützen. Die Kirchengemeinden sollen auf die Organisatoren zugehen und Unterstützung anbieten.
DOMRADIO.DE: Wie sieht der Austausch zwischen den Konfessionen aus?
Böer: Das Netzwerk ist ökumenisch. Es hat sich im letzten Jahr mit dem klaren Auftrag und Ziel gegründet, dass wir über die Konfessionen hinaus dasselbe Ziel haben: Die eine Erde retten. Dafür müssen wir uns gemeinsam einsetzen, da stehen keine Konfessionsgrenzen im Weg. Da können alle mitmachen, die im kirchlichen Bereich tätig sind und für den Klimaschutz, für die Klimagerechtigkeit Projekte und Aktionen machen.
DOMRADIO.DE: Viele Menschen sagen ja, dass man gar nichts bewirken kann, weil die Staaten und die Industrie voran gehen müssten. Lohnt sich der Einsatz denn?
Böer: Auch unser CO2-Ausstoß ist immens. Deutschland verfehlt die Klimaziele 2020 mit Bravour. Es ist wichtig, dass wir uns als Christen an die Seite der armen Menschen dieser Welt stellen. Das ist christliche Nächstenliebe. Die Armen gerade im globalen Süden leiden unter den Folgen des Klimawandels am meisten. Sie können sich weder leisten, die Klimaschäden zu beseitigen, noch irgendwelche Anpassungsmaßnahmen vorzunehmen, um zukünftigen Ereignissen wie Fluten oder Dürren vorzubeugen. Sie verlieren durch die Klimakatastrophe ihr Zuhause und müssen sich irgendwie durchschlagen oder neu anfangen. Die Industrienationen sind Verursacher des Klimawandels. Wir heizen mit unserem Lebensstil der Ressourcenverschwendung und des Überflusses immer weiter an. Wir brauchen eine Ethik des Genugs. Wir können ein Leben in Fülle und Vielfalt ermöglichen.
Wir müssen die Erde und die Schöpfung in ihrer Vielfalt erhalten. Und wir müssen mit unseren Partnerschaften im globalen Süden den Ärmsten in unserer Welt helfen, die dieses Leben in Vielfalt eben nicht leben können. Das ist aus christlicher Nächstenliebe heraus eine der wichtigsten und wesentlichsten Verantwortungen, die wir haben. Deshalb ist die Solidarisierung mit den Schülerinnen und Schülern notwendig, sinnvoll und auch richtig, damit der Politik deutlich aufgezeigt wird, dass es nun Zeit zum Handeln ist. Jetzt muss hier bei uns im globalen Norden und auch konkret bei uns in Deutschland gegengesteuert werden!
Das Interview führte Verena Tröster.