Alle Landeskirchen und Diözesen müssen sparen, weil deren Finanzreferenten davon ausgehen, dass die derzeit hohen Kirchensteuern nicht für immer sprudeln. Die seit März amtierende Düsseldorfer Kirchenleitung hat die gesamten landeskirchlichen Finanzen auf den Prüfstand gestellt. Trotz der über 500 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen 2013 (nach Abzug der Entgelte an die Finanzämter) muss die zweitgrößte evangelische Landeskirche sparen. Denn sie finanziert sich vor allem durch die Umlage der 738 Kirchengemeinden, die die Kirchensteuer direkt erhalten. Davon müssen sie 10,1 Prozent als Umlage an die Landeskirche zahlen. Die Kirchenleitung, die nach früheren Plänen zunächst acht Millionen Euro bis 2022 einsparen wollte, muss nun bereits bis 2018 ihre Ausgaben um rund 20 Millionen Euro senken. Das sind 35 Prozent des landeskirchlichen Etats. Und was hat das mit den kirchlichen Schulen zu tun? Jährlich zahlt die Landeskirche für ihre zehn Schulen (vor allem Gymnasien) etwas mehr als 10 Millionen Euro.
Das entspricht der Hälfte der einzusparenden Gesamtsumme. Das bereitet dem für Bildung und Schulen zuständigen Oberkirchenrat Klaus Eberl erhebliches Kopfzerbrechen. Noch wird die im Januar im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr tagende Landessynode nicht über die Schulen entscheiden (das soll 2015 geschehen), doch bereits jetzt geht die Angst bei Lehrern und Eltern um. Denn genau wie bei den katholischen Schulen liegen die Anmeldezahlen meist erheblich über den zu Verfügung stehenden Plätzen für ein neues Schuljahr. Für Eberl sind die evangelischen Schulen ein Markenzeichen der Landeskirche.
Noch keine Entscheidung
Derweil behilft er sich mit dem Hinweis: "Es ist alles offen. Es ist nichts entschieden." Dass auch bei den Schulen gespart werden muss, steht fest. Denn anders ist das Sparziel im landeskirchlichen Haushalt nicht zu erreichen - zumal nach dem für die Finanzen zuständigen Oberkirchenrat Bernd Bauchs die Rücklagen der Landeskirche auf 34 Millionen Euro geschrumpft sind: "In den zurückliegenden Jahren haben wir mehr ausgegeben als eingenommen und die Lücken durch Entnahmen aus der Rücklage geschlossen."
Wie groß inzwischen der Fehlbedarf der landeskirchlichen Finanzen ist, zeigen diese beiden Zahlen: In der Versorgungskasse für die Pfarrer und anderen Kirchenbeamten - für deren Besoldung es eine eigene Umlage seitens der Gemeinden gibt - fehlen mittel- bis langfristig 1,2 Milliarden Euro und in der Beihilfekasse eine halbe Milliarde Euro. Die Beihilfekosten sind zuletzt besonders stark angestiegen.
Kein "Finanzierungswunder" in Sicht
Wie können die zehn Schulen in kirchlicher Trägerschaft auf Dauer gesichert werden? Verschiedene Modelle werden gegenwärtig diskutiert und mit den betroffenen Kommunen "durchgespielt", wobei auch Kombinationen aus den verschiedenen Möglichkeiten denkbar sind: Erheblich höhere Beiträge der Eltern, höhere Refinanzierung der Kosten der einzelnen Schulen durch die Kommunen, Sicherung der Umwandlung von Schulen in neue Schulformen (wie in Hilden bereits beschlossen: Aus Gymnasium und Realschule wird künftig eine Gesamtschule) oder Übergabe der kirchlichen Schule an einen anderen Träger beziehungsweise die Kommune.
Allerdings mag Oberkirchenrat Eberl gegenwärtig noch gar nicht daran denken, eine "seiner" Schulen abzugeben. Aber da ein "Finanzierungswunder" nicht in Sicht ist, muss mit harten Einschnitten im evangelischen Schulwesen der rheinischen Landeskirche gerechnet werden. Bis 2018 passiert aber laut Eberl noch nichts. Denn die strukturellen Einsparungen von 20 Millionen Euro müssen erst bis zu diesem Zeitpunkt voll erbracht werden. Bis dahin wird die Unsicherheit bleiben. Auch die Kommunen haben das gleiche Problem wie die Landeskirche - sie haben immer weniger Geld zur Verfügung.