Die Franziskaner stellen sich in NRW neu auf

Spannende Aufgaben für junge Patres

Die Franziskaner in Deutschland haben Probleme mit ihrer Altersstruktur. Etwa 200 der 350 Ordensbrüder sind inzwischen über 70 Jahre alt. Deshalb müssen traditionsreiche Standorte aufgeben werden, so auch in Düsseldorf.

Autor/in:
Ulrich Wilmes
Franziskanerkloster in Düsseldorf / © St. Lambertus Düsseldorf
Franziskanerkloster in Düsseldorf / © St. Lambertus Düsseldorf

Es ist einer der traditionsreichsten Standorte der Franziskaner in Deutschland überhaupt: Das Kloster an der Immermannstraße in Düsseldorf unweit des Hauptbahnhofs. Inzwischen haben Handwerker die Kunst aus der alten Firminusklause in der NRW-Landeshauptstadt ausgebaut - Schicksal einer aufgegebenen Kirche. Noch in diesem Jahr rückt der Bagger an.

Standorte werden aufgegeben und Kräfte gebündelt

Düsseldorf ist ein Teil eines ganzen Bündels von Maßnahmen, mit denen der Franziskanerorden seine Kräfte in der Bundesrepublik konzentriert. Denn rund 200 der 350 Mitglieder sind inzwischen über 70 Jahre alt und 50 sogar schwer pflegebedürftig, wie Pater Cornelius Bohl betont. Er sorgt als Guardian und damit als oberster Franziskaner von München aus für seine Gemeinschaft. Der Orden stellt sich in NRW und in Deutschland neu auf, indem er einige Standorte aufgibt und Kräfte bündelt.

City-Convent in Düsseldorf soll gehalten werden

Düsseldorf hat noch Glück. Bruder Antonius, der dort für die Armenbewirtung der Franziskaner verantwortlich ist, blickt optimistisch in die Zukunft. Auch wenn das alte Klostergebäude abgerissen werden soll, hält die Münchner Ordensleitung an einem City-Konvent in der NRW-Landeshauptstadt fest. "Zu fünft bringen wir City- und Beichtpastoral, aber auch Gemeindearbeit, den Armentisch und die Fides-Glaubensberatung des Bistums voran", sagt der 58-jährige Kloster-Ökonom. Erst 2019 können sowohl die Ordensleute als auch der Armentisch in Bauten rund um das sanierungsbedürftige Areal der Citykirche Sankt Mariae Empfängnis einen endgültigen Platz finden. Jetzt sind erstmal Übergangslösungen gefragt.

Standort Werl wird aufgegeben

Ganz aufgeben wollen die Franziskaner ihre Präsenz im westfälischen Werl, dem nach Altötting und Kevelaer drittgrößten Marienwallfahrtsort in Deutschland. Der zuständige Paderborner Erzbischof Hanz-Josef Becker sucht nach neuen Lösungen. Er selbst trägt die Ordensentscheidung mit, ist aber berührt: "Die Werl-Wallfahrt zur Gottesmutter ist mir von Kindesbeinen an vertraut und wertvoll." Bis 2019 bleibt der Orden noch - und damit ist Zeit zur Suche einer Nachfolgeregelung.

Abschiede haben auch andere Orte zu verkraften. "2013 hat uns unser Provinzialkapitel aufgefordert, von 39 Häusern sechs in drei Jahren aufzugeben", erklärt Pater Cornelius. So wurden bereits die Konvente im niederbayerischen Eggenfelden und im fränkischen Hammelburg geschlossen. Das dort 1649 im Geist des Franz von Assisi gegründete Altstadt-Kloster hat eine so lange Tradition wie die Düsseldorfer Franziskaner. Überdies wurde im Januar die Gemeinschaft in Rastatt nahe Baden-Baden aufgelöst.

Profil der Franziskaner lebendig halten

Das klingt wie eine Radikalkur. Doch Pater Cornelius versteht sich keineswegs als Abwickler. "Wo ist ein guter Ort für unseren franziskanischen Auftrag? Wo gibt es reizvolle Aufgaben für jüngere Patres von 40 bis 60? Wo können Ältere oder Pflegebedürftige trotz ihrer Gebrechen am Alltag der Gemeinschaften und ihres Stadtteils teilnehmen?" Das sind seine Leitfragen. "Die Gemeinschaften dürfen nicht nur irgendwie überleben. Sie müssen Spiritualität und unseren Auftrag auch öffentlich leben können", so der Guardian. Es gehe darum, weiterhin franziskanisches Profil lebendig zu halten.

Vierer-Konvent in Essen seit 2010

In diesem Sinne machte der Orden bereits 2010 einen neuen Vierer-Konvent in Essen auf. Im problematischen Südostviertel bietet er neben Gemeindeseelsorge auch Sozialarbeit an. Dazu gehören besondere Hilfen für Obdachlose und Migranten.

Zurück nach Düsseldorf: Von Vereinen, Firmen und Schulklassen gesponsert, ist hier das Armenessen der Franziskaner seit 1996 auch ein Bürger-Anliegen. Bruder Antonius: "Die gut gemeinte Geste, Schmalzstullen an der Klosterpforte auszugeben, erschien uns Franziskanern und Bürgern irgendwann auch herablassend und lieblos." So entstanden eine Bewirtung mit wöchentlich 1.000 Portionen und eine kostenlose Duschmöglichkeit für Obdachlose, die aber eine Übergangsbleibe sucht. Eine Chance für mehr Würde - eben franziskanisch.